»Glimpflich davongekommen«

Der Pegel der Lahn in Gíeßen ist weiter hoch, die Wieseck sinkt deutlich. Stadt und Feuerwehr ziehen derweil eine positive Bilanz bei den Schutzmaßnahmen
Gießen . Hoch, aber nicht ganz so hoch wie befürchtet - so lässt sich der Pegelstand der Lahn nach dem Dauerregen am Wochenende beschreiben. Zwar galt am Montagmittag mit einem Wasserstand von 628 Zentimetern in Gießen noch immer Meldestufe II, die dritte und letzte Stufe (ab 650) musste aber zu keiner Zeit ausgerufen werden.
Die Feuerwehr der Universitätsstadt hatte laut ihrem stellvertretenden Leiter Frank Mathes zwar ein paar Keller ausgepumpt, diese seien jedoch nicht wegen Hochwasser vollgelaufen, sondern vermutlich wegen verstopfter Abflüsse. Insgesamt habe es am Wochenende »relativ wenige Einsätze« gegeben. Dies zeige, dass die Maßnahmen, die in den vergangenen Jahrzehnten zum Hochwasserschutz umgesetzt worden seien, sehr gut greifen. »Das hält das Hochwasser hier in Schach.«
Das sieht auch Stadt-Sprecherin Claudia Boje so: »Wichtig ist, dass unser Hochwasserschutz-Konzept funktioniert hat und dadurch vor allem Schaden für die Bevölkerung abgewendet werden konnte.« Zu nennen sei hier vor allem der Deichbau in der Weststadt, der die Lahn in ihrem Bett halte und die Weststadt schützt. Hinzu komme auch »die konsequente Anlage von Retentionsflächen an der Lahn, die vor allem die Folge haben, dass dort Wasser gebunden beziehungsweise aufgefangen werden kann. Die überfluteten Wiesen sind für uns insofern ein gutes - weil gewolltes - Bild in dieser Lage.«
Die Stadt hatte seit Freitagmorgen auf ihrer Webseite über die Wasserstände von Lahn, Wieseck und den Zuflüssen informiert. Der Pegel der Wieseck war am Freitagmittag auf 177 Zentimeter angestiegen, danach aber kontinuierlich gesunken bis auf 120 Zentimeter am Samstagnachmittag. Nach weiteren Regenfällen stieg der Pegel wieder deutlich an, am Sonntagmittag waren 172 Zentimeter erreicht. Entlang der Wieseck kam es zu Überschwemmungen, außerdem in der Alicenstraße und am Mühläckerring.
»Die Stadt Gießen ist glimpflich davon gekommen«, resümiert Claudia Boje. Echte Notsituationen habe es durch das Hochwasser nicht gegeben, der langanhaltende Regen habe aber natürlich auch Folgen in der Stadt gehabt, wie etwa die Sperrung von Geh- und Radwegen. »Im Gegensatz zu Starkregen gab uns die Lage aber auch Zeit, umfassend zu informieren und zu sensibilisieren. Gleichzeitig war dies kein außergewöhnliches Hochwasser und die beteiligten Kollegen bei den Wasserwerken und der Feuerwehr haben die Situation aufmerksam und routiniert beobachtet, begleitet und abgearbeitet.« Die Überschwemmungen im Bereich der Wieseck seien die »für Anwohner bekannten Folgen von Regenfällen, auf die sich die meisten - auch wenn es ärgerlich ist - auch gut vorbereitet haben dürften«.
»Die Hochwasserlage entspannt sich im Einzugsgebiet der Lahn weiter«, teilte die Pressestelle des Regierungspräsidiums Gießen am Montagnachmittag auf Anfrage mit. Der Pegel der Wieseck liege in der Meldestufe I, »Tendenz fallend«, während der Wasserstand der Lahn stagniere. Nach aktueller Modellrechnung sollen die Pegel im Lahneinzugsgebiet vorerst weiter absinken. Angesichts der weiteren Regenfälle im Laufe des Montags könne es jedoch »an den Lahnnebengewässern im Bereich Marburg - Gießen abermals zu einem Anstieg der Wasserstände kommen«, für die Wieseck wird in Gießen aber keine Rückkehr zur zweiten Meldestufe erwartet. Dass die Lahn durch den weiteren Regen noch so weit ansteigt, dass die dritte Warnstufe erreicht wird, sei derzeit weder in Gießen noch in Marburg und Leun zu erwarten.