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Ganz spezielle Hitparade

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Können sogar spontan aus dem Publikum kommende Begriffe zu einem passablen Lied zusammensetzen: Die vier Sänger von Maybebop in der Kongresshalle. Foto: Czernek © Czernek

Die famose A-cappella-Formation Maybebop glänzte in der ausverkauften Kongresshalle mit ihrer Version der größten Hits 2022 - und einigem mehr.

Gießen . Wer ein Konzert der A-cappella-Formation Maybebop besucht, der weiß: Hier ist alles möglich - außer Langeweile. Die vier Herren witzeln und blödeln, greifen aber auch ernste Themen auf und erreichen damit sowie ihrer Kreativität und einer perfekten Präsentation seit Jahren ein großes Publikum. Nun gastierten die fabelhaften Vier in der ausverkauften Kongresshalle, was angesichts der vielen verschobene Termine und der großen Fangemeinde kaum verwunderlich war.

Viele der Fans hatten zwei Jahre auf diesen Auftritt gewartet - und es hat sich gelohnt. Zwar kamen Jan Bürger (Countertenor), Lukas Teske (Tenor und Beatbox), Christoph Hiller (Bass) sowie das letzte verbliebene Gründungsmitglied Oliver Gies (Bariton). nicht mit dem ursprünglich einmal angekündigten Programm »Ziellos« vorbei, das sie mittlerweile eingemottet haben. Dafür legten sie nun ein »Best of«-Programm auf.

Seit rund 20 Jahren tourt die in Hannover gegründete Formation durch die Lande. Nun ist es für sie also an der Zeit, Rückschau zu halten. Allerdings hat die Band keine Hits auf irgendeiner Liste. Was also tun? Einfach das Publikum fragen. Wünsche konnten vor den Auftritten gemailt werden, die dann erfüllt werden - oder auch nicht. Dadurch gestaltet sich jedes Konzert anders. In Gießen bewies Maybebop, dass sie mit Recht zu den gefragtesten A-cappella-Bands Deutschlands gehören. Da ging es etwa in bester Reggae-manier um das Backen von Muffins, mit tiefgründigem schwarzem Humor um eine Ehe (»Lass dir Zeit«), ironisch um das Gefühl der Hoffnung (»In zehn Jahren wird alles besser«) oder gewitzt um das Bedienen eines Seifenspenders.

Maybebop trifft bei rasant wechselnden Tempi und Stilrichtungen im wahrsten Sinne immer den richtigen Ton. Auch wenn vieles spontan oder gar chaotisch wirkt: der Ablauf ist ebenso aufeinander abgestimmt wie die Stimmlagen.

Volkslied mit klarer Botschaft

Und die Sänger können auch ernste Töne anschlagen, wie mit ihrem Lied »gegen die Natur«: ein Statement für Diversität und gegen Ignoranz. Ebenso klar klingt ihre Version des Volkslieds »Kein schöner Land«, grandios vermischt mit afrikanischen Rhythmen. Die Botschaft: Wir haben nur diesen eine Planeten, den wir bewahren müssen, Dazu passend wurde eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen auf die Bühnenrückwand projiziert.

Besonders ist auch die Affinität der Band zu weihnachtlichen Bräuchen. Daher durfte der ironisch- bissige »Adventskalender im September« nicht fehlen, auch wenn er erst vom Gießener Publikum eingefordert werden musste.

Andere Einlagen gehören dagegen standardmäßig zu ihren Auftritten. So sprang Lukas Teske nach der Pause ins Publikum und ließ sich verschiedenste Begriffe zurufen, die Oliver Geis sofort zu einem passablen Lied zusammensetzte: Nach kurzer Abstimmung auf der Bühne welche Musikform es denn sein sollte - Marsch, Jazz oder Country - legten sie los. Hinzu kam ein Medley der 20 kommerziell erfolgreichen Lieder des vergangenen Jahres, bei dem schon wieder kein Lied von Maybebop dabei war - trotzdem schmetterten sie innerhalb von vier Minuten das gesamte Pop-Programm 2022 herunter, zur Freude der Besucher inklusive »Layla«.

Nach der Pause wurde der Wismarer Chor »Vocal pur« unter der Leitung von Gabriela Tasnadi auf die Bühne gebeten. Gemeinsam mit dem Quartett interpretierten sie den Queen-Song »Don’t stop me now« in einem Arrangement von Oliver Gies, dem genialen Kopf von Maybebop. Nach langen Standing Ovations und drei Zugaben standen die nahbaren Sänger im Anschluss zum Plausch mit den Fans im Foyer bereit. Eine gute Nachricht verbreiteten sie bereits kurz zuvor auf Facebook: Im Gegensatz zu anderen Gruppen wie den Wise-Guys denken sie noch lange nicht ans Aufhören. Gut so.

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