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Historische Verbindungslinien

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Besuch auf Schloss Todenwarth, dessen Eigentümerfamilie über ein Grabhaus auf dem Alten Friedhof mit Gießen verbunden ist. Foto: OHG © OHG

Gießen/Schmalkalden (red). Der Vorstand des Oberhessischen Geschichtsvereins (OHG) hatte ein glückliches Händchen mit der Wahl für die erste große Tagesexkursion: Thema und Wetter stimmten. Die Kooperationsveranstaltung mit dem Wetzlarer Geschichtsverein und dem Freundeskreis Museum Grünberg war schnell ausgebucht. 44 Teilnehmer machten sich auf den Weg nach Schmalkalden in Thüringen.

Der geschichtsträchtige Ort weist durch die Zeit der Reformation eine enge Verbindung zu Hessen auf. Dort wurde 1531 der Schmalkaldische Bund geschlossen, ein Zusammenschluss der Fürsten, die das neue lutherische Bekenntnis angenommen hatten. Dazu gehörte auch Landgraf Philipp von Hessen. In den Jahren 1546/47 folgte der Schmalkaldische Krieg, den Kaiser Karl V. zwar gewann, doch war die Reformation bereits so gefestigt, dass sie nicht mehr beseitigt werden konnte.

Den ersten eindrucksvollen Eindruck in Schmalkalden erhielten die Besucher aus Mittelhessen gleich nach ihrer Ankunft: Das auf einem Berg thronende, 1590 fertiggestellte Schloss Wilhelmsburg. Da es nicht allzu lange Regierungssitz war, sind keine Modernisierungen und Umbauten erfolgt, sodass es heute das einzige komplett erhaltene Renaissance-Schloss Deutschlands ist. Zwar ist nicht mehr viel historisches Mobiliar erhalten, dafür aber zahlreiche und eindrucksvolle Bemalungen an Wänden und Decken, die mittlerweile alle restauriert sind. Die Führung begann mit Museumsdirektor Dr. Kai Lehmann, der Innenhof und Schlosskapelle vorstellte, und wurde von der Museumsmitarbeiterin Renate Müller fortgesetzt.

Dann übernahmen zwei kostümierte Stadtführerinnen die Gruppe und zeigten die historische Altstadt, beginnend bei den Schlossterrassen, über das Lutherhaus, den Hessenhof und die St. Georgs-Kirche bis zum historischen Marktplatz, auf dem noch ein Marktgeschehen im Gange war. Und wo sich die Todenwarth’sche Kemenate befindet, das Stadthaus der Familie von Todenwarth. Das war deswegen interessant, weil der Nachmittag auf Schloss Todenwarth endete. Das Besitzerehepaar Halbig empfing die Gäste mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen im sonnenbeschienenen Garten. Dr. Jochen Halbig erzählte von seiner Familie, dem Schloss und der jahrelangen Restaurierungsarbeit in Eigenleistung. Dann konnten sich alle auf dem Gelände und im Untergeschoss des Schlosses umschauen. Immer wieder gab der Hausherr Erläuterungen.

Zur Erinnerung: Die Todenwarths haben einen direkten Bezug zu Hessen und Gießen. Antonius Wolf von Todenwarth war in Diensten der hessen-darmstädtischen Landgrafen, die während des 30-jährigen Krieges in die Festungsstadt Gießen gezogen waren. Wolf von Todenwarth war beruflich auf Reisen, als der große Pestausbruch Gießen heimsuchte, der auch seine Frau Katharina heimsuchte. Ihrem Andenken widmete er eine Stiftung und ein Grabhaus auf dem Friedhof. Beides existiert bis heute. Jochen Halbig war (mit Familie) zur Unterzeichnung des angepassten Stiftungs-Vertrags 2010 in Gießen. Sie besuchten natürlich das Grabhaus auf dem Alten Friedhof.

Die nächste Exkursion des Oberhessischen Geschichtsvereins führt am 15. Mai nach Marburg, ist aber bereits ausgebucht. Weiter geht es am 8. Juli mit einer Halbtagesexkursion zur Wasserkunst in Grünberg. Weitere Infos unter www. www.ohg-giessen.de.

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