1. Startseite
  2. Stadt Gießen

»Ich kann fühlen, wie sie denken«

Erstellt:

giloka_2104_leimbach_210_4c
Alida Leimbach mit ihrem jüngsten Werk in Händen. Foto: Czernek © Czernek

Die in Alten-Buseck lebende Autorin Alida Leimbach spricht im Interview über handelnde Personen in ihrem neuen Krimi »Strandmörder« und ihre besondere Verbindung zu Norddeutschland.

Buseck. Ihre Kriminalkommissare ermitteln im Norden Deutschlands, in Osnabrück, in Ostfriesland oder auf einer der Nordseeinseln, dabei lebt die Autorin Alida Leimbach seit vielen Jahren in Alten-Buseck. Kürzlich ist ihr jüngstes Werk »Strandmörder« erschienen. Über ihre Motivation Kriminalromane zu schreiben, berichtet sie im Interview.

Sie leben in Alten-Buseck. Aus welchen Gründen verlagern Sie Ihre Kriminalromane nach Norddeutschland?

Ich bin in Lüneburg geboren und später in Osnabrück aufgewachsen. Viele Verwandte leben noch dort. Dadurch habe ich eine enge Verbindung zu der Stadt und überhaupt zum Norden Deutschlands.

»Strandmörder« spielt auf der Nordsee-Insel Borkum. Gibt es dazu auch einen Bezug?

Meine Großeltern waren Ostfriesen und wohnten in Weener an der Ems. Von dort aus konnten sie damals noch mit dem Schiff direkt einen Tagesausflug nach Borkum machen. Später fuhren sie mit unserer Familie einige Male in den Ferien dorthin. Letztes Jahr war ich zu Recherchezwecken ebenfalls dort. Der Norden und die Menschen sind mir einfach sehr vertraut.

Auf welchen Wegen sind Sie nach Mittelhessen gekommen?

Nach meinem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Buchhändlerin in Osnabrück absolviert. Doch eigentlich wollte ich Dolmetscherin werden. Mit der Ausbildung habe ich meine Wartezeit überbrückt, bis ich einen Studienplatz in Heidelberg bekommen habe. Nach dem Abschluss habe ich einige Zeit im Rhein-Main-Gebiet als Übersetzerin gearbeitet. Als mein Mann die Pfarrstelle hier in Alten-Buseck annahm, habe ich in Gießen noch einmal Deutsch, Englisch und Evangelische Theologie für das Lehramt studiert. Jetzt bin ich zudem noch Grundschullehrerin. Aktuell arbeite ich in der Schülerbetreuung und als Vertretungslehrerin. Das schafft mir genügend Freiraum zum Schreiben.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ich habe 2009 einen Kurs »Kreatives Schreiben« besucht. Von da an hat es mich gepackt, und ich begann mit meinem ersten Buch »Wintergruft«. Meinem Verlag gefiel meine Art zu schreiben und so entwickelte sich alles Weitere. Mittlerweile sind insgesamt acht Bücher dort erschienen. Zunächst war ich im Übrigen gar nicht auf das Schreiben von Krimis fixiert. Das hat sich durch die Arbeit an dem ersten Buch und durch die Zusammenarbeit mit dem Verlag ergeben. Ich recherchiere viel und vernetze mich mit anderen Krimiautoren. Fortbildungen und Begegnungen mit Kollegen sind mir zudem wichtig. So besuche ich jedes Jahr die »Criminale«, eine Veranstaltung für Kriminalschriftsteller.

Wie ist Ihre Herangehensweise an einen Stoff?

Die Themen fallen mir einfach im Alltag zu. Mal ist es eine Notiz in der Zeitung, ein anderes Mal ist es eine Geschichte, die mir zu Ohren kommt, daraus ergibt sich eins zum anderem. Nach dem ersten Exposé, in dem schon ein grober Handlungsverlauf und das Ende skizziert sind, beginnt die eigentliche Arbeit. Schreiben ist anstrengend, erfordert Disziplin, Kreativität und eine gründliche Planung. Deswegen arbeite ich - wenn möglich - sehr zügig und kontinuierlich an dem Buch. Während des Schreibens werden mir die handelnden Personen sehr vertraut. Ich kann quasi fühlen, wie sie denken, wie sie fühlen und was sie als nächstens tun werden. Schön ist es, wenn während des Schreibens ein Flow entsteht, ich also so vertieft in die Geschichte bin, dass die Finger beim Tippen nur so über die Tastatur fliegen. Dann bin ich ganz eins mit den Figuren und der Handlung. Leider ist das nicht immer so. Ich versuche, regelmäßige Schreibzeiten einzuplanen, denn zu lange Pausen während des Schreibprozesses hemmen die Kreativität. Dann wird es schwierig, sich in die Geschichte wieder hineinzufühlen.

Verraten Sie uns ein wenig, worum es in Ihrem aktuellen Buch geht?

In Borkum wird eine Joggerin tot aufgefunden. Die Frau eines Borkumer Baulöwen soll nicht das einzige Opfer bleiben. Ein Serienmörder tötet seine Opfer ohne sichtbare Spuren und hinterlässt in der Nähe der Tatorte Muscheln in herzförmiger Anordnung. Schnell wird klar, dass es eine Verbindung zwischen den Opfern geben muss. Das Motiv für die Morde liegt in einem Geheimnis in der Vergangenheit, welches die beiden Kommissare zu lüften haben.

In »Strandmörder« gibt es mit Swantje Brandt und Henry Olsen ein neues Ermittlerteam in Ihrer Kriminalwelt. Was ist aus dem alten Ermittlerduo Birthe Schöndorf und Daniel Brunner geworden? Haben Sie diese Reihe abgeschlossen?

In »Strandmörder« ermitteln zwei neue Kommissare, die sich in einer ähnlichen Lebensphase befinden wie ich selbst. Auch ich gehöre zu den Baby-Boomern, die noch täglich gern die Printausgabe der Zeitung morgens bei einer Tasse Kaffee lesen. So kann ich mich in deren Gefühls- und Gedankenwelt leichter hineinfühlen. Daher ruht die Birthe-Schöndorf-Reihe.

Das Buch hat der Grafik-Designer und Comiczeichner Hans-Michael Kirstein illustriert. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Wir kennen uns schon einige Jahre. Bereits 2018 haben wir gemeinsam den Krimi-Cartoon »Kaffee um vier in Gießen« herausgebracht. Er lieferte die unnachahmlichen Cartoons und ich die Texte dazu. Es spielt übrigens in Gießen und als Vorlage diente das Café Geißner, die Café-Institution in der Plockstraße. So gesehen, habe ich auch schon Gießen mit einem Krimi bedacht.

Der Krimi-Cartoon ist aktuell vergriffen…

Leider ja. Wir hatten es selbst verlegt und waren mit der Auflage bewusst vorsichtig gewesen. Wir denken über eine Neuauflage nach. Es ist aber noch nichts entschieden. Aktuell arbeite ich bereits an der Fortsetzungsgeschichte mit dem Ermittlerduo Swantje Brandt und Henry Olsen, denn Ideen habe ich noch für weitere Folgen. Mehr wird aber noch nicht verraten.

Alida Leimbach: Strandmörder. 314 Seiten. Paperback. Verlag: Gmeiner 2023. ISBN 978-3-8392-0417-7, Buch: 17 Euro / E-Book: 12,99 Euro.

Auch interessant