Gastliche Ruine am Lahnufer

Auf der Badenburg bei Gießen wurde einst Revolution gemacht, Mensuren ausgetragen - aber schon immer gut gegessen und getrunken. Das Gasthaus war im dritten Teil unseres Rätsels gesucht.
Gießen. Die »Badenburg« ist seit Jahrhunderten ein beliebtes Ausflugsziel. Nicht nur Gießener lassen sich hier »eine Schippe Dreck« schmecken. Nach der gelungenen Restauration in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Gaststätte sogar noch beliebter. Viele Leser haben das Gasthaus, nach dem wir in der dritten Folge unseres Sommerrätsels suchten, erkannt.
Es gibt einen unterirdischen Gang von der Badenburg zur Burg Gleiberg. Da konnten früher die Bewohner hindurch fliehen, wenn Feinde anrückten, erzählt man sich. Auch hört man immer wieder folgende Anekdote: In der Nähe wurde einmal ein Topf mit Münzen bei einem Baum direkt an der Lahn vergraben. Weil der Fluss aber ständig sein Bett wechselte, fand der Besitzer seinen Schatz nicht wieder, und er liegt heute noch in der Nähe der Badenburg unter der Erde.
Die Ruine Badenburg regte stets die Fantasie an und Generationen von Kindern streiften durch das alte Gemäuer auf der Suche nach dem Eingang zu dem geheimen Gang. Lange stand die Burg leer und war ein idealer Abenteuerspielplatz, bis am Ende der 1960er Jahre wieder ein Restaurant dort entstand, das nun den Gästen das Flair des Ritterlebens vermittelt.
Entstanden als Hofgut, wird die Badenburg erstmals 1356 urkundlich erwähnt. Sie liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Gießen am Ufer der Lahn. Früher gehörte zum Gut Badenburg eine Mühle und eine eigene Kapelle. Im 15. Jahrhundert kam sie in den Besitz der landgräflichen Vasallenfamilie von Weitolshausen, genannt Schrautenbach.
Zur Ruine wurde das Gehöft nicht durch kriegerische Auseinandersetzungen, sondern nachdem seine Besitzer es wegen wirtschaftlicher Probleme verkaufen mussten. Es blieb nach dem Verkauf unbewohnt und wurde zum Teil zur Gewinnung von Baumaterial demontiert. Die Ruine wurde bereits im 19. Jahrhundert zum beliebten Ausflugsziel der Gießener und Bürgern aus der Umgebung.
Friede den Hütten, Krieg den Palästen
Berühmt wurde die Badenburg, nachdem sich am 3. Juli 1834 eine revolutionäre Geheimgesellschaft dort traf und einen überregionalen »Preßverein« gründete. Ziel des Vereins war die Anschaffung einer Druckerpresse und die Befreiung von politischen Gefangenen. Die erste Handlung der Gruppe war die Verfassung und Verbreitung einer revolutionären Kampfschrift mit dem Titel »Hessischer Landbote«. Verfasst von dem Gießener Medizinstudenten Georg Büchner und dem Butzbacher Pfarrer und Schulrektor Friedrich Ludwig Weidig, rief die Flugschrift unter dem Titel »Friede den Hütten, Krieg den Palästen« zum Widerstand gegen die Fürstenwillkür und die soziale Ungerechtigkeit auf.
Der Preßverein wurde von einem Lockspitzel verraten. Georg Büchner gelang es, nach Straßburg ins französische Exil zu fliehen, Weidig starb unter nie geklärten Umständen in der Darmstädter Untersuchungshaft.
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein trafen sich in dem Gemäuer korporierte Studenten, um dort unbeobachtet ihre »Mensuren« auszutragen, Schwertkämpfe, die bereits im 19. Jahrhundert verboten waren. Auch heute noch ist die Badenburg ein beliebtes Ausflugslokal, wo man im »Ritterkeller« oder der »Turmstube« auch einen »Eimer Knochen« serviert bekommt. Außerdem ist eine Ausstellung von historischen landwirtschaftlichen Geräten sehenswert.
Die alte Fassade ragt noch immer als Ruine über der Lahn auf. Der Ritterkeller ist in den alten Kellergewölben eingerichtet. Der Geheimgang zur Burg Gleiberg wartet noch heute auf seine Entdeckung und auch der sagenhafte Goldschatz wurde noch nicht gefunden. In unmittelbarer Nähe der Badenburg kann er eigentlich auch nicht vergraben sein, steht doch die Burgruine auf massivem Felsen, der vor der Burg steil zur Lahn abfällt.
Kerstin Dorfeld aus Gießen ist die Gewinnerin dieses Serienteils. Wenn Sie auch Ihr Rätselglück versuchen und einen Einkaufsgutschein gewinnen möchten, haben Sie in der Samstagausgabe die nächste Chance dazu. Dann veröffentlichen wir Teil 4.