Humor und Warmherzigkeit

Deutsch-Englische Gesellschaft Gießen: Lawrence de Donges-Amiss-Amiss erinnert sich an Treffen mit der Queen
Gießen . Der Tod von Queen Elizabeth II. hat auch in Gießen eine Welle der Trauer ausgelöst. Vor dem Rathaus wehten am gestrigen Freitag die britische und die Gießener Fahne auf Halbmast. »Königin Elizabeth II. stand auch für die gelebte Freundschaft und enge Verbundenheit zwischen Deutschland und Großbritannien«, erklärte Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher.
Schon seit mehr als 60 Jahren besteht eine aktive Städtepartnerschaft zwischen Gießen und Winchester, der alten Königsstadt im Süden Englands. Erst vor wenigen Wochen wurde diese Partnerschaft im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten erneut bekräftigt und die damals amtierende Bürgermeisterin Vivian Achwal besuchte die Universitätsstadt. Aktiv gestaltet wird die Partnerschaft durch die Deutsch-Englische Gesellschaft Gießen. Die gebürtige Londonerin Jennifer de Donges-Amiss-Amiss, Ehrenvorsitzende des Vereins, legte in ihrer 30-jährigen Amtszeit den Grundstein für den vielfältigen Austausch zwischen beiden Städten. Heute wird der Verein von ihrem Sohn Lawrence geführt.
Gern blickt der Vorsitzende auf etliche Treffen mit der Monarchin zurück, sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland. Sogar beim letzten Staatsbesuch der Queen kam es zu einer Begegnung zwischen ihr und dem Vorsitzenden: Die Königin hatte in Frankfurt einen Zwischenstopp eingelegt und sich die Zeit für ein kurzes, persönliches Gespräch im Rahmen eines Empfangs genommen. »Keep the good work going« (»Machen Sie weiter mit der guten Arbeit«) waren ihre Worte, an die sich de Donges-Amiss-Amiss noch gerne erinnert.
»Ich habe von vielen Freunden Betroffenheit und Beileidsbekundungen erfahren«, sagt er und betont, dass die Wurzeln der englischen Monarchie nach Deutschland und auch nach Hessen führen. Nicht nur war die Tochter Vicky der Königin Viktoria mit Kaiser Friedrich II. verheiratet und Mutter von Wilhelm II. Eine weitere Tochter, Alice, heiratete Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein. Nach ihr ist auch die Alicenstraße in Gießen benannt. Die Schwiegermutter der Queen, Prinzessin Alice von Battenberg, war eine Tochter der Prinzessin Victoria von Hessen-Darmstadt. Die Queen sei daher sehr gerne außerhalb der offiziellen Staatsbesuche zu Familienfeiern in Deutschland gewesen. Besonders habe er ihren trockenen Humor und ihr warmherziges Lächeln geschätzt - beides habe er bei den privaten Treffen selbst erleben dürfen. »Man musste durchaus vorsichtig sein, was man in ihrer Gegenwart auf Deutsch sagte. Denn sie und ihr Mann waren der deutschen Sprache durchaus mächtig«, erinnert er sich.
Um der Bevölkerung in Gießen und Umgebung die Chance der Beileidsbekundung zu geben, hat sich Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich auf Bitten des Vereins bereit erklärt, ein Kondolenzbuch im Regierungspräsidium am Landgraf-Philipp-Platz auszulegen. »Es ist uns eine Ehre und ein Bedürfnis, dieses Buch auszulegen, damit alle Bürger und Bürgerinnen der Stadt Gießen ihre Verbundenheit mit unseren britischen Freunden zum Ausdruck bringen können«, sagte Ullrich dazu. Nach der Trauerzeit werde das Buch an König Charles III. übergeben, versprach der Vereinsvorsitzende. Die Trauerbeflaggung habe die Stadt auf ausdrücklichen Wunsch des Vereins angeordnet, so der Vorsitzende.
Tiefe Betroffenheit herrscht auch in Biebertal beim Deutsch-Britischen Verein - das sagte Vorsitzende Petra Schmidt auf Anfrage. Dort sind seit Mittwoch erstmals seit 2019 wieder die Freunde aus der Partnerstadt Denigh (Wales) zu Gast. »Die Waliser sind zwar im Gegensatz zu den Engländern der britischen Krone nicht so nahe, dennoch zollen sie der Queen großen Respekt«, sagte Schmidt. Sowohl die Biebertaler als auch ihre Gäste seien der Meinung, dass man »die Leistung dieser Frau gar nicht in Worte fassen kann« und froh, dass die Königin friedlich im Beisein ihrer Familie gestorben ist. Auswirkungen auf die Besuchswoche, die noch bis zum kommenden Mittwoch andauert, habe ihr Tod nicht. So stehen etwa ein Ausflug nach Frankfurt und eine Parkführung in Bad Homburg auf dem Plan. Allgemein sei man froh, dass man sich nach zwei Jahren Pandemie »endlich wieder in die Arme schließen konnte« . (lth)