Keine »Gute-Nacht-Geschichte«
Gießen (red). Sandmann oder Sandmännchen? Schöne Kindergeschichte oder düsteres Horrormärchen? E.T.A. Hoffmanns Gruselerzählung »Der Sandmann« fasziniert und erschreckt gleichermaßen - und hat im Kanon der Oberstufenliteratur im Deutschunterricht einen festen Platz.
Das Frankfurter Theaterensemble »Katakombe« hat seine Bühnenversion des Stückes nun in der E-Aula des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums aufgeführt und den Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 12 und 13 eine spannende und ideenreiche Interpretation des Hoffmann’schen Textes angeboten. Mit viel Spielfreude, Witz und einer professionellen Performance erzählen sie die Geschichte des jungen Nathanael, der am Leben, an sich und seinem Schicksal scheitert und dem auch seine Freunde nicht helfen können.
Skype-Telefonate
Die Frankfurter Gruppe hat es geschafft, dem Stück ein modernes Kleid zu geben, in dem der klassische Text gleichwohl wirkt. Interessante Einfälle wie die Skype-Telefonate zwischen Nathanael und seinen Freunden Clara und Lothar sowie die groß eingeblendeten Whatsapp-Chats zwischen den Freunden nahmen die Zuschauer mühelos mit und schufen eine Brücke zwischen Erfahrungen der heutigen und der romantischen Welt. Auch die Verschmelzung der Figuren Coppelius, Coppola und Olimpia und die Darstellung des Automaten mit einem großen Bildschirm in der Körpermitte gingen in Konzept und Wirkung voll auf.
Das Schauspielerteam um Regisseurin Carola Mortiz stand nach der Vorführung den Schülern für Diskussionen und Austausch zur Verfügung und fühlte sich im Kreis junger, interessierter und kritischer Zuhörer sichtlich wohl. Besonders hervorzuheben ist das Team der Licht- und Ton-AG des LLG unter neuer Leitung von Nicklas Reif. Die Gruppe hatte es geschafft, die Schulmensa in ein stimmungsvolles Theater umzuwandeln, das am Ende auch von der Schauspielergruppe zurecht gelobt wurde.
Das Team zeigte Engagement und Gelassenheit, wenn es mit unverhofften Hürden und Herausforderungen zurechtkommen musste. So galt nicht zuletzt der Schlussapplaus der Technik-AG-Gruppe, ohne die dieses Erlebnis nicht möglich gewesen wäre.