JLU vor »Mega-Herausforderung«

Der Senat der Universität Gießen erörterte, wie man auf die enormen Zusatzkosten reagieren soll. Schon jetzt ist klar: Der für Krisen gebildete »Risikotopf« ist dafür nicht groß genug.
Gießen . Während derzeit ein Hitzerekord den nächsten zu jagen scheint, muss man sich schon jetzt an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gedanken machen, wie man angesichts der rasant steigenden Energiepreise am kostengünstigsten durch den Winter kommt. Am meisten Sorgen macht hier die Erwärmung der vielen Räume und Säle in den kalten Jahresmonaten, verdeutlichte JLU-Kanzlerin Susanne Kraus auf der Senatssitzung am Mittwoch. Denn das Heizen geschieht mit Fernwärme, die zum allergrößten Teil aus Erdgas gewonnen wird. Und das wird aufgrund des russischen Lieferstopps zur Mangelware und immer teurer. Für eine exakte Prognose der auf die JLU zukommenden Zusatzkosten ist es noch zu früh, doch geht Kraus davon aus, dass es sich um einen hohen einstelligen Millionenbetrag handeln dürfte. JLU-Präsident Joybrato Mukherjee sprach in diesem Zusammenhang von »einer Mega-Herausforderung«, die es zu bewältigen gilt.
Krisenstab kommt
»Wir haben einen Risikotopf, der ist aber nicht so groß, dass wir alle Zusatzkosten daraus finanzieren können«, betonte die Kanzlerin. Und ließ wissen, dass in der kommenden Woche Gespräche mit den Stadtwerken Gießen (SWG) geführt werden, die auch der JLU die Fernwärme liefern. Im Falle des Stroms erwartet sie ebenfalls eine Kostenzunahme, die aber im Vergleich zur Fernwärme den kleineren Teil ausmacht.
Der Energie-Krisenstab wird »Anfang August« an der JLU seine Arbeit aufnehmen, kündigte Mukherjee an. Dieser soll aus dem bisherigen Corona-Krisenstab hervorgehen, der wiederum zu Pandemiebeginn dem vorherigen Cyberattacken-Krisenstab - im Wintersemester 2019/20 war die JLU Opfer eines großangelegten Hackerangriffs geworden - gefolgt war.
Nach dem künftigen Heizungs- und Klimatisierungskonzept gefragt, teilte Kraus schon einmal mit, dass »die Bibliotheken im Sommer nicht mehr so kühl und im Winter nicht mehr so warm sein werden«. Auch für Labortätigkeiten in den Naturwissenschaften und andere kritische Infrastrukturen sucht man nach Einsparmöglichkeiten bei der Energie. Wobei bei all diesen Entscheidungen laut Susanne Kraus die Dekanate mit eingebunden werden. »Nicht zuletzt wegen der Bausubstanz werden wir es mit Zusatzkosten zu tun haben«, sprach Mukherjee ebenfalls die teils schon ziemlich in die Jahre gekommenen JLU-Gebäude an. Generell gehe es darum, »den Energieverbrauch substanziell zu senken« wie auch die Energiekosten selbst. Mit dem Ziel, mit solchen Maßnahmen auch in den künftigen Jahre gegen hohe Energiepreise gewappnet zu sein, gab er den Weg vor. Alle Fragen hierzu könne die Universität ohnehin nicht beantworten, da auch Entscheidungen der Politik mit zu beachten sind.
Ein Senatsmitglied wollte wissen, ob denn durch den Umzug vieler Mitarbeiter ins Homeoffice an der JLU Energie und Wärme in größerem Umfang eingespart werden konnte. Wie Kraus entgegnete, sei das nicht der Fall, denn die Gebäude »mussten dennoch in Betrieb gehalten werden«. Im Übrigen würde es »in der Summe den Braten nicht fettmachen«, drückte sich Mukherjee für seine Verhältnisse ungewohnt flapsig aus und wies darauf hin, dass »die JLU ein hochgradig energieverbrauchendes Unternehmen« sei.
Erfolge bei DAAD
Neben den geschilderten Sorgen gab es bei der Senatssitzung aber auch Positives zu berichten. So konnte Joybrato Mukherjee vermelden, dass es Wissenschaftlern der JLU in der vergangenen Förderperiode des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) gelungen ist, für verschiedenste Projekte insgesamt 5,7 Millionen Euro einzuwerben. Dies sei eine deutliche Steigerung gegenüber den vorherigen 4,6 Millionen Euro und »ein bemerkenswertes Ergebnis«.
Schließlich möchte die JLU den vor dem Krieg nach Gießen geflüchteten ukrainischen Studierenden und Wissenschaftlern ermöglichen, auch im kommenden Wintersemester ihre Studien hier fortzusetzen. Oder bei einer Rückkehr in die Heimat dabei helfen, dass die erzielten Studienleistungen angerechnet werden.