»Gutes Vorbild und beste Werbung«

Er ist ein »Teamplayer mit viel Geschick«: Kfz-Mechatroniker Sören Fries ist Lehrling des Monats im Bezirk der Handwerkskammer Wiesbaden. In Gießen erhielt er jetzt die Auszeichnung.
Gießen. Für welchen Beruf entscheidet sich wohl ein Jugendlicher, dessen Vater Kfz-Mechaniker war? Der auf dem Dorf wohnt und von klein auf gerne an Traktoren, Fahrrädern und Mopeds herumschraubt? Wohl für eine Ausbildung in einer Autowerkstatt. Allerdings: Den Kfz-Mechaniker, landläufig als »Auto-Schrauber« bezeichnet, gibt es schon lange nicht mehr. Denn die Fahrzeuge haben immer mehr Elektronik an Bord statt Mechanik.
In diesem Fall ist es Sören Fries aus Hohenahr, dessen Lebenstraum sich erfüllte, als er nach der Mittleren Reife bei Neils & Kraft, dem Mercedes-Autohaus in der Marburger Straße, als 16-Jähriger seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker im August 2020 begann. Nicht einmal geträumt davon hatte er damals, einmal als Lehrling des Monats ausgezeichnet zu werden. Diese Ehrung wurde ihm nun in seinem dritten Ausbildungsjahr zuteil.
Der Vizepräsident der Handwerkskammer (HWK) Wiesbaden, Joachim Wagner, war eigens aus der Landeshauptstadt angereist, um Sören Fries in seinem Ausbildungsbetrieb die Urkunde zu überreichen. Die anderen beiden Handwerkskammern in Hessen befinden sich in Kassel und Darmstadt.
Zur HWK Wiesbaden gehören 27000 Handwerksbetriebe mit mehr als 8700 Azubis in 130 verschiedenen Ausbildungsberufen. Die besondere Aktion der Handwerkskammer soll Perspektiven und Chancen einer handwerklichen Lehre aufzeigen. Daneben aber auch die Handwerksbetriebe motivieren, weiterhin auf hohem Niveau auszubilden. »Sie sind der 293. Lehrling, den wir Monat für Monat seit 1999 als »ausgezeichneter Lehrling« ehren«, wandte sich Wagner an Fries und überreichte ihm neben der Urkunde eine Armbanduhr als Geschenk. »Sie sind einer der besten Auszubildenden in unserem Kammerbezirk.« Azubis wie er seien ein gutes Vorbild für kommende Generationen und die beste Werbung für einen nach gutem und geeignetem Nachwuchs suchenden Handwerksbetrieb. Auch der Ausbildungsbetrieb habe einen großen Anteil an einer guten Ausbildung. »Bleiben Sie dem Beruf und dem Handwerk treu! Und gehen Sie vielleicht auch in die nächste Ausbildungsstufe zu Techniker und Meister!« Als idealen Azubi wünsche sich ein Betrieb jemanden, der jederzeit pünktlich - »deshalb die Armbanduhr« - zuverlässig, motiviert, hilfsbereit, verantwortungsbewusst, immer da, lernbereit, wissbegierig und stets offen für Neues ist. »Man muss nicht nur Talent haben, sondern auch was tun.« Fries ist seit Januar 2022 der fünfte Azubi im Gießener Raum, dem dieser Titel verliehen wurde.
Für Michael Kraft, Chef des Autohauses Neils & Kraft, ist es eine große Verpflichtung, »immer über den eigenen Bedarf hinaus« auszubilden - »seit 1927 eine vierstellige Anzahl«. Derzeit befänden sich 45 Personen in diversen Ausbildungsrichtungen in dem Unternehmen. »Das sind 20 Prozent der Belegschaft.« Doch bei ihnen sei nicht nur die Menge der Azubis wichtig. Auch auf die Güte werde großen Wert gelegt. So sei Fries nicht der erste ausgezeichnete Lehrling seines Autohauses. »Wir haben schon Bundessieger und regelmäßig Landessieger hervorgebracht.«
Die aktuelle Auszeichnung sei Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Für diesen Weg ist Ausbildungsleiter Jakob Görg verantwortlich. Sören sei ihm schon bei seinem Schülerpraktikum 2018 positiv aufgefallen, so der Ausbilder. »Er verfügt über ein ausgeprägtes handwerkliches Geschick. Außerdem glänzt er mit seiner freundlichen Art als absoluter Teamplayer«, so das Lob. Schulisch gehöre er zu den besten seines Jahrganges.
Uwe Bock, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkskammer Gießen, sieht es in der heutigen Zeit als »oft schwierig« an, die von den Betrieben gewünschten Eigenschaften »bei jungen Leuten« zu finden.
Nach wie vor »schraubt« der 19-jährige Sören auch in seiner Freizeit leidenschaftlich gerne - an Fahrzeugen verschiedenster Art. So derzeit an einem Mofa Hercules Prima, Baujahr 1988, wie er im Gespräch verriet. Nicht mehr mitbekommen hat die Auszeichnung sein bereits verstorbener Vater, von dem er wohl Neigung und Talent geerbt hat.