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GGO bleibt klarer Favorit

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Von: Benjamin Lemper

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»Auf dem richtigen Weg«: Die GGO hat ihr Raum- und Pädagogikkonzept verändert. Die nach wie vor hohen Anmeldezahlen für die Integrierte Gesamtschule wertet Direktor Dr. Frank Reuber als Bestätigung. © Lemper

Welche Schule in Gießen passt am besten zu meinem Kind? Diese Frage müssen sich die Eltern von Viertklässlern alljährlich stellen. So sehen die Anmeldezahlen für die Jahrgangsstufe 5 aus.

Gießen. Welche Schule passt am besten zu meinem Kind? Eltern von Viertklässlern müssen sich alljährlich diese Frage stellen, wenn es darum geht, die weitere schulische Laufbahn für den Nachwuchs zu planen. »Dabei nehmen sie die pädagogische Arbeit aufmerksam wahr und informieren sich mitunter sehr gründlich über die Angebote, Schwerpunkte und Konzepte«, weiß der Leiter des Staatlichen Schulamtes, Norbert Kissel. Aber auch das äußere Erscheinungsbild, die räumliche und die sächliche Ausstattung seien Kriterien, um die möglichst richtige Wahl für den Sohn oder die Tochter zu treffen. Manchmal spielten zudem positive oder negative Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit eine Rolle.

Eindeutiger Favorit fürs kommende Schuljahr ist jedenfalls einmal mehr - und mit deutlichem Abstand - die Gesamtschule Gießen-Ost (GGO), für die 207 Erstwünsche abgegeben worden sind. An Zuspruch mangelt es aber auch an den drei Gymnasien nicht, die alle mit je fünf fünften Klassen und 150 Schülern starten werden. Inklusive der Gießener Privatschulen liegen insgesamt 1021 Anmeldungen (2022/23: 959) vor - circa 410 davon für Grundschüler aus dem Landkreis Gießen. Die Zu- und Absagen sind bereits seit Ende März verschickt worden.

Gymnasien bei Kreisschülern beliebt

Fest steht, dass es in allen Schulformen und Bildungsgängen in Gießen genügend Plätze gibt, für die Mehrheit der Mädchen und Jungen sogar an der präferierten Schule. Ablehnungen aussprechen muss in erster Linie die GGO , denn es können an der Integrierten Gesamtschule (IGS) lediglich 125 Fünftklässler aufgenommen werden. Und genau das ist auch der stets besonders frustrierende Part für Direktor Dr. Frank Reuber. »Daran werde ich mich nie gewöhnen«, räumt er im Gespräch mit dem Anzeiger ein. Über 90 Videokonferenzen à 20 Minuten habe er geführt, um sich mit den Eltern auszutauschen und die Gründe transparent zu machen. Das sei sehr schwierig, es werde nämlich in der Regel sehr differenziert argumentiert, warum sie den Sohn oder die Tochter an die GGO schicken wollen. Gleichzeitig freue er sich natürlich über die enorme Wertschätzung und die hohe Akzeptanz innerhalb der Stadt. Da an der GGO inzwischen mit einem veränderten Pädagogik- und Raumkonzept unterrichtet werde, seien die vielen Anmeldungen zweifellos ein »positives Signal, dass wir auf dem richtigen Weg sind«.

Wird grundsätzlich die Schulform einer IGS bevorzugt, könnte die Brüder-Grimm-Schule (BGS) in Kleinlinden eine Alternative darstellen. Angesichts von 84 Erstwünschen - zwölf mehr als im Jahr zuvor - wären noch Kapazitäten frei. Unter Berücksichtigung von weiteren Anmeldungen mit Priorität 2 für die BGS könnten laut Schulleiterin Barbara Burggraf fünf Klassen gebildet werden.

Oft fällt die Zweitwahl aber auch auf eines der Gießener Gymnasien, die nicht zuletzt bei Kindern aus dem Landkreis Gießen sowie - in geringerem Maße - aus dem Lahn-Dill-Kreis und dem Wetteraukreis beliebt sind. Laut Kissel kommt etwas mehr als die Hälfte der künftigen Sextaner (circa 260) von dort.

Gewisse Spielräume sind noch an der Liebigschule vorhanden, die 126 Erstanmeldungen verzeichnet hat (2022/23: 133). »Wir sind etwas überrascht und hätten uns mehr gewünscht«, erklärt Direktor Dirk Hölscher. Anscheinend setze sich »ein Trend fort, der während der Corona-Zeit begonnen hat«, so seine Analyse. Damit ist gemeint, dass einige Eltern nach wie vor zurückhaltend seien, weil sie glaubten, »ihr Kind hätte während der Lockdowns viel verpasst und sie ihm deshalb keine gymnasiale Laufbahn zutrauen«. Für die »Lio« gelte gleichwohl, »dass wir uns den Schülerinnen und Schülern anpassen und sie dort abholen, wo sie stehen und dass unser Schwerpunkt vor allem in der Pädagogik liegt«.

Zufrieden zeigt sich der Leiter der Herderschule , Stefan Tross. Trotzdem bedauert er, »dass wir uns nicht vollständig auf dem Niveau der vergangenen Jahre stabilisieren konnten«. 145 Grundschüler möchten das Gymnasium im Kropbacher Weg besuchen, im Jahr zuvor waren es 161 Erstwünsche, vor zwei Jahren sogar 169. Bei einem Viertel handelt es sich um Stadtkinder, der Rest stammt aus den umliegenden Landkreisen. Zuversichtlich ist Tross dennoch. Denn nach den Osterferien kann endlich das neue Schulgebäude bezogen werden, wodurch sich auch die räumliche Situation wieder normalisieren werde. »Und ich bin froh, dass wir die vergangenen Jahre des Containerunterrichts mit sehr stabilen Anmeldezahlen abgeschlossen haben.«

»Outdoor«-Profil

Grund zur Freude hat ebenfalls die Direktorin des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums (LLG). »Wir freuen uns sehr, dass wir in diesem Jahr wieder so gut angewählt wurden und sehen dies als Bestätigung, dass Eltern und Kinder in der Stadt und im Landkreis Gießen unsere pädagogische Arbeit sehen und wertschätzen. Das Gymnasium ist nach wie vor für viele Kinder ein guter Ort, um Begabungen und Talente sichtbar zu machen«, sagt Annette Pfannmüller. In Zahlen ausgedrückt, bedeutet das: Für 153 Mädchen und Jungs ist das LLG die erste Wahl. Das entspricht einem Plus von 39 Anmeldungen im Vergleich zu 2022.

Die Ricarda-Huch-Schule , eine Kooperative Gesamtschule (KGS), haben wiederum 99 Viertklässler ausgewählt (2022: 102). Im Ergebnis werde dies gemäß Schulentwicklungsplan zu fünf neuen Klassen führen, so Schulleiter Peer Güßfeld. Noch nicht geklärt sei indes, ob unter den aufzunehmenden Schülerinnen und Schülern Kinder seien, die nicht über ausreichende Deutsch-Kenntnisse verfügen, sodass noch eine zusätzliche Intensivklasse eingerichtet werden könnte. Im Übrigen sei man an der »Ricarda« besonders stolz, ergänzend zu den fünf existierenden Profilen (Theater, Musik, Naturwissenschaften, Sport und Europa) das neue Profil »Outdoor« anbieten zu können. Eine solche »Draußen-Klasse« würde dann einmal pro Woche den Unterricht außerhalb des Schulgebäudes verlegen. Auf die zweite KGS in der Stadt, die Friedrich-Ebert-Schule in Wieseck, die im Herbst ausführlicher ihr neues Konzept des individualisierten Lernens ab der Jahrgangsstufe 5 vorgestellt hatte, entfallen 46 Anmeldungen (2022: 43).

Die Alexander-von-Humboldt-Schule verzeichnet 26 Erstwünsche (30). Der Leiter von Gießens einziger Mittelstufenschule, Markus Koschuch, hätte im nächsten Schuljahr zwar gerne mehr Fünftklässler im Gleiberger Weg begrüßt. Trotzdem sei es »beruhigend, dass die Anmeldezahlen weiterhin konstant sind«.

Über ein traditionell großes Einzugsgebiet verfügt die christlich-private August-Hermann-Francke-Schule . Nach Angaben des Schulamtes haben sich 103 Viertklässler dort angemeldet, die auf den gymnasialen und den Realschulzweig verteilt werden. Bei der inklusiven Sophie-Scholl-Schule sind es 32 Kinder.

Im laufenden Schuljahr werden nach derzeitigem Stand 321 Mädchen und Jungen aus der Ukraine an Gießener Schulen unterrichtet. Zudem benötigen momentan 21 ukrainische Kinder im neuen Schuljahr einen Platz in der Jahrgangsstufe 5, berichtet Norbert Kissel. Hier seien jedoch in Absprache mit dem Staatlichen Schulamt noch individuelle Entscheidungen zu treffen, »ob der Besuch einer Deutsch-Intensivklasse empfohlen wird oder ob die Kinder als Seiteneinsteiger eine reguläre 5. Klasse besuchen werden«. (bl)

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