In der Kita sind die Hühner los

Im Kinderladen in der Rodheimer Straße in Gießen lernt der Nachwuchs, wo das Ei herkommt
Gießen . Aufgeregtes Gackern und plötzlich stehen fünf Hühner erwartungsvoll am Zaun: Es ist Frühstückszeit. Erzieherin Tanne Basseler lenkt das Federvieh mit frischen Salatblättern ab, während die vierjährige Emma und der dreijährige Jeppe durch die Tür ins Gehege huschen. »Die mögen Äpfel und Bananen«, sagt Emma und reckt den kleinen Teller in die Höhe, auf dem eine bunt gemischte Obstauswahl für die Tiere liegt. Jeppe füllt derweil das Körnerfutter auf. Drei Wochen lang kümmern sich Kinder, Erzieherinnen und Eltern im Kinderladen in der Rodheimer Straße um fünf »Miethühner«, die mitsamt Stall und Gehege im Garten des Vereins eingezogen sind.
Mit dem Projekt sollen die Kinder den Umgang mit den Tieren kennenlernen und Informationen rund um das Frühstücksei sammeln. Einmal täglich gibt es Körnerfutter für die Hühner. Die Kinder wechseln sich beim Füttern ab und dürfen immer zu zweit zu den Hühnern ins Gehege. Später am Tag gibt es Snacks für die tierischen Mitbewohner: »Sie dürfen fast alles essen, außer Zitrusfrüchte oder gewürzte Sachen«, weiß Tanne Basseler.
Rührei zum Frühstück
Zu der täglichen Arbeit im Hühnergehege gehört für die Kinderladen-Kinder auch, den Tieren frisches Wasser hinzustellen, den Stall auf Vordermann zu bringen und natürlich die frisch gelegten Eier einzusammeln. Pro Tag kommen meist drei Stück zusammen, erzählt Erzieherin Sina Alpsoy. »Die sammeln wir und dann gibt es Rührei für alle.« Die Eier seien für den Nachwuchs ein besonderes Highlight: »Sie tragen sie wie einen Schatz.« Jedes Huhn habe zudem seine eigene »Handschrift« - manche Eier sind hell, andere dunkler, eines hat Punkte.
Die Hühner lassen sich von den Kindern nicht aus der Ruhe bringen und picken munter die Körner auf. »Am Anfang waren sie etwas scheuer, aber sie haben sich schnell an den Wirbel hier gewöhnt«, sagt Tanne Basseler. Sogar streicheln können die Kinder ihre Hühner auf Zeit: »Sie haben ganz weiche Federn und werden von Tag zu Tag netter«, lautet das Urteil der Kleinen. Und auch die Hackordnung in der Gruppe haben die Kinder schnell kennengelernt: »Die schwarzen schubsen die anderen immer weg.«
Viel Verantwortung
Während Emma und Jeppe das Füttern übernehmen, sitzen die anderen Kinder gemeinsam mit Studentin Wiebke Lichtmeß vor dem Gehege und probieren sich am Zeichnen. »Wie viele Krallen hat denn so ein Huhn?«, fragt die junge Frau in die Runde. Das Malen nach dem lebenden Objekt sei für die Kinder eine Herausforderung, erzählt sie. Zuvor hatte sie mit den Kindern schon Hühnervorlagen ausgemalt, die jetzt den Flur der Kindertagesstätte schmücken.
Bevor die Hühner eingezogen sind, haben sie und ihre Kolleginnen die Kinder auf die Tiere vorbereitet: Gemeinsam wurden die Tage bis zur Ankunft gezählt, Regeln aufgestellt und Bücher gewälzt. Schließlich geht mit den Tieren auch viel Verantwortung einher. Außerdem wurde die Tierhaltung vorab mit den Nachbarn besprochen. Denn auch wenn kein Hahn in der Gruppe ist, könne das Gackern mitunter ganz schön laut sein. Und weil die Tiere auch am Wochenende versorgt werden müssen, werden auch die Eltern eingespannt: Sie wechseln sich mit der Hühnerversorgung ab.
Wenn es dämmert machen sich die Tiere dafür ganz allein auf den Weg in ihren Stall. Die Tür verschließt sich kurz darauf automatisch - und geht am nächsten Morgen von alleine wieder auf, damit die Hühnergruppe wieder munter durch ihr Gehege im Kita-Garten gackern kann.
