Gespannt auf Dezember-Rechnung

Der Senat der Justus-Liebig-Universität Gießen befasste sich auf seiner jetzigen Sitzung mit Energiesparen, UKGM-Zukunft und studentischer Gremienarbeit.
Gießen . Während der durchschnittliche Hauseigentümer schon genügend damit zu tun hat, die eigenen Energiekosten im Blick zu behalten und nicht davonrasen zu lassen, muss der Justus-Liebig-Universität (JLU) das bei gleich rund 250 Liegenschaften gelingen. Sei es nun im Lehr-, Forschungs- und Verwaltungsbereich oder auch bei angeschlossenen Einrichtungen wie den Bibliotheken. Zumindest im Zeitraum September bis November hat man das an der JLU offenbar ganz gut hinbekommen. Wie Unipräsident Joybrato Mukherjee bei der jetzigen Senatssitzung vermeldete, wurde rund 25 Prozent weniger Energie im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum verbraucht. Bei den Hauptenergieträgern wie Fernwärme seien etwa sechs Gigawatt eingespart worden, berichtete Guido Eisfeller, Leiter des Dekanats Liegenschaften, Bau und Technik. Doch Mukherjee musste die Freude darüber gleich ein wenig bremsen, denn die milde Witterung in den vergangenen drei Monaten habe natürlich einen großen Anteil an dieser Einsparung. »Interessant wird sein, wie das in diesem Dezember aussehen wird«, meinte er angesichts der jüngsten, ziemlich heftigen Frostperiode.
Nutzerverhalten
25 Prozent Energiekosten-Reduzierung sind es auch, die die Universität im gesamten Herbst und Winter im Vergleich zum Vorjahr erreichen möchte. Doch schon jetzt rechnet die Hochschule für das Jahr 2022 mit einer Kostensteigerung in Höhe von annähernd zehn Millionen Euro, sofern die bereits angestoßenen Energiesparmaßnahmen nicht doch noch für einen deutlich geringeren Verbrauch sorgen sollten. Von den vom Land Hessen für die Folgen des Ukraine-Kriegs zur Verfügung gestellten 200 Millionen Euro erhalten die hessischen Hochschulen zwar mit 40 Millionen den größten Brocken, die aber müssen untereinander aufgeteilt werden und seien ohnehin nur »ein Tropfen auf dem heißen Stein«, wie ein Senatsmitglied deutlich machte.
Ob und wie viel eine Hochschule aus diesem Notfallfonds erhält, hängt aber zum einen davon ab, »wie sich die Energiesparmaßnahmen auswirken, hier ist das Nutzerverhalten entscheidend«, so Mukherjee. Und andererseits von den noch vorhandenen finanziellen Rücklagen, »gut, dass wir diese abgebaut haben«, stellte der JLU-Präsident fest. Und zeigte sich in puncto Fonds überzeugt, dass »wir in besonderem Maße davon profitieren werden«.
Laut der Bundes-Energieeinsparverordnung soll auch an Hochschulen maximal auf eine Höchsttemperatur von 19 Grad Celsius geheizt werden. Doch diese wird offenbar in vielen der älteren Universitätsgebäude selbst beim vollen Aufdrehen des Thermostats nicht erreicht, wussten Senatsmitglieder zu berichten. Schon jetzt seien »60 Prozent aller JLU-Gebäude sanierungs- oder erneuerungsbedürftig«, schilderte Mukherjee und setzte sich dafür ein, dies gemeinsam mit den zwölf anderen hessischen Hochschulen zu einem Thema im Landtagswahlkampf 2023 zu machen. Zumal man es auch im kommenden Jahr oder gar noch länger mit einem hohen Energiepreisniveau zu tun haben wird.
Auf ein positives Echo stößt seitens JLU-Medizin-Vertretern und Unipräsident das kürzlich beschlossene Eckpunktepapier zur Weiterentwicklung des Uniklinikums (UKGM), auf das sich das Land und Betreiber Asklepios/Rhön-Klinikum AG geeinigt haben (der Anzeiger berichtete). Von Fachbereich und Dekanat werde es »sehr begrüßt, dass wir nun etwas in der Hand haben«, meinte Prof. Wolfgang Weidner aufgrund der langen Hängepartie. Aus Sicht des Dekans sei es auch deshalb »von eminent wichtiger Bedeutung«, wenn es darum geht, Wissenschaftler und Ärzte nach Gießen zu holen. Joybrato Mukherjee sieht mit dem Papier die Grundlage dafür gegeben, »nun nach vorne wirken zu können«. Das endgültige Ergebnis soll Ende Januar vorliegen, wenn die Gespräche über konkrete Investitionsprojekte der kommenden Jahre, an denen auch die JLU beteiligt ist, feststeht.
Für eine längere Diskussion sorgte ein studentischer Antrag der Juso-Hochschulgruppe, mit dem sich Vanessa Wagner für die »Reaktivierung der veranstaltungsfreien Mittwochnachmittage« starkmachte. Hintergrund sei, dass Studierende, die sich neben ihrem Studium auch in Hochschulgremien von Senat bis hin zu Fachschaft engagieren, nicht dafür noch »bestraft« werden dürften. So müssten sie sich nämlich bei parallelen Terminen zwischen beiden entscheiden.
Aktiven-Schwund
Zudem gab Kommilitone Henning Tauche zu bedenken, dass es schon jetzt nicht zuletzt aufgrund der Studienanforderungen durch Bachelor und Master »einen extremen Schwund« bei den Aktiven gebe und es immer schwieriger werde, Studierende für diese Aufgaben zu gewinnen. In diesem Zusammenhang schlug er vor, künftig ein »Gremiengeld« zu zahlen.
Nach mehreren Gegenreden, Anträgen zur Geschäftsordnung und Abstimmungen - die aufgrund ihrer Komplexität der Beratung des stellvertretenden Leiters der JLU-Rechtsabteilung, Axel Globuschütz, bedurften - wurde die ursprüngliche Antragsformulierung in »pflichtveranstaltungsfrei« geändert.
Mit deutlicher Mehrheit einigte sich der Senat schließlich darauf, Mittwochnachmittage zukünftig von studentischen Pflichtveranstaltungen freizuhalten, sofern hierzu ein alternativer Termin möglich ist. Schwierig gestaltet sich dies jedoch in den Fächern Human- und Zahnmedizin, sagte Prof. Reginald Matejec. »Hier gibt es diese Freiheit nicht«, machte er auf den jeweils »sehr verschulten« Studienaufbau aufmerksam.