Glasfaser für Klimaschutz

Enorme Einsparpotenziale: Eine THM-Studie unter Prof. Kristof Obermann vergleicht Energiekonsum von Internet-Zugängen. Glasfaser hat eindeutig »die Nase vorn«.
Gießen (red). Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung Deutschlands beschleunigt, auch der privaten Haushalte: Plötzlich waren die Internet-Anschlüsse nicht mehr nur in den Abendstunden beim Streamen neuer Serien-Hits gefragt, sondern den ganzen Tag über in Videokonferenzen, digitalen Team-Meetings und kollaborativen Arbeitsprozessen.
Grundsätzlich wird vermehrter Heim-Arbeit ein für das Klima positiver Effekt zugeschrieben, vor allem durch das Wegfallen von Pendelstrecken. Doch auch digitale Infrastruktur benötigt Energie. Wie viel, das hat Prof. Kristof Obermann von der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) genauer untersucht.
Der Fachmann für Telekommunikation und Breitband-Internet am Fachbereich Elektro- und Informationstechnik (EI) hat im Auftrag des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) dafür gängige Zugangstechnologien genauer unter die Lupe genommen: Das noch heute weitverbreitete TV-Kabel als Internetzugang, das vor allem von einem großen Kommunikations-Anbieter favorisierte Vectoring (VDSL) auf Basis bestehender Kupfer-Telefonkabel und die beiden auf Glasfaserkabel setzenden Standards Fiber to the Building (FTTB) mit Glasfaser bis in die Gebäude und Fiber to the Home (FTTH) mit Glasfaser bis in die Wohnungen. »Sehr deutlich lag am Ende die Glasfaserleitung bis in die Wohnungen vorne«, zieht Obermann Fazit.
Verschiedene Szenarien
Für seine Untersuchung hat er nicht nur die Leistungsaufnahme der jeweiligen Zugangswege betrachtet, sondern auch das Gewicht für die Systemtechnik für diverse Szenarien von großstädtischen bis hin zu ländlichem Einsatz, aber auch in einem deutschlandweiten Szenario. So sollten auch für Herstellung und Entsorgung benötigte Ressourcen einbezogen werden.
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die Vectoring-Technologie auf Basis des Kupferkabelnetzes etwa den dreifachen und Internetzugänge basierend auf dem TV-Kabel sogar einen rund sechsfach höheren Energiebedarf als Glasfaserleitungen bis in die Wohnungen (FTTH) haben. »Hier ergeben sich enorme Einspar-Potenziale«, sagt Obermann mit Blick auf die Verbreitung der verschiedenen Zugangstechnologien. »Denn nur auf Basis einer energiesparenden digitalen Infrastruktur trägt die Digitalisierung zur Erreichung der Klimaziele bei«.
