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Grünes Monster rettet Gießen

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So umschwärmt wäre jede Bürgermeisterin gerne: Jaline Horst als intrigante Gegenspielerin des Superhelden, der die Region vom Giftmüll befreien muss. Fotos: Czernek © Czernek

Premiere für das Musical »Toxic Avenger« in Heuchelheim: Der Verein »Musical und Kultur Gießen« überzeugt dabei mit einem spielfreudigen Ensemble und einer gewitzten Story.

Heuchelheim. Es ist bunt, grell und nicht unbedingt etwas für schwache Nerven. Ab und zu fliegt schon einmal ein Arm oder ein Bein auf die Bühne. Das ist Teil des Musicals »Toxic Avenger«, dass am Donnerstagabend in der Turnhalle des TSF Heuchelheim Premiere hatte. Es ist die jüngste Produktion des Vereins »Musical und Kultur Gießen«.

Das Original-Musical »Toxic Avenger« basiert auf dem gleichnamigen Film von 1985 und auf einer sich daran anschließenden Comicreihe. Entsprechend überdreht, witzig und ironisch zeigte sich das Ensemble auf der Bühne. Ursprünglich spielt das Stück in New Jersey. Doch Sara Rosu und Jens Ravari, die Macher der mittelhessischen Version, verlegten die Handlung kurzerhand nach Gießen und Heuchelheim und sparten dabei auch nicht mit wortreichem Lokalkolorit und fröhlichen Seitenhieben in Richtung Lich und Marburg: »Die Hoffnung stirbt zuletzt in Gießen«.

Das Stück handelt von dem unscheinbaren Nerd Marvin, der durch einen hinterlistigen Anschlag zum Superhelden mit übermenschlichen Kräften mutiert. Als »Toxi« kämpft er nun gegen ein Giftmülllager und eine korrupte Bürgermeisterin, die sich dem Profit verschrieben hat. Da fliegen die Fetzen und ohne Mord geht es auch nicht ab. Kleine Kollateralschäden, das kann passieren. Zum Schluss siegt aber natürlich das Gute, er wird (grüner) Ministerpräsident und kommt mit seiner großen Liebe, der blinden Bibliothekarin Sarah, zusammen.

Das Thema Umweltverschmutzung wird dabei witzig und kreativ umgesetzt und regt zugleich zum Nachdenken an, wenn etwa der Giftmüll aus Marburg in Gießen gelagert wird und hier Luft verpestet. Passend dazu werden gelbe Giftmüllfässer mit dem Atomzeichen über die Bühne gerollt, auch wenn heute die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden: Das Problem der Entsorgung bleibt.

Trotz des ernsten Hintergrunds ist es ein knallbuntes Musical mit schrägen Elementen, die bewusst die Political Correctness unterlaufen. Schließlich hat es seine Ursprünge in der anarchistischen Comic-Szene, was vom Ensemble glänzend herausgearbeitet wird. Seit rund einem halben Jahr hatte sich die rund 40 -köpfige Gruppe unter der Leitung von Sara Rosu und Jens Ravari darauf vorbereitet. Und sie präsentierten ein rundum gelungenes Gesamtkunstwerk: Hier stimmte alles: ob Choreografie, Gesang, Bühnenbild, Requisiten oder Kostüme. Die hochgesteckten Ziele wurden bravourös erfüllt.

Die großen Rollen sind doppelt besetzt, damit die ambitionierten Darsteller im Wechsel die Gelegenheit erhalten, sich in den Solorollen etwas mehr hervorzutun. In der Premiere lieferten sämtliche Hauptdarsteller eine blitzsaubere Vorstellung ab. Genial böse zeigte sich Jaline Horst als Bürgermeisterin. Glaubhaft verkörperte Mischa Jung sowohl Marvin als auch den Superhelden Toxi. Die schwierige Rolle der blinden Bibliothekarin Sarah füllte Frän Ritz gekonnt aus. Und Nicole Krämer war als Mutter von Marvin eine Wucht. Alle Figuren waren gnadenlos überzeichnet und genau das brachten die jungen Schauspieler mit viel Spielfreude auf die Bühne.

Zudem zeigte sich die Gruppe stimmfest: Sämtliche Lieder, viele davon mit Ohrwurm-Qualität, wurden live gesungen, musikalisch glänzend unterstützt von einer kleinen Band unter Leitung von Florian Dille. Die Band, passend mit Warnwesten gekleidet, war auf der Bühne im Hintergrund platziert, so dass die Interaktion einwandfrei funktionierte. Ein großes Lob gilt auch der Choreografie, die in den Händen von Sophie Höchst lag. Sie formte homogene Tanzszenen, deren exakte Bewegungen wesentlich zu dem Gesamtergebnis beitrugen. Langanhaltender Applaus war der verdiente Lohn für die anstrengende Probenarbeit, die sich gelohnt hat.

Weitere Aufführungen des Musicals »Toxic Avenger« gibt es am 15., 19., 20. und 21. April, jeweils um 19.47 Uhr, sowie am 16. April um 14.47 Uhr, in der TSV Turnhalle (Wilhelmstraße 46) in Heuchelheim. Tickets sind erhältlich online unter www.toxie.de oder bei der Volksbank Heuchelheim sowie an der Abendkasse. (bcz)

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Mischa Jung als Toxi, der Rächer der Verstrahlten. © Barbara Czernek

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