Hubbelnde Snowboarder

In der Wilhelmstraße in Gießen gibt es Rüttelschwellen, vor denen man bremsen sollte bzw. Bremsschwellen, die einen ansonsten durchrütteln. Sie können aber auch zu Spaßbeschleunigern werden.
Gießen . Wenn Dinger auf der Straße liegen, die wir für Dinger auf der Straße halten, die komplett die Straße versperren, und wir dann drüber fahren, weil wir nicht ausweichen können, dann fahren wir über Dinger, die auch einen offiziellen Namen haben.
Sie heißen Bremsschwelle oder Rüttelschwelle oder Speedbump. Eine Bremsschwelle gibt es in verschiedenen Ausführungen, als Kreissegmentschwelle, plateauförmige, kissenartige Schwelle, aber auch als tellerförmige Schwelle. Doch genug dem Ding, da schwellt, äh schwillt einem ja der Kamm.
Auf alle Fälle sollen die Schwellköppe aller Art den Verkehr beruhigen, indem sie die Verkehrsteilnehmer beunruhigen, weil sie in ganzer Pracht dem Fahrzeuglenker zu verstehen geben: Wenn du hier zu schnell drüber bretterst, kannst du was erleben. Wenn Speedbumps Deutsch könnten, würden sie sagen: Wenn du über mich zu rasant fährst, setzt du auf, das ist schlecht für deinen Unterboden. Oder du schadest der Radaufhängung. Oder dein Auspuff bekommt keine Luft mehr.
Vielleicht fliegen auch einfach nur die Insassen mit dem Kopf an die Decke und ernten geschwollene Köpfe von den schwellenden Dingern. Und da wären wir wieder beim Namen. Die Bremsschwelle heißt Bremsschwelle, weil man vorher abbremst - im besten Fall. Die Rüttelschwelle heißt Rüttelschwelle, weil man durchgerüttelt wird, wenn man vorher nicht abbremst. Und der Speedbump heißt Speedbump, weil es auf Englisch immer anders heißt.
Nach der langen Rede, mehr geschüttelt als gerührt, geht es nun zur Sache, denn in der Wilhelmstraße in Gießen gibt es auch Rüttelschwellen, vor denen man bremsen sollte bzw. Bremsschwellen, die einen ansonsten durchrütteln. Und da wir in Deutschland sind, stehen dort natürlich auch Schilder, die auf die mit gebremstem Schaum daliegenden Rüttler hinweisen.
Jetzt aber kommt die Moral von der Geschicht: traue allen Schildern nicht. Wie gerade erst entdeckt, steht vor der einen Schwelle ein normales Schild, das die Hubbel wie immer zeigt. Schreibt man Hubbel so? Oder kommt hubbeln von hoppeln? Nein, Hubbel kommt von Hubbel.
Hubbel hin, Hubbel her: Einige Meter weiter gibt’s ein Schild vor der anderen Schwelle, das den niedrigschwelligen Schrecken zu einem vielschwelligen Freizeitspaß erwachsen lässt. Auf jenem Schild (siehe Foto oben), hoppelt ein Snowboarder, besser, fliegt ein Snowboarder über die Rüttelschwelle, dass es nur so eine Pracht ist.
Und er ist so perfekt auf das Schild gepappt, dass es wie exakt so im Schilderwald entworfen scheint. Und wissen Sie was? Das Fake-Schild hat was. Es macht aus der Verkehrsberuhigung sozusagen eine Spaßbeschleunigung. Und daran lassen wir nicht rütteln oder schütteln - ein gelungener Gag im Schwellenland.