Keine Pizza im »Dutte Louis«

Die Gewerbeaufsicht macht dem neuem Wirt Naci Sancar einen Strich durch die Speisekarte: Im Traditionslokal »Dutte Louis« in Gießen-Wieseck darf nicht gegessen, aber geraucht werden.
Gießen. Bereits seit Anfang des Jahres ist die Raucherkneipe »Dutte Louis« unter neuer Leitung wiedereröffnet. Neuer Wirt ist der Busecker Naci Sancar. Freigeworden war der alteingesessene »Dutte Louis« im Wiesecker Weg, als nach einem Brand im vergangenen Frühjahr und der Wiedereröffnung nach Instandsetzung kurz darauf eingebrochen wurde.
Ein Spielautomat wurde dabei geplündert. Wirtin Jenny schmiss das Handtuch.
Sancar übernahm und richtete eine Küche neu ein, um neben dem Getränkeausschank im Lokal mit Essen außer Haus und in der warmen Jahreszeit auch zum Verzehr im Biergarten vor der Kneipe sich ein weiteres Standbein zu verschaffen - Pizza, Schnitzel, Salate und Pommes, so die Planung für die Speisekarte.
Doch das Gewerbeaufsichtsamt habe ihm einen Strich durch seine Rechnung gemacht. Da die Küche keinen direkten Ausgang hat, sondern nur durch die Gaststätte zu verlassen ist, sei ihm der Speisenverkauf aufgrund seiner Raucherkneipe nicht genehmigt worden.
Der »Dutte Louis« ist eine alteingesessene Gaststätte, die in vier Jahren ihr 100-jähriges Bestehen feiern kann. 1927 wurde sie gegründet und hat naturgemäß etliche Betreiber erlebt. Viele alteingesessene Stammgäste erinnern sich noch an den Wirt Manni Jahn in den 70er und 80er Jahren. Attraktion sei bei ihm ein sprachgewandter Beo in einem großen Käfig gewesen, der gerne die Gäste unterhalten habe. Dies berichtete Stammgast Hans-Jürgen Ockel, den viele Gießener Kneipenbesucher mit dem Kürzel »Ha-Jott« (HJ) als Bedienung in diversen Lokalen kennen. HJ ist derzeit Stammgast im »Dutte Louis«. Allein in seiner Wohnung falle ihm die Decke auf den Kopf und er entfliehe der sozialen Einsamkeit.
»Hier trifft man Bekannte, unterhält sich, erfährt vieles, schwätzt manchmal ein bisschen dummes Zeug. Gehört auch dazu.« Erfahren habe er von einem ehemaligen Mitarbeiter des Gießener Anzeigers hier am Tresen, wie das Lokal zu seinem Namen gekommen sei. Dutt bezeichnet eigentlich einen Haarknoten. Im hessischen Dialekt wird damit ebenfalls eine Tüte so genannt.
In früheren Zeiten gingen die Leute mit einem etwa zwei Liter fassenden Kännchen aus Blech mit Deckel und Henkel zum Bauern, um Milch zu holen. So ein Milchkännchen sei, so HJ, damals als Dutt bezeichnet worden. Die Männer seien damit in die Kneipe gekommen mit den Worten: »Mach mal die Dutt voll!« und hätten das Bier darin dann mit nach Hause genommen.
40 Sitzplätze im Haupt- und Nebenraum, ein gutes Dutzend Barhocker, zwei Spielautomaten und drei Dartautomaten, davon zwei für Vereine im Nebenraum, laden zum Verweilen ein. Geöffnet ist das Traditionslokal ab 16 Uhr ist Dienstag bis Donnerstag bis 1 Uhr, Freitag bis Sonntag mit Open End. Montag ist Ruhetag.