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Investor macht Rückzieher

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Von: Eva Pfeiffer

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Unsichere Zukunft: Der Onlinehändler buero.de hat sein Übernahmeangebot für die Karstadt-Filiale im Seltersweg zurückgezogen. Archivfoto: Berghöfer © Red

Markus Schön möchte Gießener Karstadt-Filiale und 46 weitere Standorte nicht mehr übernehmen

Gießen . Das Team der Karstadt-Filiale im Seltersweg muss weiter bangen: Der Onlinehändler buero.de, der auch Interesse an dem Gießener Kaufhaus angemeldet hatte, will nun doch nicht 47 Standorte der insolventen Galeria Karstadt Kaufhof GmbH übernehmen. Als Grund nannte der Vorstandsvorsitzende Markus Schön am Donnerstagabend »die Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die in diesem Zusammenhang in den letzten Tagen für uns deutlich gewordene Konfliktlage«. Die so veränderten Rahmenbedingungen seien für das Detmolder Unternehmen »nicht akzeptabel«.

»Nicht für voll genommen«

Bei der Gewerkschaft Verdi ist man indes nicht überrascht: Die Offerte habe wohl vor allem dazu gedient, den Namen des eigenen Unternehmens »mit geringen Mitteln publik zu machen«, vermutet Manuel Sauer, Fachsekretär Handel von Verdi Mittelhessen. Entsprechende Rückmeldungen habe er auch von den Gießener Betriebsräten erhalten, die Übernahmepläne seien »nicht für voll genommen worden«. Den Rückzieher beim Karstadt-Kauf hatte buero.de mit der Ankündigung verknüpft, nun eigene Warenhäuser aufbauen zu wollen.

Immerhin: Mit dem Insolvenzverwalter habe sich Verdi bezüglich der Auszahlung von Weihnachtsgeld in dieser Woche noch auf einen Kompromiss einigen können. Je nach Beschäftigungsgruppe erhalten die Mitarbeitenden dadurch etwa 300 bis 500 Euro netto, so Sauer.

Man habe das Kaufinteresse von Markus Schön nicht sehr ernst genommen, bestätigt auch die Gießener Betriebsratsvorsitzende Heidrun Feierabend. »Wir wissen, dass alle, die in Verhandlungen sind, eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben mussten und haben uns deswegen gewundert, dass er so offen mit Informationen umging.« Trotzdem habe man es als Option für eine Zukunft der Gießener Filiale gesehen, die Gefühle nach dem Rückzieher seien daher zwiespältig und die Ungewissheit nun weiter groß - und das kurz vor Heiligabend. »Der Zeitpunkt ist ungünstig«, kritisiert Feierabend. Etwas mehr Klarheit werde man wohl erst Mitte Januar haben, so lange laufen noch Gespräche.

Der buero.de-Vorstandsvorsitzende hatte auch argumentiert, dass die diskutierte Schließung von rund 90 Filialen dazu führe, dass sich qualifizierte Mitarbeitende wegbewerben, bei einer möglichen Übernahme also nicht mehr zur Verfügung stünden. Eine Begründung, die Betriebsrätin Feierabend nicht nachvollziehen kann: Schließlich seien die Kolleginnen und Kollegen noch an Bord, weil sie an das Unternehmen glauben: »Was sind wir denn? Sind wir keine guten Mitarbeiter?«

Neben Investor Markus Schön gibt es noch weitere Interessenten für eine Übernahme von Filialen der insolventen Warenhauskette. »Aus Gründen der Vertraulichkeit« werde man sich aber weder zu den Interessenten noch den Gesprächsinhalten äußern, teilte die Pressestelle von Galeria Karstadt Kaufhof auf Anfrage mit.

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