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Gegen Krebs, Herzerkrankung und Depression

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Allen Grund zur Freude hatten die Projektleiter bei der Übergabe der Förderurkunden für ihre Forschungsvorhaben (v.l.): Prof. Hamidreza Jamalabadi, Dr. Niklas Gremke, Benedikt Dörflinger und Dr. Lena Cook. Foto: Christian Stein © Christian Stein

Marburg/Gießen (red). Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigsten Todesursachen; auch die Zahl schwerer psychischer Erkrankungen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Für all diese Erkrankungen werden dringend neue Behandlungsmöglichkeiten benötigt. Mit über 700 000 Euro fördert die von Behring-Röntgen-Stiftung vier Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen, die sich der Erforschung von Brustkrebs, Hirnmetastasen, Herzschäden sowie Depressionen verschrieben haben.

Bei einer Feierstunde im Marburger Landgrafenschloss nahmen die Begünstigten am Dienstag ihre Förderurkunden aus den Händen des Stiftungsvorstands entgegen. »Fortschritte in der medizinischen Forschung werden in vielen kleinen Schritten erkämpft, die zum Verständnis schwerer Erkrankungen beitragen«, sagte Dr. Lars Witteck, Präsident der Von Behring-Röntgen-Stiftung. »Das erfordert neben Erfindergeist den Mut zur Innovation und Durchhaltevermögen. Mit unserer Unterstützung wollen wir jungen Forschertalenten ihren Weg in die Spitzenforschung von morgen ebnen«, verdeutlichte er die Ziele der in Marburg ansässigen Von Behring-Röntgen-Stiftung.

Die Projekte der Marburger Dr. Niklas Gremke, Dr. Lena Cook und Prof. Dr. Hamidreza Jamalabadi sowie des Gießeners Benedikt Dörflinger wurden aus fast 40 Vorschlägen ausgewählt, die bei der Von Behring-Röntgen-Stiftung in der aktuellen Förderrunde eingereicht wurden. Drei Jahre haben die jungen Forschenden Zeit, um ihre Ziele zu verwirklichen.

Brustkrebs ist mit Abstand der häufigste bösartige Tumor der Frau. Neben Chemo-, Antikörper- und Antihormontherapien stehen mittlerweile auch neuere zielgerichtete Therapien für die Brustkrebsbehandlung zur Verfügung. Ein Problem ist, dass die Wirkung auch dieser Behandlungsmöglichkeiten nach einiger Zeit nachlässt, weil die Tumorzellen in der Lage sind, ihren Wirkmechanismus zu umgehen. Dr. Niklas Gremke will in seinem mit 199 000 Euro geförderten Projekt die molekularen Mechanismen dieser Vorgänge, die als erworbene Resistenz bezeichnet werden, genauer untersuchen und alternative Therapieoptionen erforschen.

90Prozent aller Krebstodesfälle hängen mit der Bildung von Metastasen, den Absiedlungen bösartiger Tumoren, zusammen. Warum ein Ursprungstumor Metastasen bildet, ist jedoch nicht hinreichend erforscht, sodass wirksame Behandlungsmöglichkeiten fehlen. Dr. Lena Cook will in ihrem mit 172 000 Euro geförderten Projekt die enge Wechselwirkung zwischen Tumor- und Immunzellen während der Metastasierung untersuchen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen an der Spitze der Todesursachen in Europa. Ein Grund für die hohe Sterblichkeit ist die mangelnde Regenerationsfähigkeit des Herzens Erwachsener, zum Beispiel nach einem Infarkt. Benedikt Dörflinger widmet sich der Frage, wie man die regenerativen Fähigkeiten des Herzens, die neugeborene Säugetiere noch besitzen, bei neugeborenen Kindern wiedererwecken kann. Das Ziel des 27-Jährigen ist es, diese Erkenntnisse auf Erwachsene zu übertragen, um in fernerer Zukunft die Prognose und Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Herzschäden zu verbessern. Das Forschungsprojekt des Gießener Nachwuchswissenschaftlers wird mit 137 000 Euro unterstützt.

Psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel schwere Depressionen, sind weit verbreitet; sie können die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Nach wie vor ist nicht genau bekannt, welche Prozesse oder Bereiche im Gehirn diese Erkrankungen verursachen. Möglicherweise sind kleine Störungen im gesamten Gehirn ursächlich, die das Zusammenspiel der verschiedenen Hirnareale beeinträchtigen. In seinem mit 195.000 Euro geförderten Forschungsprojekt überträgt der Ingenieur und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Hamidreza Jamalabadi sein Wissen aus der Elektrotechnik auf die Hirnforschung. Mithilfe von Verfahren, die üblicherweise zur Überprüfung von Verbindungen in technischen Systemen verwendet werden, will er die Vernetzungen im Gehirn tausender Menschen untersuchen, um neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

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