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Für den Frieden

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Von: Felix Müller

Gießen . »Wir haben gelernt, wie Vögel zu fliegen und wie Fische zu schwimmen, aber wir haben verlernt, wie Menschen zu leben.« In einer ausdrucksstarken szenischen Lesung zeigte die Gruppe »TheaterLadies« im Netanya-Saal des Alten Schlosses, wie leidvoll und sinnlos der Krieg ist. Geboten wurden kraftvoll vorgetragene Texte, sanfte Violine-Klänge sowie kleine schauspielerische Einlagen - die Hoffnung auf das Ende des Krieges formulierten.

»Frieden heißt Freiheit heißt Himmel«. Unter der Leitung von Chris Sima gelang der sechsköpfigen Gruppe die schwierige Aufgabe, Krieg und Frieden zum abendfüllenden Thema zu machen. Die Darstellerinnen trugen Texte im dynamischen Wechsel vor. Es ging um Emotionen wie Trauer, Wut, Widerstand und Träume. Mitten ins Herz trafen die Berichte eines bosnischen Jungen, der 1993 mitansehen muss, wie seine kleine Schwester durch einen Granaten-Einschlag stirbt. Ebenso der Tagebucheintrag einer Ukrainerin die vom Kampfgeschehen berichtet. »Eine Freundin schreibt mir in der Nacht nur »Oh mein Gott« und antwortet nicht mehr. Durch die Ukraine rutscht eine namenlose Armee. Tote liegen am Straßenrand wie Müll, dass ist der Preis eines Menschenlebens im Krieg. In Charkiw gibt es kaum noch Brot.

Auch dem Thema Flüchtlinge nahmen sich die »TheaterLadies«, bestehend aus Heike Hausmann, Silke Lindemann, Christiane Schnieder, Drosia Tanriverdi, Kristine Volkmann sowie Sabine Wagner an. Mehrsprachig demonstrierten sie, wie sich ein »Refugee« fühlen müsse, wenn er in ein fremdes Land käme, das plötzlich seine Heimat darstellt. »Entschuldigt, dass wir eure Ruhe stören und auf euren Bänken in der Sonne sitzen. Entschuldigt, dass wir nichts mitbringen. Das einzige, was wir haben, ist eine Geschichte - eine unbequeme noch dazu. Wir haben keine andere, es ist unsere Geschichte. Ich bin kein Flüchtling, denn ich bin nicht geflüchtet. Ich wurde fortgeweht, wie das Blatt eines Baumes.«

Anregend war die Geschichte vom »Krieg und seinem Bruder« - die einige Parallelen zur heutigen Zeit aufweist. Zugleich diente das Stück als Zeichen für Hoffnung, denn am Ende wird der Krieg dort von Frieden abgelöst. »Denn auch wenn wir nicht genau wissen, ob der Frieden von Geburt an in uns ist, oder ein Gefühl darstellt. Frieden ist Wertschätzung, Respekt für Natur und Mensch. Frieden muss bei mir beginnen, bevor ich ihn nach außen transportieren kann«, hieß es im Netanya-Saal.

Caroline Endl an der Violine interpretierte Johnny Cashs Klassiker »Hurt«. Und es ging um das Symbol der Mohnblume: eine der ersten Pflanzen, die auf Gräbern blüht. Sie gilt daher als Gedenk-Symbol für die vielen namenlosen Opfer aller Kriege. Der lang anhaltende, kräftige Applaus sprach am Ende für sich.

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