»Karriere mit Lehre«

Zeugnisse und Gesellenbriefe erhielten nach drei Jahren Lehrzeit die freigesprochenen Gesellinnen und Gesellen der Friseurinnung Gießen. Sie haben ein »solides Fundament für die Zukunft gelegt«.
Gießen. Mit sechs jungen Herren war der Anteil des männlichen Geschlechts im Reigen der freigesprochenen Gesellinnen und Gesellen der Friseurinnung Gießen in Prüfungsjahrgang 2022 vergleichsweise hoch. Allerdings auch überdurchschnittlich hoch die Zahl derjenigen, die ihre begonnene duale Ausbildung im Friseurhandwerk von Stadt und Kreis Gießen vorzeitig beendet haben, leider auch einige erst kurz vor der Gesellenprüfung. Diese Entwicklung stimmt laut Innungs-Obermeisterin Evelyn Scheld (Reiskirchen) sehr nachdenklich angesichts der Tatsache, dass es immer schwieriger werde, junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk - und bei weitem nicht nur bei den Friseuren - zu begeistern.
Desto mehr durften sich all jene freuen, die ihre Ausbildung nach drei Jahren Lehrzeit erfolgreich abgeschlossen haben und im Bistro der Aliceschule im Gießener Westen sowohl ihre Berufsschulzeugnisse aus den Händen der Klassenlehrer Rabea Kreiling und Matthias Jässl entgegennahmen sowie die Gesellenbriefe vom Prüfungsausschuss der Innung unter der neuen Leitung von Sarah Süßel überreicht bekamen.
Martina Röder, Leiterin der Aliceschule, der Berufsschule unter anderem für das heimische Friseurhandwerk, Uwe Bock, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gießen, und Innungs-Obermeisterin Evelyn Scheld gratulierten den Junggesellinnen und Junggesellen zum Erreichen des ersten wichtigen Etappenzieles auf ihrem Berufsweg und bezeichneten den Gesellenbrief als Ausweis einer erfolgreich abgeschlossenen Berufsausbildung und als solide, verlässliche Basis für weitere Schritte im Verlauf einer nun möglichen »Karriere mit Lehre«.
Disziplin, Fleiß und Ausdauer als unverzichtbare Begleiter auf dem Weg zum Gesellenbrief seien auch weiterhin notwendig, wenn beruflicher Stillstand vermieden werden solle. Ständige Weiterbildung ist laut Uwe Bock unabdingbar wie das Beherzigen der Weisheit, dass »kein Meister so gut ist, dass er nicht noch zu lernen hätte«. Dem Nachwuchs des Friseurhandwerks wünschte Bock Vertrauen in die individuellen persönlichen Fähigkeiten und in das mit Zeugnis und Gesellenbrief dokumentierte Potenzial fachlicher Qualifikation als »solides Fundament, auf dem Sie getrost aufbauen können«.
Schulleiterin Röder fasste ihre motivierenden Worte in einem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry zusammen: »Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen. Denn Zukunft kann man bauen.«
Die Gesellenprüfung 2022 im Friseurhandwerk haben Nora Jung aus Lich und Alisha Karger aus Gießen, beide ausgebildet bei Ralf Süßel in Gießen, als die beiden Innungsbesten bestanden. Die drittbeste Prüfung legte Michelle Zimmermann aus Pohlheim, ausgebildt Timo Oertel in Linden, ab. Die weiteren erfolgreichen Absolventen sind: Süreyya Aydin (Reiskirchen, Ausbildungsbetrieb Bahar, Gießen), Khalaf Baku, Maher Merai und Dzhaner Spasova (alle Gießen, alle AB Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft, Gießen), Raffael Blehad (Pohlheim, AB Klier, Gießen), Cüselda Gevci (Gießen, AB Erdogu, Gießen), Kilian Joshua Hermanns (Gießen, AB Timo Oertel, Linden), Seray Kutlu (Aßlar, AB Petrek Youssef, Gießen), Aliyah-Sophie McCullough (Mücke, AB Denise Jasmin Bartels, Gießen), Gabriel Mirza (Pohlheim, AB Sibel Aydogan, Gießen), Alex Gabriel Ovat (Gießen, AB Domino Friseur, Gießen) und Madeleine Schmidt (Rabenau, AB Elisabeth Schmunk-Gaier, Allendorf/Lumda).
Cüselda Gevci und Alex Gabriel Ovat haben ebenso wie Bercin Varli, ausgebildet im väterlichen Betrieb Gabriel Varli in Lich, parallel zu ihrer beruflichen Ausbildung auch noch den schulischen Mittlere-Reife-Abschluss geschafft, was mit besonderem zusätzlichem Engagement möglich ist. Die 17-jährige Varli, als jüngste im Kreis der Junggesellen 2022, erreichte den Doppelerfolg Gesellenbrief und Mittlere Reife aufgrund besonderer Leistungen sogar in einer um ein halbes Jahr verkürzten Ausbildungszeit.