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Kein Plan trotz Fahrplan

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Von: Rüdiger Schäfer

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Schwarz auf grau, hinter Glas -- einfach schlecht leserlich sind die Fahrpläne an den Haltestellen. Dies unter anderem moniert der Fahrgastbeirat. Foto: Schäfer © Schäfer

Gießen. Noch kocht jeder seine eigene Suppe. Doch das soll künftig anders werden. Walter Bien und Karl-Heinz Funck, die beiden Sprecher des Fahrgastbeirats Stadt und Landkreis, brachten einen gemeinsamen Antrag in der jüngsten Sitzung ein. Demnach werden der Landkreis und die Stadt aufgefordert, den nächsten Nahverkehrsplan als gesamten Plan für Stadt- und Umlandverkehr von den ÖPNV-Aufgabenträgern Stadt Gießen und dem Zweckverband Oberhessischer Versorgungsbetriebe (ZOV) für den Landkreis gemeinsam aufzustellen.

Dem wurde einhellig zugestimmt.

Bessere Anbindung

In der Begründung wird die mangelhafte Vernetzung des Stadtverkehrs mit dem Verkehr aus dem Gießener Umland als eine der Folgen der getrennten Aufstellung von zwei Nahverkehrsplänen für die Stadt Gießen und für das Umland bezeichnet. Die Optimierung des Nahverkehrs in der Stadt Gießen schaffe allein noch keinen leistungsfähigen Stadt-Umland-Verkehr. Denn was nutze die Verbesserung des Nahverkehrs in Gießen, wenn die Bevölkerung des Umlandes die Stadt Gießen wegen nicht abgestimmter und mangelnder Verbindungen schlecht erreichen könne?

»Ein leistungsfähiger Stadt-Umland-Verkehr kann erst mit einem gemeinsamen Nahverkehrsplan sowie mit ausreichenden Finanzmitteln der beteiligten Aufgabenträger für den Öffentlichen Personennahverkehr entstehen«, heißt es. Bemerkenswert war der Hinweis des ehemaligen Gießener Stadtverordneten Thomas Jochimsthal (Piraten), dass das Gießener Stadtparlament bereits im Dezember 2020 eine entsprechende Aufforderung für einen gemeinsamen Nahverkehrsplan beschlossen hätte. Die Recherche des neuen Gießener Verkehrskoordinators Patrick Jacob noch während der Sitzung bestätigte die Aussage.

Einem Antrag des Beiratsmitglieds Dennis Eberhard wurde als Änderungantrag zugestimmt. Darin wird gefordert, dass sämtliche Überlandlinien im konsequenten und bedingungslosen Taktverkehr bedient werden. Ebenso, dass Linien »klar erkennbar linienrein bedient und Teilbedienungsfahrten entsprechend gekennzeichnet werden«. Des Weiteren sollen Linienpläne an den Haltestellen, die den Fahrtverlauf zeigen, sowie übersichtliche und leserliche Fahrpläne angebracht werden.

Eberhard hatte in seinem Antrag die Kundenfeindlichkeit angeprangert, »absolut unleserlich« seien die Fahrpläne an den Haltestellen. Er kritisierte außerdem die fehlende Barrierefreiheit: »Schwarz auf dunkelgrau, hinter Glas. Wer keine Adleraugen hat, kann das nur sehr schwer lesen.« Und selbst wenn man scharfe Augen besitzt, bringe es einen nicht weiter, Denn dort stehe der Fahrtverlauf einfach in drei Zeilen als Text hintereinander. »Ob da sämtliche Halte angegeben sind, das weiß man nicht. Steht nirgends. Ist natürlich nicht so.« Man habe auch am Fahrplan keinerlei Überblick, wo der Bus eigentlich lang fahre.

Unleserlich

Als Beispiel wurde angegeben: Bei den Abfahrtzeiten an der Haltestelle Theodor-Litt-Schule im Wiesecker Weg für die Linie 25 nach Reinhardshain ist angegeben, dass sie über Alten-Buseck Kirche, Trohe, Großen-Buseck Kulturzentrum bis Reinhardshain, An der Tränke, fährt. Um 13.08 Uhr ist als dritte Haltestelle Großen-Buseck Gesamtschule als Endstation angegeben. Bei den Abfahrten um 13.15 und 15.10 Uhr ist Bersrod vierte Haltestelle und Endstation. Ob der Bus ansonsten immer über Bersrod fährt und noch weitere Haltestellen bedient, sei nicht ersichtlich.

Sven Rischen von der Unternehmenskommunikation der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) merkte an, dass es schier nicht möglich sei, Linienpläne mit Fahrtverlauf anzugeben. Da würde der Aushang dreimal so groß werden.

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