1. Startseite
  2. Stadt Gießen

Immer wieder Park-Ärger in der Wolfstraße

Erstellt:

giloka_0207_wolfstrasze_e_4c_2
Zu eng, zu wenig Parkplätze: In der Wolfstraße hat es in der Vergangenheit mehrfach Ärger zwischen Anwohnern und Ordnungsamt gegeben. Foto: Pfeiffer © Pfeiffer

In der Wolfstraße gibt es immer wieder Ärger zwischen dem Ordnungsamt der Stadt Gießen und Anwohner. Letztere wünschen sich das Gehwegparken zurück und bemängeln »Willkür«

Gießen . Der Anwohner ist genervt: Bereits zum zweiten Mal wurde sein geparktes Auto in der Wolfstraße abgeschleppt. Zuletzt im Juni, weil er laut dem Ordnungsamt der Stadt nicht genug Platz auf der Straße gelassen hat. Mindestens 3,05 Meter müssen grundsätzlich zum gegenüberliegenden Fahrbahnrand freigehalten werden - ist das nicht möglich, ist das Halten und Parken laut Straßenverkehrsordnung verboten. Das Problem: Die Wolfstraße ist nicht nur schmal, die Stadt hat hier im vergangenen Jahr auch teilweise eine durchgezogene Linie aufgebracht. Das heißt, dass der Abstand nicht zum gegenüberliegenden Gehweg, sondern bis zum Mittelstreifen eingehalten werden muss. Eigentlich eine klare Sache, doch der Ärger beim Anwohner ist groß: Von einer »unerträglichen Willkür« seitens der Stadt und einer »katastrophalen Lage« ist in seiner E-Mail an den Anzeiger die Rede.

Knöllchen ohne Vorwarnung

Vor einigen Jahren war es für Anwohner in der Wolfstraße noch deutlich einfacher, einen Platz für ihr Auto zu finden. Denn das Gehwegparken wurde seitens Stadt und Polizei toleriert - wie auch an vielen anderen Stellen in Gießen. 2019 dann die böse Überraschung: Für die Gehwegparker hagelte es ohne Vorwarnung Knöllchen. »Es war die Landespolizei, die vor einiger Zeit plötzlich und unerwartet und nicht zuvor kommuniziert gegen das Gehwegparken in der Straße vorgegangen ist«, teilt die Pressesprecherin der Stadt, Claudia Boje, auf Anfrage mit.

Zwar hat auch die Stadt in den vergangenen Jahren begonnen, in mehreren Straßen das »Gewohnheitsrecht Gehwegparken« zu unterbinden. Allerdings mit Ankündigung: Das Ordnungsamt wies Autofahrer mit Zetteln darauf hin, dass sie verbotswidrig parken. Knöllchen wurden erst nach einer Übergangszeit verteilt.

Der ADFC Gießen begrüßt, »wenn die Stadt ihre Möglichkeiten nutzt, um gegen Falschparker vorzugehen«, teilt Vorstandsmitglied Dr. Jan Fleischhauer auf Anfrage mit. »Wir halten sogar deutlich mehr Kontrollen für erforderlich.«

Erst in der vergangenen Woche habe der ADFC das Thema beim »Runden Tisch Radverkehr« mit der Stadtverwaltung besprochen, da Radfahrende das Falschparken in Gießen als immer größeres Problem wahrnehmen - das geht aus dem ADFC-Fahrradklima-Test von 2020 hervor. 2012 wurden Falschparkerkontrollen mit der Schulnote 4,2 bewertet. 2020 bekam Gießen nur noch die Note 4,9.

»Durch die 2021 erhöhten Bußgelder haben Bund und Länder deutlich gemacht, dass Falschparken nicht mehr geduldet werden kann. Man muss sich also darauf einstellen, dass man bei Behinderung in der Regel abgeschleppt wird und nicht mit einem Knöllchen davonkommt«, betont Fleischhauer.

Zurück in die Wolfstraße: Hier stehen im östlichen Teil an mehreren Stellen Halteverbotsschilder. Eines davon wenige Meter vor der Ampel an der Kreuzung zur Grünberger Straße. Aufgestellt hatte die Stadt das Schild laut Sprecherin Boje »insbesondere wegen der Erkennbarkeit der Ampel«.

Denn nachdem die Autos nicht mehr teilweise auf dem Gehweg, sondern komplett auf der Straße standen, versperrten diese die Sicht auf die Signalanlage. Manch ein Verkehrsteilnehmer hatte sich offenbar gar hinter den parkenden Autos eingereiht, weil er darin auf Grün wartende Fahrer vermutete.

»Tägliche Hupkonzerte«

Die nicht-Duldung des Gehwegparkens hat laut Anwohner in der Vergangenheit zu einem Verkehrschaos geführt »mit täglichen Hupkonzerten, da Abbieger von der Grünberger Straße nicht vorbei konnten und so sehr schnell die Kreuzung verstopft war«. Für ihn ist die Lösung klar: »Die Lage entspannte sich, als alle anfingen, wieder auf dem Gehweg zu parken.« Das wiederum habe jedoch erneut zu einer Welle an Verwarngeldern geführt. Im anderen Teil Richtung Ringallee sei das Gehwegparken erlaubt, obwohl der Fußweg schmaler und die Straße breiter sei.

Das Ende 2021 aufgestellte Halteverbotsschild vor der Ampel habe die Lage »immerhin etwas beruhigt«, da durch die freie Fläche wenigstens einige Autos von der Grünberger Straße einbiegen könnten. Wieso aber bringt die Stadt nur auf einer Seite ein Parkverbotsschild an und lässt auf der anderen Seite abschleppen? Das sei »natürlich für niemanden nachvollziehbar«, findet der Anwohner.

»Die Stadt wird nicht an jeder beliebigen Stelle bestehende Verkehrsregelungen durch zusätzliche Schilder erklären«, betont Sprecherin Boje. Denn das Halteverbotsschild vor der Ampel bräuchte es nicht mal, die Linie verbietet bereits das Parken - weil der verbleibende Platz auf der Straße nicht ausreichen würde. »Das Haltverbot bei durchgezogenen Linien gehört zum Basiswissen jedes Verkehrsteilnehmers: Man kann nicht dort parken, wo man andere zum Überfahren einer durchgezogenen Linie nötigt.« Aus »technischen Gründen« habe die Markierung aber erst nach der Beschilderung aufgebracht werden können.

Der ADFC unterstützt das Vorgehen des Ordnungsamtes: »Wenn in der Wolfstraße ein Auto zwischen durchgezogener Linie und Bordstein parkt, dann hat die Stadt keine andere Möglichkeit, als das Auto abzuschleppen.« Denn Falschparker sorgten hier nicht nur dafür, dass die Straße nicht mehr legal befahrbar ist, sondern auch für eine Blockierung des Verkehrs aus Richtung Ringallee, wenn an der Ampel Fahrzeuge warten.

Was können also Parkplatzsuchende tun? Anwohnerparken ist laut Stadt erst langfristig vorgesehen. Ansonsten bleibt wohl nur, einen längeren Fußweg in Kauf zu nehmen: Im Umkreis von 500 Metern dürfte stets ein freier Platz zu finden sein, etwa im Tannenweg, sagt der ADFC. Auch Park-&-Ride könne eine Alternative sein - also am Stadtrand parken und dann mit dem Bus oder Leihrad ins Zentrum fahren. »Nach unserer Erfahrung macht das aber bisher kaum jemand, weil letztendlich der Parkdruck doch nicht so hoch ist und in der näheren Umgebung doch stets Parkplätze frei sind.«

Auch interessant