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Füllhorn voller Anregungen

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Das internationale Künstlerinnen-Kollektiv stellt im Hardthof fragile Werke aus. Schon die Vernissage war gut besucht. Foto: Schultz © Schultz

»Eine besonders hochwertige Ausstellung acht international bekannter Künstlerinnen,« , so OKB-Vorsitzender Hoffmeister bei der Vernissage von Ocho1fragile in der Hardthof-Galerie Gießen.

Gießen. Eine höchst sehenswerte Ausstellung zeigt jetzt die Galerie im Unteren Hardthof. Gleich acht hochkarätige Künstlerinnen sind in »Ocho1 fragil« vertreten, und Tiefe und Vielfalt ihrer Arbeiten sind außergewöhnlich. Fast steht die Galerie schon unter einen kreativen Überdruck - der Besucher bekommt jedenfalls einiges geboten. Freitag war die gut besuchte Vernissage.

»Es ist eine besonders hochwertige Ausstellung acht international bekannter Künstlerinnen,« konstatierte OKB-Vorsitzender Dieter Hoffmeister in seiner Begrüßung, um sodann das Wort an die Laudatorin, Kulturjournalistin Dorothee Baer-Bogenschütz (DBB), weiterzugeben.

Astrid Stricker, Caroline Krabbe, Concho Galea, Dede Handon, Jutta Heun, Monika Linhard, Roberta Lozzi und Sabina Huber, stammen aus Spanien, Italien, den USA und Deutschland und stellen das kreative Kollektiv dar (European Artist Collaboration). Die Inszenierung der Werke lag in ihren Händen. Verantwortliche Kuratorin war dieses Mal Jutta Leun.

Alle Künstlerinnen haben einen starken künstlerischen Hintergrund und Erfahrung in der Präsentation von Kunst. Einige von ihnen waren Meisterschülerinnen an europäischen Kunsthochschulen. Von allen Gruppenmit-gliedern sind Werke Teil von privaten oder musealen Sammlungen.

Baer-Bogenschütz bezog sich, ausgehend vom Thema »fragil« sogleich auf Herausforderungen einer fragilen Zeit, in der auf kaum etwas mehr Verlass ist und aus der die Werk stammen. »Die Ocho-Frauen pflegen eine angenehme unaufgeregte Bodenständigkeit. Es wird nicht einmal groß herausgestellt, dass es sich exklusiv um Kunst von Frauen handelt,« spielte sie spöttisch auf den allgemeinen Genderwahnsinn an: »Ich bin prinzipiell überzeugt, dass Quote nicht vor Qualität gehen kann. Wichtig ist, dass es acht Europäerinnen sind, die sich im vorigen Jahr zusammentaten, ausgehend von Malaga.« Es ist ihre erste Gruppenschau, Auftakt zur geplanten jährlichen Gruppenpräsentation an verschiedenen Orten in Europa. Es handele sich um eine konzentrierte Themenschau, die Fragen zu allem Empfindlichen verhandelt, zu Vorsicht und Fürsorge, sagte die Laudatorin.

So sind die Werke von Astrid Stricker (»Resting rack«) zerbrechlich stehende Objekte (DBB: »Vegetabilistisch anmutende Objekte, poetische Haltevorrichtungen«) und »Europas Mäntel« von Monika Linhard fragile Faltungen von Zeitungsseiten. Concha Galea zeigt das kraftvolle und flüchtige Glitzern des Meeres, während Jutta Heun Zeit und Zustand thematisiert. DeDe Handon (DBB: »Scheint den Erdboden zu verlassen und Mary-Poppins-mäßig abzuheben«) arbeitet mit vorgegebenem Material an fragilen Strukturen, und Caroline Krabbe zeichnet kleine, zarte Zustände auf großem Papier. Roberta Lozzi arbeitet mit zarten Linien und Oberflächen an einem fast klassischen Frauenbild, während bei Sabina Huber Linien aus hartem Draht durch die transparente Oberfläche politisch aufgeladener andalusischer Plastikplanen scheinen.

Ein bisschen unglücklich platziert sind notgedrungen die fragil wirkenden »Gestelle« Astrid Strickers. Halb transparent und insgesamt gleichsam luftig gestaltet, neigen sie dazu, vor kontrastreichem Hintergrund übersehen zu werden. Nimmt man sie in den Blick, laden sie ruhig zu ausführlicher Betrachtung ein. Dieses Eigenschaft haben sie mit den anderen Werken dieser Schau gemeinsam; man sollte sich zum Besuch der Schau reichlich Zeit mitbringen. Baer-Bogenschütz erwies sich ebenfalls als Glücksfall. Ihre in sehr klarer Sprache gehaltene Rede war ein Füllhorn von kundigen Anmerkungen und eleganten Anspielungen auf Bezüge und die Zeiten. Solche gehaltvollen Einführungen ohne jede Redundanz sind durchaus nicht die Regel, das Zuhören war schlicht ein Vergnügen.

Dem Besucher bietet sich in der Galerie im Unteren Hardthof mit »OCHO1 fragil« eine Schau, die formal und inhaltlich enorme Unterschiede bereithält und auf ganz wunderbaren Wegen Denkanstöße und emotionale Anknüpfungspunkte bietet. Alle Arbeiten besitzen zudem die Aura sicherer Handwerklichkeit und tiefer inhaltlicher Kompetenz: schon jetzt ein Höhepunkt der Saison.

Es erschien ein hochwertiger Katalog, der neben Fotos den Ansatz der Laudatorin und Zugänge zu den Arbeiten der einzelnen Künstlerinnen ermöglicht. Er liegt gratis aus.

Noch bis zum 26. August ist die Ausstellung zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag 11 bis 15 Uhr, Sonntag 15 bis 18 Uhr, Mittwoch bis Freitag 15 bis 18 Uhr.

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