Frederik Bouffier übernimmt die CDU

Frederik Bouffier will mit der CDU Gießen zurück in Regierungsverantwortung. Beim Parteitag bewirbt er sich um den Vorsitz.
Gießen. Die Stimmung in der Kreisgeschäftsstelle der CDU ist freundschaftlich und entspannt. Dabei ist der Anlass für das Gespräch am Freitagnachmittag kein kleiner. Nach über 23 Jahren im Amt wird Klaus Peter Möller beim Parteitag in der kommenden Woche nicht mehr für den Vorsitz kandidieren. Frederik Bouffier bewirbt sich um das Amt. »In einem längeren Denkprozess bin ich zu der Einsicht gekommen, dass ich mich - wenn ich will, dass Partei, Fraktion und meine Firma zu 100 Prozent laufen - von einem Teil verabschieden muss. Deshalb kandidiere ich nicht mehr für den Stadtverband« erklärt Möller, der Fraktionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung bleibt. »Meine Kandidatur um das Amt des Oberbürgermeisters hat mir gezeigt, wie sehr mir Politik Spaß macht und wie sehr ich Gießener bin«, begründet Bouffier seine Entscheidung.
»Wir arbeiten gut zusammen«
Noch dauert es knapp eine Woche bis zum Parteitag der Union. Doch Frederik Bouffier macht schon jetzt keinen Hehl daraus, wo er mit der CDU hin will, sollten ihn die Delegierten zum neuen Parteichef wählen. »Spätestens bei der nächsten Kommunalwahl muss es das Ziel der Union sein, in der Stadt wieder in Regierungsverantwortung zu kommen«, betont der amtierende Fraktionsgeschäftsführer der Union. Bouffier: »Es hat mich gefreut, dass Klaus Peter mich gefragt hat. Wir arbeiten gut zusammen.« Generell brauche die Partei nach Corona wieder mehr Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. Es gelte, auch im Seltersweg präsent zu sein, Angebote für die Stadt zu machen und zuzuhören. Es gebe nämlich eine ganze Reihe Themen auch außerhalb der Gruppen, die derzeit laut für ihre Inhalte einträten. »Wir werden ein personelles und inhaltliches Angebot machen«, führt der Rechtsanwalt aus. Und eine Kandidatur bei der kommenden Landtagswahl? Die könne er sich grundsätzlich vorstellen. Aber es gebe unter anderem auch innerhalb der Partei einen ganz klaren Zeitplan. Sollte er am kommenden Freitag gewählt werden, will der ehemalige Kandidat thematisch auf seinen OB-Wahlkampf zurückgreifen.
»Denn so viel hat sich in der Stadtpolitik seitdem nicht geändert. Sie ist reduziert auf den Verkehrsversuch - unser Angebot bezieht sich auf alle Bereiche.« Zu den Themenfeldern zählten natürlich Energie, Verkehr und Klima. Aber auch die Wirtschaftspolitik spiele eine wichtige Rolle. Insgesamt stehe die Gießener CDU am Anfang eines Prozesses, bei dem es seine Aufgabe sein könne, in die Partei hineinzuhören. Denn »es gibt viele gute Ideen.«
Besonders wichtig sei es, dass in Partei und Fraktion alle Generationen vertreten seien. »Natürlich vollziehen wir hier auch einen Generationenwechsel«, ergänzt Möller. Die Partei verfüge aber in der Stadt über einen sehr guten Unterbau in der Jungen Union, deren Förderung er als seine Aufgabe angesehen habe. »Aus dieser Truppe wächst die nächste Generation. In der Fraktionsarbeit ist das schon zu sehen«, berichtet Möller,
Er erinnert an einen Dezemberabend vor 23,5 Jahren. Seinerzeit sei er in einem Saal der Kongresshalle zum Parteivorsitzenden gewählt worden. »Ich habe mein ganzes Leben um die neue Aufgabe organisiert, die mein Jahr praktisch getaktet hat. Ich wurde elf Mal wiedergewählt in einer Zeit, in der ich überwiegend kein Hauptamt hatte. Trotzdem habe ich meine Ideen immer wieder eingebracht.«
15 Jahre in Verantwortung
Heute blicke er auf 250 Vorstandssitzungen, fünf Kommunalwahlen und drei Koalitionen zurück. »Wir waren 15 Jahre und damit zwei Drittel meiner Amtszeit in Regierungsverantwortung. Ich habe 24 Parteitage erlebt und 250 Jahreshauptversammlungen«, erinnert sich der ehemalige Landtagsabgeordnete. Auch wegen gestiegener beruflicher Belastung in der eigenen Firma sei in ihm seit der Kommunalwahl der Gedanke gereift, das Amt abzugeben. Im Oberbürgermeisterwahlkampf habe er schließlich seinen Nachfolger gefunden.