Im Maschinenraum der Kunst

Gießen (red). Einige Mitglieder des Theatervereins wagten sich bei ihrem jüngsten Besuch des Stadttheaters in die Höhe. Beeindruckt blickten sie dabei 14 Meter tief auf den Bühnenboden, der gerade für die Abendvorstellung vorbereitet wurde. Im Monatstreffen des Theatervereins stand diesmal das Thema »Bühnentechnik« an, zu dem die Vorsitzende Helga Göbel alle noch mit guten Neujahrswünschen begrüßte.
Der Technische Direktor Dr. Christopher Moos führte die fast 60 Teilnehmer durchs Große Haus, nachdem er anschaulich und unterhaltsam über sein Berufs- und früh begonnenes Bühnenleben erzählt hatte.
Bereits während seines geowissenschaftlichen Studiums mit Promotion in Umweltgeologie hat er in Wiesbaden am Theater als Beleuchter gearbeitet und die Prüfung als Veranstaltungsmeister absolviert. Weitere Stationen seines Theaterlebens waren Basel, Gießen, Bremen und jetzt, aus familiären Gründen, wieder Gießen, nun als Technischer Direktor.
Im Stadttheater fühlt er sich wohl, weil die »kleine ausgefeilte Bühne« doch viele Möglichkeiten der Gestaltung mit den gut eingespielten Gewerken gestatte, wobei das Kleine Haus »recht eigenständig« sei. Montags stehen für Moos und sein Team meist die technischen Einrichtungen - Bühnenbild, Ton, Beleuchtung und Video - an, um einen funktionalen und sicheren Bühnenablauf herzustellen, der inzwischen stark computergesteuert ist. Gesetzliche Vorgaben sind bei den »differenzierten Arbeiten« genau einzuhalten, etwa »zehn- bis zwölffache Sicherheit bei schweren Lasten und bewegten Wänden«, betonte er.
Wesentlich sei auch, dass alle an einer Produktion Beteiligten sich dem »gemeinsamen Projekt« hingeben, was bedeute, »viel miteinander absprechen zu müssen«. So könne es sein, dass auch eine Idee von Regie oder Ausstattung durch »Impulse von der Technik« wegen ihrer Expertise pragmatisch verändert werde.
Beim Ausbildungsberuf Bühnentechniker finden sich noch die Bezeichnungen Bühnen-, Theater-, Schnür-, Seitenmeister, Stellwerker und Veranstaltungstechniker, deren Tätigkeiten Moos umriss. Erfahrung und Akzeptanz der Arbeitszeiten seien sehr wichtig.
Auf der Bühne wurde sodann demonstriert, wie die acht Züge einzeln oder als Gruppe und zentimetergenau bedient werden, um etwa Vorhänge oder Wandteile zu bewegen. Ebenso wurde eine Versenkung im Bühnenboden gezeigt, die in der Unterbühne dann nochmals zu sehen war. Nachdem die Besucher die Höhe des »Turms« und die Beleuchtungsinstallation erkundet hatten, wurde der Rundgang über die Unterbühne mit der Technik der Drehbühne und durch die Werkstätten Schreinerei und Schlosserei fortgesetzt, wo einige Wasserschäden vorzufinden waren.
Zum Abschluss dankte Helga Göbel dem Technischen Direktor und allen Beteiligten des Technikteams für »äußerst eindrucksvolle Impressionen und den sprichwörtlichen Blick hinter die Kulissen«. Das nächste Monatstreffen des Vereins führt am 23. Februar zu einer Tanzprobe.