Historische Orte sichtbar machen

Bereits zum dritten Mal kamen Mitglieder der Bürgerinitiative am Wochenende zusammen, um im Rahmen eines Stadtrundgangs Schilder an sieben historisch relevanten Stätten anzubringen.
Gießen (paz). Die Erinnerung an das alte Gießen lebendig zu halten ist das Ziel der Bürgerinitiative »Historische Mitte Gießen«, die sich zu Beginn des Jahres 2019 gegründet hat. Hierzu zählt auch die Sichtbarmachung ehemaliger, geschichtsträchtiger Orte und Plätze. Bereits zum dritten Mal kamen Mitglieder der Bürgerinitiative am Wochenende zusammen, um im Rahmen eines Stadtrundgangs Schilder an sieben historisch relevanten Stätten anzubringen.
Die schön gestalteten Straßenschilder sollen an alte Straßen- und Gassennamen erinnern, die vor der Kriegszerstörung existierten. Gleichzeitig erzählen sie in Kurzform die interessante Geschichte dieser Orte und machen sie für jung und alt erlebbar.
Den Anfang machte mit dem »Walltor« die nördlichste Pforte der Stadt Gießen, die in ihrer langen Geschichte viele Veränderungen erfuhr. Als »Waldpforte« in der mittelalterlichen Ringmauer wurde sie erstmals 1379 im Bereich des Lindenplatzes erwähnt. In den Jahren 1805 bis 1810 wurde die gesamte Festungsanlage niedergelegt und mit dem Abtrag der Festungsgraben begonnen. Auf dem ehemaligen Gelände der Walltor-Schanze entstanden ab Mitte des 19. Jahrhunderts nacheinander unterschiedliche Braubetriebe. Beim Abriss von »Denninghoff« Anfang der 80er Jahre wurden Fundamente gefunden und gesichert.
Viele Patenschaften
Für jedes Schild stand ein anderer Unterstützer der Aktion Pate. Während Dr. Dorothea Freifrau von Ritter-Röhr die Patenschaft für das »Walltor«-Schild übernommen hatte, stand die SPD-Landtagsabgeordnete Nina Heidt-Sommer Patin für das Schild »Stephansmark«. Das Gedenkschild wurde an das heutige Gebäude der IHK Gießen-Friedberg in der Lonystraße angebracht. Bei der »Stephansmark« handelt es sich um ein 1310 als »stebinsmarke« erwähntes Grenzgebiet im Osten Gießens außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer. 1913 wurde hier die »Großherzogliche Handelskammer« eingeweiht.
»Damals endete die Straße hier«, erklärte Dr. Werner Schmidt, der auch für die Schildergestaltung verantwortlich zeichnete. Weiter ging es in Richtung Liebigstraße/Frankfurter Straße, wo das Schild »Universitätsstraße« - Pate Dr. Werner Schmidt - angebracht wurde. Für das nächste Schild »Schnoorgraben« am Selterstor stand Peter Eschke Pate. Die Patenschaft für das »Neuenweger Tor« an der Neuen Bäue übernahm Dominik Erb. Letzte Stationen waren schließlich die Sonnenstraße, wo das Schild »Burgkirche« - Pate Walter Hilbrands - und die Ecke Marktplatz/Burghof, wo das Schild »Stallgasse« - Patin Jenny Burger - angebracht wurde. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Jan-Patrick Wismar, freute sich über den guten Zuspruch. Neben den 30 Mitgliedern hat die Initiative mittlerweile 5000 Mitglieder bei Facebook und 7000 Follower auf Instagram.
»Es ist wichtig, dass man sich der Geschichte der eigenen Stadt bewusst ist«, erklärte Heidt-Sommer. »Nur wer die Geschichte kennt, kann auch die Gegenwart und die Zukunft gut gestalten.« »Ich finde, das ist eine wunderbare Initiative. Es ist wichtig, sich um das alte Gießen zu kümmern«, ergänzte die stellvertretende Vorsitzende der Gießener FDP und IHK-Vollversammlungsmitglied, Manuela Giorgis. Im Sommer kommenden Jahres sollen die letzten sechs bis acht Schilder in Gießen angebracht werden.