Hilfe suchen - Hilfe bekommen

Der VdK Wieseck startet im Mai nach Corona-bedingter Pause wieder mit Veranstaltungen. Aber auch in Pandemie-Zeiten gilt das Credo: »Wir lassen keinen allein«.
Gießen. »Wir lassen keinen allein - für uns ist jeder wichtig«, der Leitsatz des Sozialverbandes VdK gilt auch in schwierigen Zeiten. Zwar sind die Bedingungen in Zeiten der Corona-Pandemie erschwert, aber die Verbandsmitglieder werden auch dann nicht alleine gelassen, versichert der Vorsitzende des Wiesecker Ortsverbandes, Wolfgang Klaholz.
«Wenn es die Lage zulässt, geht es im Mai wieder los«, plant der engagierte Mann an der Spitze. Jeden Monat, so blickt er zuversichtlich in die Zukunft, werden sich die Mitglieder wieder zu einer Veranstaltung treffen. Vorausgesetzt natürlich, es treten keine gravierenden Änderungen bei der Pandemie ein. Denn Sicherheit und die Gesundheit stehen im Vordergrund. Klaholz sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, nicht nur die Einschnitte durch die Pandemie hätten dem großen Ortsverband zugesetzt. Es gibt große Lücken im Vorstand. Krankheit und hohes Alter machen der Vereinigung sehr zu schaffen. Die ausgebliebenen Treffen und der somit fehlende Austausch untereinander sind natürlich nicht förderlich bei der Suche, um Lücken im Führungsgremium zu schließen.
Lücken im Vorstand
Im Frühherbst planen die verbliebenen Vorstandsmitglieder eine Jahreshauptversammlung, um bei der Wahl die Positionen stellvertretende(r) Vorsitzende(r), Schriftführer, Kassierer und Beisitzer zu besetzen. Auch über die Finanzen und deren Prüfung ist den Mitgliedern Rechenschaft in einer Versammlung abzulegen.
»Die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit ist sehr groß«, weiß Klaholz aus den Zeiten des Stillstands im Vereinsleben zu berichten und sie nimmt immer mehr zu. »Es wird langsam Zeit, dass die Situation sich bessert«, wünscht er sich innig. Alleinstehende Mitglieder rufen an, erkundigen sich, wie es weiter geht und suchen auch Hilfe in privaten Angelegenheiten, bei Schriftverkehr mit Behörden und anderem mehr. Der Ortsverband hat allen 580 Mitgliedern zu Weihnachten Briefe geschrieben, sendet ihnen zu runden Geburtstagen Grüße und Wünsche. Ab Vollendung des 80. Lebensjahres erhalten die Jubilare zu runden Geburtstagen einen Zehn-Euro-Gutschein.
Wenn Corona vorbei ist, sollen wieder Besuche bei alten und kranken Mitgliedern stattfinden, dafür gibt es eine eigene Position im Vorstand. Manches geht beim VdK-Ortsverband weit über eine Mitgliedschaft hinaus, verrät der Vorsitzende. Und schildert sein Erlebnis mit einem alten Herrn, der starke Schulterschmerzen hatte, über kein Auto verfügt und dringend einen Arzttermin brauchte. Der Wiesecker setzte sich in seinen Wagen, holte den Patienten ab und brachte ihn zum Arzt. Manchmal wühlt sich Klaholz auch durch Berge von Papier, wenn beispielsweise Mitglieder nicht mehr mit dem Schriftverkehr ihrer Krankenkasse klar kommen. Die Nachfrage zu Formularen, zum Beispiel, um eine Schwerbehinderung zu beantragen, geht schneller gemeinsam. Wie war das noch? »Wir lassen keinen allein «
Soziale Bindungen
Ein wenig Beistand bei privaten Sorgen zählt auch zu den Aufgaben eines Sozialverbandes, wie bei dem krebskranken Mann, der alleine in der Zweizimmerwohnung in einem großen Mehrfamilienhaus lebt. »Es ist wichtig, dass wir die soziale Bindung halten«, vertritt Klaholz seinen Standpunkt. Viele Aufgaben als Vereinsvorsitzender lassen sich nicht einfach in Schubladen einordnen, ist sein Credo. Es kommt auch einiges zurück, freuen sich der Vorsitzende und seine Ehefrau Sigrid, die ihn unterstützt, wo es nur geht. Beide sind ein Team, und das nicht nur, wenn es um den Sozialverband geht.
Schöne Erlebnisse und Ereignisse verdrängen die Sorgen und den Kummer, den die schwierigen Zeiten verursachen. Eine Familie schrieb eine nette Karte, bedankte sich für die Weihnachtsgrüße und das Geschenk. Wolfgang und Sigi sagen unisono: »Wir waren sehr gerührt über diese Geste, die authentisch wirkte.«
Die Vereinsverwaltung ist der nüchterne Part, allein im ersten Quartal kamen 16 Menschen hinzu. Alles muss seine Richtigkeit haben, ist an Formalien gebunden und bedeutet einen nicht unerheblichen Aufwand. Als Wolfgang Klaholz 2007 die Funktion des Kassenwartes innehatte, waren es 350 Mitglieder, jetzt marschiert der Wiesecker Verband als der zweitgrößte in Gießen auf die Zahl 600 zu. Bescheiden meint der Vorsitzende, das liege nicht daran, »dass der VdK Wieseck so gut ist, sondern am Bedarf«. Menschen suchen Hilfe in sozialen Angelegenheiten - ein Anstieg für Beratung ist seit der Corona-Krise festzustellen - sind unzufrieden mit dem anerkannten Grad der Behinderung oder fühlen sich ungerecht behandelt bei der Rentenzahlung. Klaholz stellt fest, dass immer mehr jüngere Mitglieder den Weg zum Sozialverband suchen. Er freut sich über die guten Kontakte zur Wiesecker Michaelsgemeinde, mit der man gut zusammen arbeitet. In normalen Zeiten bietet der Ortsverband zwei Eintagesfahrten und eine Mehrtagesfahrt an, damit auch das gesellige Zusammensein nicht zu kurz kommt und die Menschen in Kontakt bleiben. Mit Bedacht werden immer schöne Ziele ausgewählt. Für die Verantwortlichen ist es schlimm, wenn Menschen plötzlich aus finanziellen Gründen zu Hause bleiben müssen, wie es sich jetzt bei einer Rentnerin abzeichnet. Wolfgang und Sigrid schauen zuversichtlich nach vorne: »Wir hoffen, dass es weitergeht!« Damit meinen sie nicht nur die Normalität im Vereinsleben, sondern auch die zu besetzenden Funktionen im Vorstand.
Mitstreiter gesucht
Wer beim Führungsgremium und in einem netten Team mitarbeiten möchte, kann sich bei Wolfgang Klaholz unter der Rufnummer 0641/ 52986 oder per E-Mail wolfang klaholz@web.de melden.