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»Heute gehört die Straße uns«

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Wo sonst viele Autos unterwegs sind, hatten dieses Mal Kinder und Jugendliche das Sagen. Foto: Schäfer © Schäfer

Ein Straßenfest im Spenerweg in Gießen war vom Kinder- und Jugendforum organisiert worden. Die jungen Leute fordern unter anderem mehr Rücksichtnahme auf sie im Verkehr.

Gießen . Die Straßenaktion hatte es in sich. Nicht nur, dass der Spenerweg vom Rambachweg bis zur Straße Am Trieb vier Stunden lang gesperrt war, um allerlei Unterhaltung zu offerieren. In erster Linie ging es allerdings nicht darum, wenngleich viel »Action» geboten wurde. So etwa in einem luftgefüllten Turm, in dem die Kinder ihre akrobatischen Künste unter Beweis stellen konnten. Immerhin schaffte es der knapp siebenjährige Leon mit Seilen gesichert, fast auf zehn hohe leere Getränkekisten zu klettern, ehe bei der letzten der Kistenturm aus der Balance geriet, umknickte und Leon allein in luftiger Höhe hing, aus der er dann sicher abgeseilt wurde.

Bürgermeister in Theaterstück

Das Kinder- und Jugendforum, das sich bereits seit 2019 mit seinem Stadtteil befasst, hatte ein kunterbuntes Programm auf die Beine gestellt: Neben Kistenklettern auch Tanzvorführungen, Schminken, Getränke und Büfett. Kinder und Jugendliche hatten die gesamte Veranstaltung organisiert und betreuten sie auch. Ein Highlight des Nachmittags stellte das Straßentheater dar. Dabei gab es tatkräftige Unterstützung durch Carsten Trittin, dem Abteilungsleiter der Ordnungspolizei. Trittin spielte in dem Stück höchstpersönlich die Rolle eines Ordnungspolizisten, der die zu schnell fahrende »Autofahrerin« auf das Tempolimit hinwies und eine Rote Karte zeigte. Im weiteren Verlauf des Theaterstückes stellten die Kinder und Jugendlichen dann die Entstehung ihres Kinder- und Jugendforums nach.

Mit Unterstützung des Jugendtreffs hatten sie sich an das Büro für Kinder- und Jugendbeteiligung gewandt, welches sie ermutigte, wiederum den Bürgermeister um Unterstützung zu bitten. Dessen Rolle spielte Amtsinhaber Alexander Wright ebenfalls selbst. Der Verkehrsdezernent signalisierte, dass er sich für die Wünsche und Meinungen der Kinder und Jugendlichen sehr interessiert und deren Engagement wertschätzt. Ebenfalls unter den Besuchern weilte Schuldezernentin Astrid Eibelshäuser und ein Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes.

»Heute gehört die Straße uns! Uns Kindern und Jugendlichen, die hier leben, spielen, sich aufhalten, zu Freunden gehen, in den Jugendtreff oder zum Sport, sich einfach draußen aufhalten und auch amüsieren wollen, oder unseren Geschwistern, die in den Kindergarten gehen«, sagte die 14-jährige Hiba in ihrer Rede gemeinsam mit Hana und Kristina.

In Kommunalpolitik mitreden

Durch die Straßensperrung gehörte der Spenerweg mehrere Stunden lang dem engagierten Nachwuchs, der so ein Zeichen setzen wollte, um die Autofahrer um Rücksichtnahme gegenüber jungen Verkehrsteilnehmern zu bewegen. Die Pädagoginnen Simone Wingen (Büro für Kinder- und Jugendbeteiligung), Carina Diegel und Sebastian Guthardt (Jugendtreff Spenerweg) sind sich einig, dass diese Kinder und Jugendlichen Mut bewiesen haben, für sich einzustehen, sich zu trauen, für ihre Meinungen und Wünsche einzutreten und in der Gießener Kommunalpolitik mitzureden. Zuvor hatten sie auch bereits in der Stadtteilkonferenz und bei der Stadtteilrundfahrt des Arbeitskreises Gießen Nord-Ost mitgesprochen und ihre Perspektiven zum Thema Verkehr eingebracht. Wenn das nicht eine gelungene Straßenaktion war, bei der Nachbarschaft sowie Verwaltung und Politik mitbekamen, wie Kinder- und Jugendrechte in Gießen gelebt werden können.

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Für Verpflegung war reichlich gesorgt. Foto: Schäfer © Schäfer

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