IHK schafft solide Basis für 2023

Auf der Vollversammlung (VV) der Industrie- und Handelskammer (IHK) Gießen-Friedberg haben die VV-Mitglieder den Wirtschaftsplan 2023 einstimmig verabschiedet.
Gießen (red). Auf der Vollversammlung (VV) der Industrie- und Handelskammer (IHK) Gießen-Friedberg haben die VV-Mitglieder den Wirtschaftsplan 2023 einstimmig verabschiedet.
Der Plan schließt mit einem Jahresfehlbetrag von knapp 1,4 Millionen Euro ab. Dieser Jahresfehlbetrag wird durch den Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr, eine Entnahme aus der Ausgleichsrücklage und eine Entnahme aus der Digitalisierungsrücklage ausgeglichen. Mit dem Griff in die Rücklagen soll eine höhere Beitragsbelastung der Mitglieder vermieden werden.
Laut Hochrechnung wird die IHK 2022 einen Jahresfehlbetrag von rund 158 000 Euro ausweisen gegenüber einem geplanten Jahresfehlbetrag von knapp 1,8 Millionen Euro. Ein wesentlicher Grund für das verbesserte Ergebnis waren geringere negative Auswirkungen der Pandemie auf die Gewerbeerträge der Mitgliedsunternehmen als im Plan angenommen. Auch die Aufwendungen blieben in Summe unter dem Planwert. Einstimmig verabschiedet wurde auch die Beibehaltung der Beitragsfreistellungsgrenze.
Gedenken an Hans Wilhelmi
IHK-Präsident Rainer Schwarz begrüßte Dr. Jan Eric Rempel, Geschäftsführer des Mittelhessischen Druck- und Verlagshauses, aus der Wahlgruppe Industrie, Landkreis Gießen, als neues Mitglied der Vollversammlung. Dieser rückt für den ausgeschiedenen Hans-Joachim Molka nach. Auch die Spitze des IHK-Haushaltsausschusses wurde mit der einstimmigen Wahl von Otmar Lich neu besetzt. Er folgt auf Hans-Heinrich Bernhardt, der in den Ruhestand eintritt. Die Vollversammlungsmitglieder gedachten Hans Wilhelmi. Der verstorbene ehemalige IHK-Vizepräsident war über 20 Jahre Mitglied der Vollversammlung der IHK Gießen vor der Fusion mit der IHK Friedberg.
Präsident Rainer Schwarz ging in seinem Bericht auch auf die Zeitungsanzeige »Gesellschaft und Wirtschaft brauchen Frieden!« ein, die Ende November in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen ist. Darin sei unter anderem die IHK Gießen-Friedberg als Unterzeichner genannt. Schwarz stellte klar, dass die IHK Gießen-Friedberg jedoch nicht zu den Unterstützern der Anzeige zähle und die Verwendung des Kammerlogos auf einem Missverständnis beruhe.
Schwarz verwies in diesem Zusammenhang auf die eigene Resolution der IHK Gießen-Friedberg »Stromversorgung sicherstellen«, die auf der VV zur Abstimmung stand. Die Resolution geht zurück auf den Vortrag von Harald Schwarz, Professor an der Brandenburgischen Technische Universität Cottbus-Senftenberg, zum Thema »Energiewendebilanz im Stromsektor«, den er in der IHK Gießen-Friedberg anlässlich des 150-jährigen IHK-Jubiläums Mitte November gehalten hatte. Direkt per Video zugeschaltet erläuterte der Wissenschaftler die insgesamt sechs Forderungen der Resolution. Dabei bezweifelte er, dass es im deutschen Strommarkt in den Wintermonaten nicht zu Ausfällen kommen könne. Grund sei der gleichzeitige Ausstieg aus nuklearer und fossiler Energieerzeugung, ohne dass zeitgleich ausreichend Alternativlösungen entwickelt worden seien, die eine verlässliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung sicherstellen würden. Die Resolution »Stromversorgung sicherstellen« wurde daraufhin von der VV einstimmig angenommen.
Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke
Des Weiteren verabschiedete die VV, ebenfalls einstimmig, die DIHK-Resolution zur Energiekrise »Durch Flexibilität Energieversorgung sichern und Preise senken«. Mit zehn konkreten Sofortmaßnahmen setzt sich die IHK-Organisation für eine gesicherte Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen ein. Darin enthalten sind Forderungen wie diejenige, sämtliche verfügbaren Stein- und Braunkohlekraftwerke in den Markt zurückzuholen und die drei AKWs zunächst über das Frühjahr 2023 hinaus weiterzubetreiben. Auch ein Abbau von zu viel Bürokratie und behindernden Vorschriften für den Ausbau erneuerbarer Energien wird von der DIHK-Resolution angemahnt. Eine wirksame Entlastung der Wirtschaft wäre die Senkung der Stromsteuer sowie der Energiesteuer für Gas.
Dass die Lage in den Mitgliedsbetrieben problematisch ist, unterstrich IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Leder. »Die Aussichten sind nicht so rosig, mehr als jedes zweite Unternehmen im IHK-Bezirk erwartet eine schlechte Geschäftslage, nur knapp sieben Prozent schauen optimistisch in die Zukunft. Gerade in der Gastronomie zeigt sich die ungewisse Lage.«
»Die stark gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie können wir nicht komplett an unsere Gäste weitergeben«, sagte Rainer Dietz, IHK-Vizepräsident und Inhaber des Posthotels Restaurant »Johannesberg«. Konkret wünschte sich Dietz eine Mittelstandspolitik, die die Eigenständigkeit der Betriebe stärke.
Kommunikation bei Verkehrsversuch
Nach einer intensiven Planungsphase wird der Gießener Verkehrsversuch voraussichtlich Mitte 2023 starten. Zum Austausch über den Stand des Projekts trafen sich Ende November Vertreter der Kreishandwerkerschaft, der IHK und der Business Improvement Districts (BIDs) mit dem Gießener Bürgermeister und Verkehrsdezernenten Alexander Wright. »Wichtig für uns ist, dass die Innenstadt weiter mit motorisiertem Verkehr erreichbar bleibt, ebenso die Parkhäuser.« Für das sichere Miteinander werde von der Stadt ein komplexes System erarbeitet. Die Wirtschaft wünscht sich, in die Kommunikation der Stadt zum Verkehrsversuch mit eingebunden zu werden. Dazu soll es im Januar einen Auftakt-Workshop mit der Stadt geben.
Neuer Name noch offen
Aus dem Vogelsberg ist der Wunsch an die IHK herangetragen worden, die Region im Namen der IHK abzubilden. Mit dem Zusatz »Vogelsberg« wäre der neue Name der IHK als »IHK Gießen-Wetterau-Vogelsberg« allerdings recht lang, so die Rückmeldung aus der VV. Die IHK-Ehrenpräsidenten Fritz Hartmut Ulrich und Dr. Wolfgang Maaß wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Region Vogelsberg seit jeher Teil der früheren IHK Gießen und immer gleichberechtigter Partner in der Entscheidungsfindung gewesen sei. Monika Heineck, die sich gemeinsam mit Unternehmern der Vollversammlung aus dem Vogelsberg sehr engagiert für eine Namensänderung einsetzt, zeigte sich nicht überzeugt: »Meine Intention ist, in die Zukunft zu blicken, es sollte eine Identifikation und Sichtbarkeit mit allen drei Landkreisen möglich sein.«
Weitere Vorschläge waren Begriffe wie Ober- oder Mittelhessen, beides stieß nicht auf Zustimmung. Schließlich wurde auf Anregung von Vizepräsident Jochen Ruths eine Arbeitsgruppe aus allen drei Bezirken gebildet, die bis zur nächsten VV einen Vorschlag erarbeiten soll.