Heyligenstaedt-Areal wird grün

Bis 2024 soll die Umgestaltung des Heyligenstaedt-Areals in Gießen abgeschlossen sein. Das Gelände wird intensiv begrünt.
Gießen. Die Bagger rollen auf dem Heyligenstaedt-Areal im Aulweg. Es entsteht ein neues Stadtquartier, in dem Grün die beherrschende Farbe sein wird. »Die meisten Dächer begrünen wir intensiv. Auf den niedrigen Dächern pflanzen wir auch Sträucher und Bäume«, erklärt Dr. Wolfgang Lust. Diese Form der intensiven Begrünung lasse sich mit dem Aufbau eines Gartens auf dem Dach vergleichen. Der Bauherr freut sich besonders, das norwegische Architekturbüro Snøhetta für das Projekt gewonnen zu haben. Es betreibe fast immer Stadtentwicklung: »In Shanghai hat das Team einen kompletten Stadtteil entwickelt. Hier bei uns haben sie die gesamte Anlage geplant, inklusive der Möbel im Hotel«, sagt Lust. Bis Ende 2024 soll das Projekt mit einem Investitionsvolumen von rund 60 Millionen Euro brutto abgeschlossen sein.
Bäume auf der Tiefgarage
Bekanntermaßen hat Snøhetta den Architektenwettbewerb zu dem Areal gewonnen, der von Mai bis August 2020 gelaufen ist. »Sie haben zuerst die Außenanlage gestaltet und dann die Gebäude geplant. Das hat mich beeindruckt«, erinnert sich Lust. Den Gestaltungsauftrag hätten die Norweger nur wegen der Zusage echter Nachhaltigkeit in dem Quartier angenommen. »Städte müssen viel grüner werden«, betont der Bauherr. Bezogen auf das Heyligenstaedt-Areal bedeute dies unter anderem, dass auf die Tiefgarage mit 220 Stellplätzen auf zwei Ebenen eine rund 1,50 Meter starke Schicht Boden aufgebracht und bepflanzt wird. Rund 50 Prozent der Fassaden des Geländes um vier Höfe würden begrünt. »Die Fassade des Hotelneubaus bekommt ebenfalls eine Grünfassade, die sich wie eine Art Teppich über die Gebäudeteile spannt. Durch die Begrünung der Fassade kann im Sommer eine natürliche Beschattung und ein Sonnenschutz erzielt werden, zudem wird die Umgebungstemperatur auf natürliche Weise gesenkt und die Pflanzen binden CO2 und säubern die Luft. So kann das Mikroklima des Areals und des überhitzten Stadtraums verbessert werden«, führt Lusts LBI Holding in einer Mitteilung aus. Die Gebäude - insgesamt entstehen 26 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und etwa 500 Arbeitsplätze auf Gewerbe- und Büroflächen - erhalten Retentionsdächer. »Sie saugen das Regenwasser wie ein Schwamm auf, so dass wir das Wasser für die Begrünung nutzen können«, erläutert der Bauherr. Nur bei starken Unwettern müsse Regenwasser in den Kanal abgelassen werden. »Sämtliche Geschosse der Gebäude werden ab dem ersten Obergeschoss in Holz erstellt. Durch diese Bauweise werden rund 22 Prozent der sogenannten grauen Emissionen (Treibhausgasemissionen) vermieden, um zu einer positiven CO2-Bilanz beizutragen. Im Vergleich zu anderen Baumaterialien kann Holz mit dem kleinsten ökologischen Fußabdruck punkten, überzeugt gleichzeitig auch durch eine angenehme Innenraumatmosphäre und eine schnelle Bauzeit«, ist in der Mitteilung nachzulesen.
Beim Kühlen und Heizen will man auf fossile Energieträger verzichten. Strom werde zu 60 bis 70 Prozent über Photovoltaikanlagen produziert und für die Erzeugung von Wärme und Kälte genutzt. »Geheizt und gekühlt wird über den Boden zu 100 Prozent mit Geothermie und Wärmepumpe«, führt die LBI Holding aus. Um ausreichend Erdwärme nutzen zu können, würden 42 Tiefenbohrungen mit einer Tiefe von je rund 140 Metern durchgeführt.
Nutzung der Freiflächen
»Wir werden auch die Bestandsgebäude umstellen«, führt Lust aus. Derzeit werde noch Fernwärme genutzt, die künftig nur noch in Zimmern des Hotels - das Heyligenstaedt wird von 40 auf 120 Betten erweitert- gebraucht wird. Neben der Erweiterung von Restaurant und Hotel entstünden auf dem Gelände ein gewerblicher Komplex und ein Sport- und Gesundheitsbereich mit Arztpraxen. Die Freiflächen mit den Höfen dienten unterschiedlichen Nutzungen. »Im ›Leben-Hof‹ wird sich das Tagesgeschehen abspielen. Um diesen Hof herum werden hauptsächlich die Büroeinheiten mit rund 6000 Quadratmetern abgebildet. Rund um den ›Bewegen-Hof‹ dreht sich alles um Sport und Gesundheit. Auf rund 3000 Quadratmetern werden hier Arztpraxen sowie Physiotherapie und Yoga angesiedelt. Der ›Wohlfühl-Hof‹ wird vom Alt- und Neubau des Hotels umschlossen und dient den Hotelgästen als Rückzugs- und Entspannungsort«, teilt die LBI mit. Vermietet und verpachtet seien bislang 65 Prozent des Gesamtprojektes.