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Gepackt vom Reiz der Gastronomie

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Auf der Zielgeraden: Cihan Aktas stellt sich gerne neuen Herausforderungen. In der Alten-Busecker Straße in Wieseck laufen die letzten Vorbereitungen für die Eröffnung von »Reinstein - Bäckerei, Café, Eis & more«. Foto: Lemper © Lemper

Im ehemaligen Blumenpavillon Haas in Gießen-Wieseck eröffnet Cihan Aktas Anfang September ein Café mit Bäckerei. Welche Ideen er damit verwirklichen möchte, erzählt er an dieser Stelle.

Gießen. Die heruntergelassenen Jalousien an den großen Schaufenstern geben den Blick ins Innere des kleinen Ladens noch nicht frei. Dabei hat sich dort schon einiges verändert, seit Elsbeth Kraft im Dezember 2021 verkündet hatte, den Blumenpavillon Haas gegenüber dem Friedhof in Wieseck nach fast 50 Jahren dauerhaft zu schließen. Ein Bio-Gemüseladen, wie ihn sich Ortsvorsteher Michael Oswald damals wünschte, zieht nun allerdings nicht ein. Die bereits angebrachten Werbeschilder verraten vielmehr, dass die Gäste in der Alten-Busecker Straße künftig »Bäckerei, Café, Eis & more« erwarten dürfen. Der Name: »Reinstein«. Welche Ideen er damit verwirklichen möchte, erzählt Inhaber Cihan Aktas im Gespräch mit dem Anzeiger. Die Eröffnung ist für die erste Septemberwoche anvisiert.

Ein bisschen stolz ist Cihan Aktas schon, dass letztlich er ausgewählt worden ist. Immerhin hat Eigentümerin Elsbeth Kraft über 70 Bewerbungen für den attraktiven Standort in zentraler Lage erhalten. Der junge Mann aber habe sie am meisten überzeugt - mit seinem Konzept und als Mensch. »Er ist sehr sympathisch, ehrlich, möchte etwas erreichen und sich eine Existenz aufbauen«, schildert sie ihre Eindrücke. Und fügt hinzu: »Das ist für mich absolut unterstützenswert.«

Weit hat es der 29-Jährige nicht zu seinem Arbeitsplatz, er wohne quasi »um die Ecke«. Früher habe er deshalb regelmäßig bei Elsbeth Kraft Blumen für seine Freundin geholt. »Ich war im Grunde Stammgast.« Den Laden kennt er also sehr gut, hat sich darin stets wohlgefühlt. Wenngleich er nie damit gerechnet habe, die Verkaufsfläche irgendwann selbst zu mieten und nach seinen eigenen Plänen einzurichten. Ende Januar hat Aktas mithilfe seines Bruders und seines Schwagers mit der Renovierung und allerlei handwerklichen Tätigkeiten begonnen. Den gefliesten Boden und die markant gestaltete Decke haben sie so belassen, wie sie den bisherigen Kunden vertraut waren. Alles andere sei komplett erneuert worden. Und auf der Zielgeraden ist noch einiges zu tun. Theke, Schränke, Stühle und Tische stehen schon, sind zum Teil aber noch mit Plastikfolie überzogen.

Ein Neuling in der Gastronomie ist Cihan Aktas nicht. Die Familie kommt aus der Branche, sie zog von seinem Geburtsort Limburg nach Gießen, wo sein Vater ab 2002 das »Mega Tandur« im Asterweg betrieb. Es habe sich um das erste türkische Restaurant in der Stadt mit Holzofen gehandelt, so der 29-Jährige. »Als Kinder sind wir damit aufgewachsen, haben immer mal ein paar Kleinigkeiten erledigt.« Dennoch entscheidet er sich zunächst für eine Ausbildung zum Metallbauer, die er in Reiskirchen absolviert. »Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe gut verdient«, sagt Cihan Aktas.

Mit Außenterrassen

Die Gastronomie scheint ihn indes noch mehr gereizt zu haben; 2018 steigt er nämlich im »Geschmacksverkehr« von seinem guten Freund Dimitri Skartsanis ein, wird leitender Geschäftsführer. Und kann sich durchaus vorstellen, diesen Job »für ein paar Jahre« auszuüben, »nicht fürs ganze Leben«. Doch mit der Zeit habe er zunehmend Gefallen daran gefunden - trotz der harten Bedingungen. »Wenn man etwas mit Herzblut angeht, lassen sich auch solche Härten besser wegstecken.« Zumal er das neue Projekt, das angesichts eines zehn Jahre laufenden Mietvertrages langfristig angelegt sei, nicht alleine stemmen muss. Unterstützt wird Aktas von seiner Schwester Hacire Sakali (39), einer gelernten Bäckerin, und ihrem Mann. Außerdem möchte er noch zwei Angestellte beschäftigen. Gerade in den warmen Monaten ist mit den zusätzlichen zwei Terrassen zur Straße und zum Hof reichlich Platz für Gäste vorhanden, die bedient werden wollen.

Ein Schwerpunkt solle auf Frühstücksangeboten liegen, obendrein werde es selbst gebackene Kuchen und Torten sowie allerlei Süßes geben. Das Sortiment soll ferner einige türkische Spezialitäten wie die bekannten Sesam-Ringe, die deftige Knoblauchwurst Sucuk und eventuell Baklava umfassen, sich ansonsten aber auf deutsche und französische Backwaren konzentrieren. Brote und Brötchen werden geliefert, hier sei er noch im Austausch mit Backstuben aus der Region. Auch über einen täglich wechselnden und saisonal angepassten Mittagstisch, inklusive Eintöpfen und Suppen, denkt der 29-Jährige nach. An Ideen mangele es jedenfalls nicht, überstürzen wolle er trotzdem nichts, obwohl Cihan Aktas von sich selbst sagt, er sei jemand, »der das Risiko mag und sich Herausforderungen gerne stellt« - und der gelernt habe, Dinge einfach mal auszuprobieren.

Bleibt noch die Frage, was es mit »Reinstein« auf sich hat. Klingt ja etwas ungewöhnlich, ist aber simpel zu erklären - und zwar mit dem Nachnamen des Chefs: Denn das türkische »ak« lasse sich mit »rein« übersetzen und »tas« bedeute eben »Stein«.

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