Hit-Programm zwischen Paddlern und Tretern

Das Motorschiff »Lahnlust« des Gießener Marinevereins war wieder mit einer achtköpfigen Band und vielen Hits auf dem Fluss unterwegs.
Gießen (hsch). Der Sommer macht Überstunden: ideale Gelegenheit für eine Bootsfahrt auf der Lahn. So startete am Sonntag das Unternehmen »Lahnlust«, eine Bootsfahrt mit Musik auf dem Schiff gleichen Namens des Marinevereins. An Bord waren wie bei der ersten Auflage im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Musiker von Format, die bestens gelaunt das Publikum am Ufer unterhielten.
Die acht versierte Musiker spielten ein frei erstelltes Programm - auf der Lahn und während der Fahrt. Für die Betreuung der Fahrgäste sorgte umsichtig Renate Heinecke, das Boot steuerte Hartmut Sorg vom Marineverein. Um den tadellosen Sound kümmerte sich Stephan Wießner von Flashlight. So konnten sich die Band Radio 2020 mit Sängerin Jessica Hormann, Sänger und Gitarrist Mischa Jung, Schlagzeuger Moritz Weissinger und Peter Herrmann am Bass einfach ums Spielen kümmern. Unterstützt wurden sie von Gastsänger und Gitarrist John Morrell, Posaunist Andreas Jamin und Sänger und Gitarrist Dago Schelin. Alles in allem eine hochkarätige Mischung.
Nicht nur bei Queens Hit »Radio Gaga« sorgte der Gesang für eine emotionale Welle, obgleich es auf der Lahn nur sanft plätscherte. Auf dem Boot war der Sound hervorragend, die Musiker badeten förmlich darin. Aber auch an Land, zeigte sich später, klang das schwimmende Konzert ausgezeichnet.
Das Programm umfasste Popklassiker wie Jethro Tulls »Locomotive breath« oder »Boat on the river« (mit besonders schönem Chor) von Styx. Bei »Come together« von den Beatles schickte ein Schlauchbootführer ein Peace-Zeichen herüber. Er und andere Boote parkten schon mal ein Weilchen in der Nähe und hörten gut gelaunt dem Konzert zu.
Der Fahrplan der »Lahnlust« sah zwei Runden auf dem Fluss vor, wobei an den Ufergaststätten haltgemacht wurde, sodass die Gäste ausgiebig lauschen konnten. Hartmut Sorg ließ dazu das Gefährt gekonnt auf der Stelle verharren, die Schiffsdiesel waren nicht zu hören. Die Stimmung unter den Musikern, die schon beim Ablegen einsetzten, war exzellent. Und die Fahrt bot einiges für Augen und Ohren. Zahlreiche idyllische und auch einige luxuriöse Anwesen waren am Ufer zu entdecken. Ein paar Bewohner groovten sich richtig ein, als das Schiff näherkam. Schließlich war auf dem Wasser einiges los. Tretboote (Favorit: Modell VW-Käfer) platschten umher, und zwei, drei kleine »Dampfer« waren auch dabei. Nicht zu vergessen der einsame Stehpaddler, der der »Lahnlust« mit einigem Abstand im Kielwasser folgte.
Richtig spannend war die Begegnung mit dem »Wiesecker Lahndrachen« und seinen zehn Paddlern, die auf Geschwindigkeit aus waren. Als sie allmählich längs gelangten, steigerte die Band das Tempo von Dolly Partons »Jolene« und spornte die Sportler zu einem Überholerfolg an - große Freude allenthalben.
Obzwar alle Lahnufer-Restaurants angefahren wurden, fand das mobile Konzert nicht überall sichtbare Anerkennung. In einem Restaurant rührten die Gäste keine Hand zum Applaus, beim Kanuclub war dagegen der Beifall kräftig, und man sah viele strahlende Gesichter. Organisatorin Ellen Schaaf und die Unterstützer - Kultursommer Mittelhessen, Kulturamt und Marineverein - konnte sich freuen: die Uferrestaurants waren gut besucht, die Band gab ihr Bestes und viele Menschen lauschten gut gelaunt dem abwechslungsreichen Programm.