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Grün ist das Glück

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Eugen Pletsch (links) und Günther John Bachor freuen sich über die Wiederentdeckung der »Legenden vom Attighof«, die es nun aktualisiert und in Buchform gibt. © Rieger

Langgöns . Dieses Büchlein hat nachweislich weitreichende Wirkung: Es kamen schon Leute aus Holland, die wollten nicht Golf spielen, sondern nur den Platz sehen, weil sie die Geschichte auf der Homepage des Golfclubs Attighof gelesen hatten. Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Satire mit dem Titel »Legenden vom Attighof« aus der Feder von Eugen Pletsch.

»Ich habe diese Satire im Winter 2006 verfasst. Ehrlich gesagt hatte ich sie im Laufe der Jahre vergessen«, erzählt der gebürtige Gießener. Doch dann erzählte ihm die Familie Bachor, Inhaber des Attighof Golf & Country Clubs in Brandoberndorf, dass seine Hommage an diese Golfanlage nach wie vor auf der Internetseite ihres Clubs steht und gerne angeklickt wird.

Der 70-Jährige, der heute als Schriftsteller in Langgöns lebt, war in seiner Jugend Aussteiger und Straßensänger, später viele Jahre Handelsvertreter, bis er mit dem Golfen begann. Er initiierte das Golfportal www.cybergolf.de und schrieb den Klassiker »Der Weg der weißen Kugel« sowie sechs andere Titel, mit denen er zu einem der bekanntesten Golfbuchautoren Deutschlands wurde. Seine zahllosen humoristischen Glossen wurden Kult in der Golfszene.

Gemeinsam mit Günther John Bachor, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Attighof Golf GmbH, beschloss er nun, seinen wiederentdeckten Text mit Cartoons von Peter Ruge neu online und als Büchlein zu veröffentlichen. »Über das Golfspiel wollte ich eigentlich nicht mehr schreiben. Da habe ich gesagt, was ich zu sagen habe. Aber wenn es um Magie, Zwerge, Außerirdische und wundersame Dinge der besonderen Art geht, mache ich doch mal eine Ausnahme«, erzählt Eugen Pletsch.

»Legenden vom Attighof« war für ihn »die psychische Verarbeitung eines schwierigen Golfplatzes«, verrät er augenzwinkernd beim Gespräch im Clubraum. Wen beim Lesen der Satire der Verdacht beschleicht, dass hier Dichtung und Wahrheit ineinandergreifen, noch dazu, wenn Pletsch einfließen lässt, dass er den Text »offensichtlich im Vollrausch verfasst« habe, dem kann der Autor nachweislich versichern, dass (fast) alle Anekdoten und Schilderungen in seinem Werk den Tatsachen entsprechen.

»Einäugiger unter Blinden«

Er schreibt: »Ich kenne den Attighof seit seinen frühesten Tagen. Die Baumaschinen waren noch nicht weg, da stand ich bereits am Pitching Grün. Ich spielte die Eröffnungsrunde mit und hatte die Ehre, als Einäugiger unter Blinden, die 1. Clubmeisterschaft zu gewinnen. (…) Mitte der Neunzigerjahre war dieser Club meine Heimat. Hier spielte ich, hier betrank ich mich und hier war ich glücklich.«

Der Beweis hängt an der Wand des Clubraums, wo sein Name 1994 die lange Liste der Clubmeister anführt. Im Buch heißt es dazu: »Wenn dieses kleine Messingschild im Clubraum die einzige Spur meiner Existenz auf diesem Planeten bleiben sollte, ich wäre zufrieden damit.«

Doch wie kam er auf die Idee zu dieser Satire? »Auf dem Attighof verschwanden die Bälle unauffindbar und mir kam irgendwann der Verdacht, dass sie auf einem anderen Planeten landen. Heute ist der Platz leichter gestaltet«, erklärt Pletsch. Dafür haben Günther John Bachor und seine Ehefrau Edith gesorgt, die den Anfang der 90er Jahre von einem japanischen Geschäftsmann eröffneten Platz 1996 übernahmen. »Wir haben auf den einzelnen Bahnen viel geändert«, sagt Bachor, der Eugen Pletsch nicht nur als Golfer, sondern vor allem als Künstler und Mensch seit vielen Jahren schätzt und ihn schon zu mehreren Lesungen einlud.

Pletsch war seinerzeit auch zur offiziellen Eröffnung der Anlage eingeladen, was er in seinem Büchlein auf satirische und sehr komische Weise beschreibt. Etwa die Rede des Bürgermeisters Rettig, die vor einer japanischen Delegation und der Eröffnung des ansehnlichen, frischen Buffets stattfand: »Rettig nutzte den fernen Osten sozusagen nur als Startrampe, um den Planeten in Raum und Zeit großzügig zu umfliegen. Ich weiß nicht mehr genau: Waren es die Phönizier oder die Assyrer, deren Kulturschaffen er gerade beschrieb, als mir auffiel, dass der Sekt zu perlen aufgehört hatte. Etwa bei den Griechen wurde die Salatbeilage braun. Zur großen Zeit Roms begannen Gäste, die dicht gedrückt zusammenstanden, so miteinander zu verkleben, dass mehrere Damen die gute Abendrobe später nur noch wegwerfen konnten. Es wird gemunkelt, dass in dem Gedränge mindestens ein Kind entstand, das sich aber, wie man hört, später dem Fußball zuwandte.« Pletsch rückblickend: »Das mit dem Kind war wohl übertrieben, aber ansonsten war es wirklich so.«

Golfanlage mit magischen Kräften

Über die Tücken der einzelnen Bahnen und die magischen Kräfte, die dort anscheinend wirken, berichtet der Autor unterhaltsam und ausführlich. Sein Resümee: »Wer als Gast in Attighof sein Handicap spielt, kann davon ein Leben lang erzählen, und wer hier als Anfänger lernt, kann sich als Golfer überall sehen lassen.« Eugen Pletsch lädt ein: »Ob die von mir beschriebenen, sonderbaren Aspekte dieser Golfanlage heute noch existieren, dürfen meine Leserinnen und Leser gerne selbst herausfinden. Und falls Sie mal einen Ball verlieren sollten, kein Problem - in den Büschen liegen Hunderte.«

Übrigens: Auch Nicht-Golfer können die herrliche Landschaft genießen und die Gastronomie des familienfreundlichen Clubs steht jedermann offen. Jeden Samstag gibt es außerdem von 15 bis 17 Uhr Golf-Schnupperkurse, Anmeldung unter Tel.efon 06085 / 98120.

Die »Legenden vom Attighof« können direkt beim ePubli-Verlag oder im Buchhandel bestellt werden. Die Online-Fassung ist kostenlos auf der Startseite des Golfclubs Attighof (www.attighof.de) zu finden. Das Taschenbuch hat 68 Seiten, 30 Cartoons und kostet 12,99 Euro.

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