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Grundlagenforschung am Biochemischen Institut der JLU

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Auf die Details kommt es in einem Gentechniklabor an. Darüber informierte sich RP Ullrich (Mitte, links). Foto: RP Gießen © RP Gießen

Gießen (red). Gentechnik spielt in vielen Bereichen des täglichen Lebens eine große Rolle. Aus der Medizin ist sie nicht mehr wegzudenken, wie auch die Entwicklung des Corona-Impfstoffs wieder gezeigt hat. Die Forschung in den Laboren wird dabei genauestens überwacht. In Hessen ist das die Aufgabe des Regierungspräsidiums Gießen. Schwerpunktmäßig werden gentechnische Anlagen genehmigt und überwacht.

»Wir sind für alle Fragen zum Thema Gentechnik zuständig«, so Dr. Christoph Ullrich.

Wie eine Überwachung abläuft, darüber wollte sich der Regierungspräsident vor Ort informieren und begleitete die RP-Fachleute zum Biochemischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) in der Friedrichstraße. Dort fand eine experimentelle Überwachung in mehreren Laboren statt, in einigen davon auch mit Probenahme von gentechnisch veränderten Organismen zur anschließenden Analyse im Gentechnik-Überwachungslabor.

»Wir betreiben hier Grundlagenforschung«, berichtet Prof. Michael Niepmann. »Es geht darum, Krankheitserreger besser zu verstehen.« Seine Arbeitsgruppe erforscht unter anderem die Vermehrung von Viren wie dem Hepatitis-C-Virus (HCV) in den Zielzellen.

Dafür betreibt die JLU eine gentechnische Anlage in der zweiten von insgesamt vier Sicherheitsstufen mit »geringem Risiko«, wie die Kategorie überschrieben ist. In diesem jetzt überwachten Labor der Sicherheitsstufe 2 werden allerdings nur Klonierungsarbeiten mit dem Erbgut, also dem Genom, des HCV in Bakterien durchgeführt. Die Arbeiten mit den daraus entstehenden Hepatitis-C-Viren erfolgen dagegen in einem anderen Labor mit einer höheren Sicherheitsstufe.

»Das heißt, nach der Infektion der Zelle und der Freisetzung der Virus-RNA kann diese direkt von den zelleigenen Systemen abgelesen werden«, berichtet Dr. Katja Hose vom Gentechnik-Dezernat des Regierungspräsidiums. RNA ist ein englischer Begriff und steht für Ribonukleinsäure. Diese ist als Einzelstrang wichtiger Informations- und Funktionsträger einer Zelle. »Die auf der RNA vorliegenden Baupläne werden dann in die Synthese neuer Virusproteine umgesetzt.« Diesen Vorgang nennt man dann Translation. Genau das interessiert den Biochemiker Niepmann und sein Team, nämlich wie effizient diese Translation stattfindet und wie diese beeinflusst wird. Zusammen mit ihrem Kollegen Dr. Tilo Knape wird RP-Mitarbeiterin Hose in Anwesenheit von Dr. Wilfried Lühs als Betreibervertreter der JLU später die Proben nehmen. Bis dahin gilt es, in der Bibliothek am Tisch einen Überblick über die Wissenschaft zu bekommen und die Dokumentation der S2-Anlage einzusehen. Also erst Theorie und Protokolle, dann die Praxis.

Rund 700 gentechnische Anlagen gibt es derzeit in Hessen. Dazu zählen Produktionsanlagen, Gewächshäuser und Tierhaltungsräume und natürlich die klassischen Forschungslabore, wie dieses hier. Sicherheit und Hygiene sind dabei das A und O. Sicherheitsrelevante Änderungen im Betrieb, Wechsel der verantwortlichen Personen, Aufnahme weiterer gentechnischen Arbeiten oder das Auftreten unerwarteter Vorkommnisse müssen der Behörde mitgeteilt werden. »Da gibt es strenge Sicherheitsbestimmungen im Gentechnikgesetz«, berichtet Tilo Knape, RP-Mitarbeiter und externer Projektleiter des hessischen Gentechnik-Überwachungslabors am Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) in Gießen.

Wer in Hessen eine Anlage betreibt, muss das exakt so machen, wie es das Regierungspräsidium genehmigt hat. So muss beispielsweise die Tür so gesichert sein, dass nur Mitarbeiter in das Labor gelangen können. Die anfallenden Abfälle müssen in einem speziellen Autoklaven unter Dampfdruck sterilisiert werden. Bei der Überwachung vor Ort wird überprüft, ob alle Maßnahmen eingehalten werden.

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