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Größter Umbau seit Jahrzehnten

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Bis Mitte des Jahres sollen dem »EV« mehr als 300 Betten auf elf Stationen zur Verfügung stehen. © Agaplesion

40 Jahre Agaplesion Ev. Krankenhaus Mittelhessen: Anlass für einen Rückblick in die bewegte Geschichte sowie für einen Ausblick auf die nächsten Monate.

Gießen (red). Das Agaplesion Ev. Krankenhaus Mittelhessen feiert in diesem März sein 40-jähriges Bestehen. Grund genug, einmal in die Historie des Unternehmens einzutauchen und den Blick zugleich auf die nächsten Monate zu richten.

Seine Wurzeln hat die Einrichtung im Evangelischen Schwesternhaus in der Johannesstraße, das 1899 in Betrieb genommen wurde. Die damalige Patientenaufnahme im gemütlichen Wohnzimmerambiente und die Mehrbettzimmer von bis zu zehn Betten in Männer-, Frauen und Kinderstationen sind historische Reminiszenz. Nun wird das »EV« im Jubiläumsjahr die größten Umbaumaßnahmen seit dem Erstbezug im Jahr 1982 abschließen.

In der Nachkriegszeit entwickelte sich das Krankenhaus weiter. Die Bettenzahl stieg bis auf 177. Bald platzte das Gelände aus allen Nähten, sodass Ende der 1960er Jahre ein neuer Standort ins Gespräch kam. Besonders der Vorsitzende des Trägervereins, Pfarrer Paul Zipp, setzte sich für einen Neubau des evangelischen Krankenhauses ein. Obwohl damals verpönt - ein Krankenhaus außerhalb der Stadt - entpuppte sich der Standort als Glücksgriff. Mitten im Grünen erfreuen sich die Patienten heute an der Aussicht auf Gießen und das Burgenpanorama.

Großer Einsatz von Pfarrer Zipp

Zipp, der sich stets mit großer Kraft für das Krankenhaus auf der Hardt einsetzte, legte 1977 den Grundstein auf der Oberen Hardt. Hierfür, und für seine Dienste in der Diaspora-Arbeit, wurde er 1979 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Auch heute noch ist er der Namensgeber der Straße zum »EV«. Die Einweihung 1982 durfte er leider nicht mehr erleben.

Das Ev. Krankenhaus umfasste mit Inbetriebnahme 190 Betten. Neben den bereits bestehenden Kliniken für Chirurgie und der Inneren Medizin kamen noch die Kliniken für Urologie und Gynäkologie hinzu. Seit 2008 ist das Krankenhaus Teil der Agaplesion, einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft (siehe Kasten). Durch die neue Trägerschaft zählt das Gießener Haus nun zu einem bundesweiten Verbund mit mehr als 100 Einrichtungen.

Das »EV« ist in stetem Wandel begriffen. Davon ist auch die medizinisch technische Ausstattung betroffen, sichtbar an der Entwicklung in den Operationssälen. In den 1920ern war die technische Ausstattung verglichen mit heute eher spartanisch. Gutes Licht und gründliche Handhygiene waren bereits unerlässlich. Mit dem Umzug »auf die Hardt« trieb man den Ausbau der Operationssäle voran. Mit Einführung des Hybrid-OPs 2020 errichtete das »EV« zuletzt eine hochmoderne Medizintechnik.

Die Gesundheitsbranche muss sich ständig neuen Herausforderungen stellen. Bes-tes Beispiel ist dafür der Gesundheitscampus auf der Hardt. Neu- und Erweiterungsbauten, Modernisierungen und Aufstockungsbauten gehören in den vergangenen Jahren zum Alltag. Als eines der ersten Krankenhäuser in Hessen errichtete das »EV« ein zusätzliches Fachärztezentrum (FÄZ) mit integriertem MVZ (Agaplesion Medizinisches Versorgungszentrum). Patienten finden dort ärztliche Betreuung unterschiedlichster Fachgebiete. Zusätzlich ist im neugebauten Fachärztezentrum ein ambulantes OP-Zentrum entstanden.

Im Jahr 2011 wurde die Intensivstation mit zehn Plätzen für Intensivpatienten grundsaniert und modernisiert. Von 2012 bis 2014 wurde das Erdgeschoss mit allen administrativen Bereichen und Funktionseinheiten umgebaut. Dazu zählen die interdisziplinäre Notaufnahme mit neuer Liegendanfahrt für die Rettungsdienste, die Endoskopieabteilung, die Röntgenabteilung sowie der gesamte administrative Patientenaufnahmebereich inklusive Empfang.

Parallel nahmen die Bauplanungen für das Haus Samaria Hospiz konkrete Formen an. Nach eingehender Planung wurde das ehemalige Schwesternwohnheim als geeigneter Standort für ein Hospiz in Gießen auserkoren. Es wurden neue Räumlichkeiten für die Krankenpflegeschule, das Christliche Bildungszentrum für Gesundheitsberufe in Pohlheim-Garbenteich gefunden, sodass die Verwaltung, die bisher im ehemaligen Schwesternwohnheim ansässig war, in das Gebäude der Krankenpflegeschule umziehen konnte und das ehemalige Schwesternwohnheim zum Hospiz umgebaut werden konnte. 2014 öffnete das Hospiz seine Türen.

Ab 2016 begann dann die wohl größte Baumaßnahme des »EV«. Ziel war es, nicht nur den Patienten und Mitarbeitern adäquate Räumlichkeiten mit eigener Nasszelle und modernem Komfort anzubieten, sondern auch mehr Raum zu schaffen für den Umzug der Schwesterklinik Agaplesion Pneumologische Klinik Waldhof Elgershausen. Ebenfalls zeitgleich wurde ein neuer vierstöckiger Anbau in der Mitte des Hauses errichtet für weitere Funktionsräume und Ärztezimmer. Im nächsten Schritt erfolgte ab 2019 die gesamte Fassadensanierung mit neuen Fenstern und neuem Jalousiesystem.

Auf über 400 Quadratmetern Neubaufläche sind 2018 vier neue Operationssäle entstanden. Dem »EV« stehen damit heute insgesamt sieben OP-Säle für die operative Versorgung zur Verfügung. Im März 2021 folgte der nächste große Umbau: Die Schwesterklinik ist an den neuen, gemeinsamen Standort auf der Hardt umgezogen. Neben dem größeren Spektrum an medizinischen Fachdisziplinen und modernerer Medizintechnik, brachte der Umzug auch kürzere Wege für Patienten, welche von mehreren Fachrichtungen behandelt werden müssen. Insgesamt verteilen sich im »EV« nach allen bisherigen Um- und Erweiterungsbaumaßnahmen aktuell über 260 Betten auf acht Schwerpunktstationen.

Ein Jahr der Erneuerungen

2022 ist wieder ein Jahr der Erneuerungen. Die laufenden Baumaßnahmen sollen abgeschlossen werden und den Weg in die Zukunft weisen. Zu den Baumaßnahmen zählt unter anderem das erweiterte, neue Fachärztezentrum, welches seit Januar in Betrieb ist. Mit der Erweiterung setzt das »EV« die Kooperation mit niedergelassenen Fachärzten fort.

Die Parkfläche soll bis Mitte des Jahres um ein weiteres Parkdeck aufgestockt werden. Die Modernisierungsbauarbeiten des letzten Flügels (Südflügel) sollen ebenfalls bis Mitte des Jahres fertiggestellt werden. Weitere drei Stationen können nach Fertigstellung in Betrieb genommen werden. Damit werden dem »EV« dann über 300 Betten auf 11 Stationen zur Verfügung stehen.

Zur 2002 in Frankfurt gegründeten gemeinnützigen Aktiengesellschaft Agaplesion gehören laut eigenen Angaben bundesweit mehr als 100 Einrichtungen, darunter 23 Krankenhausstandorte mit über 6340 Betten, 41 Wohn- und Pflegeeinrichtungen, drei Hospize, 37 Medizinische Versorgungszentren, neun Ambulante Pflegedienste und eine Fortbildungsakademie. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 22[000 Mitarbeiter. Pro Jahr werden über eine Million Patienten versorgt. Die Umsatzerlöse aller Einrichtungen inklusive der Beteiligungen betragen über 1,6 Milliarden Euro. Alleinige Aktionäre des Unternehmens sind verschiedene Diakoniewerke und Kirchen. (red)

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