Inhaftierung aufgrund geteilter Facebook-Beiträge
Gießen (red). Auf die Bedrohung und Verfolgung von Schriftstellern und Journalisten wollen Studierende der Justus-Liebig-Universität (JLU) aufmerksam machen. Deshalb haben die jungen Leute im Jahr 2008 die Initiative »Gefangenes Wort« gegründet, die sich längst zu einem Verein weiterentwickelt hat. Um noch intensiver auf Einzelschicksale hinzuweisen, kooperiert der Anzeiger mit dem Verein und stellt jeweils zu Beginn des Monats einen Fall auf der Hochschulseite vor.
Heute berichtet Dennis Klose über den Reporter Maung Maung Myo aus Myanmar, der am vergangenen Freitag zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde.
Als freier Journalist hat Myo für die unabhängige Nachrichtenagentur Mekong News in Myanmar über verschiedene politische Themen berichtet, darunter auch die Covid-19-Politik, Anti-Putsch-Demonstrationen sowie über Auseinandersetzungen zwischen der Militärregierung und Widerstandsgruppen.
Maung Maung Myo wurde am 10. Mai an einem Militärcheckpoint in Myanmar verhaftet. Er war auf dem Weg, um über bewaffnete Zusammenstöße zwischen Militär und Widerstandskämpfern der Anti-Junta-Opposition zu berichten. Er wurde verhaftet, nachdem Funktionsträger der Militärregierung entdeckt hatten, dass er Beiträge der zu diesem Zeitpunkt bereits verbotenen Nachrichtenagentur Mekong News auf seinem privaten Facebook-Profil geteilt hatte.
Hintergrund dabei ist, dass Mekong News nach dem Putsch in Myanmar am 1. Februar 2021 von der putschenden Militärregierung verboten wurde. Nach mehreren Bürodurchsuchungen sowie Drohungen seitens bewaffneter Sicherheitskräfte hat die Nachrichtenagentur am 15. April 2021 ihr Büro geschlossen.
Nach der Inhaftierung am 10. Mai wurde Myo im Taung-Kalay-Gefängnis festgehalten. Am Freitag, 29. Juli, wurde er nun von einem Gericht in Hpa-an zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er wurde für schuldig befunden, Bilder und Interviews mit Mitgliedern der »People’s Defense Forces«, Gruppen von Widerstandskämpfern gegen die Militärregierung, zu besitzen.
Absicht, Einspruch gegen das Urteil einzulegen
Dies verletzt nach Ansicht des Gerichts Sektion 52a des Antiterror-Gesetzes von Myanmar. Nach Angaben des ehemaligen Herausgebers von Mekong News, Nyan Linn Htet, ist der Gesundheitszustand von Myo gut und er beabsichtige, Einspruch gegen das Urteil einzulegen. Maung Maung Myo ist nicht der einzige Journalist, der aufgrund seiner Berichterstattung von der Militärregierung inhaftiert wurde. Das selbe Schicksal hat im Juli mindestens zwei weitere myanmarische Journalisten ereilt.
Dies spiegelt den Stand der Pressefreiheit in Myanmar wider. Noch eindrucksvoller verdeutlicht wird dieser Missstand, wenn man Inhaftierungsstatistiken aus 2021 betrachtet: Myanmar war im Dezember 2021 mit der Zahl 26 auf Rang 2 der Länder mit den meisten inhaftierten Journalisten, lediglich China hat diese Zahl noch übertroffen. Der Zustand der Pressefreiheit in Myanmar bleibt besorgniserregend und eine Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht.