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Und die Musik spielt dazu... Klimaaktivisten kleben sich erneut in Gießen fest und blockieren damit - kurzfristig - die Kreuzung am Oswaldsgarten. Polizisten lösen den Kleber mit Haushaltsöl und Holzspachtel. Foto: Schäfer

»Klimakleber«

»Fuß, Rad, Bus und Bahn - statt Autowahn!«

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Verkehrsaktivisten blockierten am Freitagnachmittag erneut die Gießener Innenstadt. Diesmal klebten sie sich an der Kreuzung am Oswaldsgarten fest. Nach gut zwei Stunden war der Spuk vorbei.

Gießen (rsa). Performance am Freitagnachmittag im Wochenendverkehr am Oswaldsgarten: Blockiert ist die Fahrbahn am Ende der Westanlage direkt vor der Kreuzung, die in der Stadt am zweitstärksten frequentiert ist. Eine Musikgruppe spielt mitten auf der Straße, drei Personen halten ein Banner über die gesamte Fahrbahnbreite, am Straßenrand stehen einige Aktivisten von Fridays for Future (FFF).

Was den Verkehr auf Dauer blockiert, sind sechs Klimaaktivisten, von denen sich die jeweils zwei äußeren auf der Fahrbahn festgeklebt haben. Nicht mit der Fahrbahn verbunden sind die beiden in der Mitte, um im Notfall eine Rettungsgasse freimachen zu können. Drei von ihnen hatten sich bereits am vergangenen Montagvormittag an der Autobahnauffahrt im Schiffenberger Weg festgeklebt, um durch die Verkehrsbehinderung Aufmerksamkeit für ihr Anliegen zu erlangen. Wieso schon wieder in Gießen? Jana Trommer, die sich mit ihrem Mann Stefan Diefenbach-Trommer zudem noch mit Sekundenkleber mit je einer Hand fest verbunden hat: »Wir haben im Februar die Oberbürgermeister von Marburg und Gießen mit der Aufforderung angeschrieben, unsere Forderung bei der Bundesregierung zu unterstützen.« Der Marburger OB sei diesem Verlangen nachgekommen. »Von Gießens OB Becher ist dagegen nichts gekommen.« Und die Aktion laufe in Gießen auch deshalb, weil es die nächstgelegene, größere Stadt sei. Alle sechs Klimaaktivisten auf der Fahrbahn kommen aus Marburg.

Klassische Musik auf der Fahrbahn kommt von der 14-köpfigen Band »Lebenslaute Mittelhessen«. Zwischen den politischen Liedern schallt es über ein Mikrofon: »Wir sind hier, weil die kleinste Partei, die FDP, und ihr Verkehrsminister Wissing planmäßig Klimaschutz verhindern - für kurzfristigen Profit. Deshalb stehen wir hier. Für die nächste Generation.« Sprecher Ben Bender aus Wohratal erzählt, dass es die Gruppe in bundesweiten Verzweigungen mit mehr als 200 Musikern schon seit 1986 gibt. »Wir haben uns in Mittelhessen vor zwei, drei Jahren gegründet und wollen mit unserer Musik zum Deeskalieren brenzliger Situationen beitragen.« Dies hätten sie im « Danni« (Dannenröder Wald) getan und wollten mit ihrer Musik heute den Klimaaktivisten durch die Besänftigung von aufgebrachten Verkehrsteilnehmern Schutz bieten.

»Fuß, Rad, Bus und Bahn - statt Autowahn!« steht auf dem breiten Banner von drei Gießener Verkehrsaktivisten. Sie seien ganz spontan hinzugekommen, sagen sie. Dies sagt auch Philipp Wächter, der sich mit einer kleinen Gruppe von FFF auf dem Gehsteig am Rande des Geschehens mit Schildern postiert hat.

Die Ordnungspolizei leitete den Verkehr über die Gabelsbergerstraße und Konrad-Adenauer-Brücke über die Weststadt großräumig um. Um 16.20 Uhr war der Sekundenkleber mit Haushaltsöl und Holzspateln gelöst und die Fahrbahn nach zweieinhalb Stunden wieder frei.