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Gärtnern für die Zukunft

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Von: Julian Spannagel

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Mit der richtigen Auswahl an Pflanzen, Sträuchern und Bäumen hat man das ganze Jahr über Freude an seinem Garten. Foto: Spannagel © Spannagel

Richtig pflanzen und pflegen: Jens Maute stellt auf Einladung des Nabu Gießen Ideen für klimaangepasste Hausgärten vor.

Gießen. Immer mehr Menschen merken die Auswirkungen des Klimawandels - auch im heimischen Garten. Aufgrund von Dürre statt sattem Grün braune, ausgetrocknete Rasenflächen. Andernorts dominiert Grau: statt Rasen Kiesbeete. Was klimaunabhängig funktioniert, ist jedoch für Biodiversität und Insekten nicht gerade vorteilhaft. Der Gartenarchitekt Jens Maute hat auf Einladung des Nabu Gießen im Rahmen einer Reihe über zukunftsfeste Hausgärten referiert.

Wiese mit Samen »impfen«

Was also tun, wenn der Rasen durch Dürre nicht mehr schön aussieht? Maute rät im Wesentlichen dazu, kurze, grüne Rasenflächen durch Wiesen zu ersetzen. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.

Beispielsweise lässt sich die oberste Schicht der Rasenfläche abtragen. Der darunterliegende Boden wird anschließend mit Sand angereichert, sodass eine ausgestreute Samenmischung gut wächst. Deutlich weniger aufwendig, dafür jedoch nur »halbwegs brauchbar«, sei es, das vorhandene Gras sehr stark zu kürzen und dann auszusäen. Weiterhin könne die Wiese wiederholt mit Samen »geimpft« werden.

Die besten und widerstandsfähigsten Resultate produziert nach Maute allerdings ein kontrolliertes Wiesenwachstum über viele Jahre.

So sollte nicht häufiger als 5- bis 6-Mal pro Jahr und nicht zu kurz gemäht werden. Durch die Ausdünnung können immer mehr verschiedene Pflanzen Fuß fassen. Von Samenmischungen aus dem Baumarkt rät der Experte ab. Er verweist stattdessen auf Produkte von »Rieger-Hofmann«, »Bauer Courth« und »Lebensinseln-Shop«.

Auch beim Wässern gibt es eine Menge zu bedenken. Grundsätzlich sei es ratsam, Regenwasser zu nutzen. Dessen Ableitung in die Kanalisation und die Versiegelung in Städten verhindere dies jedoch. Deshalb schlägt er vor, Wasser mittels eines zum Abwasserohr des Hauses verbundenen Schlauchs auf die Wiese zu leiten. Ziel der Leitung könnten entweder eine Kuhle oder wechselnde Orte auf der Fläche sein.

Die Idee dahinter, ist, dass sich der Boden mit Regenwasser vollsaugt. In Kombination mit einer dem Klima trotzenden Wiese dürften sich Gärtner dadurch deutlich länger einer sprießenden Pflanzenwelt erfreuen können.

Die Lösung von Maute ist auch günstiger als etwa das Einrichten einer Zisterne. Er gibt zu bedenken, dass Regenwasser aus einer Regentonne zu Algenbildung neige und außerdem ein »Insektengrab« sei.

Beim Gießen sollten Hausgartenbesitzer nach Einschätzung des Gartenarchitekten zudem nicht flächenwirksam vorgehen. »Je größer, desto wichtiger«, so Maute. »Bäume sind am Wichtigsten.« Dies begründet er damit, dass Bäume Schatten spenden. Deren kühlende Wirkung werde in Zukunft relevanter. Zudem wachsen Bäume länger als Gras. Während brauner Rasen nach Regen schnell wieder ergrünt, ist der Verlust eines Baums endgültig.

Amberbaum und Witwenblume

Eine Gießkanne sei bei der Baumbewässerung Fehl am Platz. »100 Liter pro Woche sind optimal, wenn es gar nicht mehr regnet«, so der Referent. Dies sei insbesondere für junge, noch nicht so tief verwurzelte Bäume relevant. In hohem Alter benötigen Bäume ebenfalls wieder mehr Wasser. Gegossen werden sollte direkt am Stamm. Bei Baum-Neupflanzungen rät Maute dazu, das junge Wurzelwerk nach Vorbild des öffentlichen Gärtnerns in einen Sack oder in eine löchrige, alte Regentonne zu stecken. Dadurch werde das Gießwasser effizienter genutzt.

Auch bei der Pflanzenauswahl gibt es Möglichkeiten, den Hausgarten an das Klima angepasst zu gestalten. Als Beispiele für Bäume nennt er etwa den Amberbaum oder die Schwedische Mehlbeere. Beide wachsen bei unterschiedlichsten Bedingungen und sind gegen Winde gewappnet. Letztere finde man sogar auf Helgoland, wo raue Winde wehen. Wenn es etwas kleiner sein darf, gibt es beispielsweise die Felsenbirne, bei der es egal sei, wo sie hingepflanzt werde.

Weiterhin gut für die klimatischen Bedingungen geeignet seien zudem die Bartblume, Liguster, Schafgarbe, Schleierkraut, Witwenblume, Lavendel, Katzenminze und Salbei. Eisenkraut bezeichnet Maute als seine Lieblingspflanze. Sie blüht von Juni bis November, da ihre kleinen Blütenköpfchen nacheinander abblühten. »Ein super Teamplayer«, so der Gärtner. Er wie manche der Diskussionsteilnehmer hoffen, dass sich mehr Menschen für den »Naturgarten«-Verein interessieren. Viele Ideen und Anregungen, die jetzt aktuell vorgestellt werden, hätten die Mitglieder schon vor vielen Jahren gehabt.

Foto: Spannagel

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