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Für mehr Chancengleichheit

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Der Start des Pilotprojektes ist für das kommende Schuljahr angedacht. Symbolfoto: dpa/Bernd Thissen © Red

An Gießener Grundschulen sollen künftig Familienzentren entstehen, wie es sie schon jetzt bei Kindertagesstätten gibt. Das Pilotprojekt beginnt im September.

Gießen . Bei den Kindertagesstätten sind sie bereits Alltag: Familienzentren, die nicht nur Kinder fördern, sondern auch Familien beraten und unterstützen sollen. Ab dem kommenden Schuljahr soll es in Gießen aber auch Grundschulen mit Familienzentren geben - das jedenfalls sieht ein Antrag des Magistrats vor, über den die Stadtverordnetenversammlung Mitte des Monats entscheiden wird. Angedacht ist es zunächst als zweijähriges Pilotprojekt, mindestens drei interessierte Schulen gibt es laut Stadträtin Astrid Eibelshäuser (SPD) bereits.

»Ort des Lernens für die ganze Familie«

Aber warum die Änderung? Die Familienzentren sollen für mehr Chancengleichheit sorgen. Oder, wie es im Rahmenkonzept heißt: Einen Beitrag leisten »zur Förderung von gelingenden Bildungsbiografien durch ein enges, vertrauensvolles Zusammenspiel von Elternhaus und Schule«. Die Schule soll zu einem »Ort des Lebens und Lernens für die ganze Familie« werden. Bildungsbenachteiligungen, etwa durch die Herkunft, könnten so abgebaut werden.

Wie das konkret umgesetzt wird, wäre dabei von Schule zu Schule unterschiedlich. Angedacht ist, schulspezifische Profile zu entwickeln. Da die Familienzentren sozialraumorientiert arbeiten, setzt deren Etablierung für jede teilnehmende Einrichtung eine individuelle Analyse der Stadtteile und Quartiere voraus, die zum Schulbezirk gehören. Dabei sollen etwa die Bedarfe der Familien im Einzugsgebiet eine Rolle spielen, aber auch die Siedlungsstruktur sowie bereits vorhandene Angebote.

Da die Zielgruppen - Schüler und ihre Eltern beziehungsweise Sorgeberechtigten - heterogen sind, müssen auch »die Konzepte den Anforderungen an Diversität entsprechen«. Dabei gelte es besonders auch den Bedarfen von Familien mit Zuwanderungsgeschichten zu entsprechen.

Fünf Bausteine sieht das Rahmenkonzept vor: 1.) Niedrigschwellige Zusatzangebote sollen eine Brücke bilden zwischen Schule und Elternhaus und Gespräche, auch über Bildungs- und Erziehungsfragen, fördern. Auch Kontakt zwischen den Familien sollen die Angebote ermöglichen. Kosten für die Familien bei Nutzung der Angebote sind nicht vorgesehen.

2.) In Kooperation mit weiteren Trägern und Institutionen sollen die Familienzentren »ein vielfältiges Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebot« bereitstellen - etwa bei Fragen der Bildung und Erziehung, Medienkonsum oder Entwicklungsphasen des Kindes.

3.) Die Familienzentren sollen eng kooperieren mit dem Netzwerk »Gelingender Übergang von der Kita in die Grundschule« und die schulischen Angebote zum Übergang an weiterführende Schulen ergänzen.

4.) Außerdem sollen die Familienzentren den Familien als »Lotsen« dienen innerhalb des stadtteilorientierten Unterstützungsnetzwerkes. Kooperationspartner werden unter anderem die Träger der Gemeinwesenarbeit und der Jugendhilfe sein, aber auch die Familienzentren der Kitas, die Volkshochschule, Jobcenter und Agentur für Arbeit oder Sozial-, Erziehungs- und Migrationsberatungsstellen.

5.) Zugewanderte Familien sollen Unterstützung dabei erhalten, sich schnell in sozialen Strukturen zurechtzufinden und sozialen Anschluss zu erhalten.

Wie Stadträtin Eibelshäuser in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Schule, Bildung, Demokratieförderung, Kultur und Sport mitteilte, wurden alle 13 Grundschulen zu Beginn des Schuljahres 2021/22 über das Projekt informiert. Das Konzept hat die Stadt gemeinsam mit interessierten Schulleitungen und Vertretern von in Elternarbeit erfahrener Träger erarbeitet.

Ziel ist, die Angebote der Familienzentren mehrmals in der Woche zu »familienfreundlichen Öffnungszeiten« zu realisieren. Die Stadt als Schulträger wird die Familienzentren mit Personal und Sachmitteln ausstatten. Angedacht ist maximal eine halbe Personalstelle, außerdem soll jede Schule jährlich 5000 Euro Sachkostenbudget erhalten. Ein Antrag auf Landesförderung ist möglich und geplant. Die Fördersumme beträgt pro Schule jährlich bis zu 18 000 Euro.

Im Schulausschuss stieß das Konzept durchweg auf Zustimmung, der Antrag wurde einstimmig zur Annahme empfohlen. Als »wichtigen und richtigen Schritt« bezeichnete Dominik Erb (FDP) das Vorhaben. Gerhard Merz (SPD) sprach von einem »Riesenschritt in der Schulentwicklung«. Erfolgreiche Bildungskarrieren dürften nicht von Zufällen abhängig sein.

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