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Klänge mit barockem Charme

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Emotional anrührend: Chor und Ensemble der Hochschule für Musik Karlsruhe in der ev. Stadtkirche Laubach. Foto: Schultz © Schultz

Laubach. Ein glanzvolles Barockmusikerlebnis auf außergewöhnlichem handwerklichen Niveau konnten die Besucher des Konzerts in der evangelischen Kirche Laubach am Mittwochabend genießen. Solisten, Chor und Instrumentalisten der Hochschule für Musik Karlsruhe waren gekommen, um das Programm »Bachissimo« mit drei Werken von Johann Sebastian Bach aufzuführen.

Das Resultat war ein äußerst anregender Konzertabend.

Das Ensemble, es war sein dritter Besuch in Laubach, war offenkundig hochmotiviert und bestens vorbereitet, wie sich das für eine Hochschule gehört. Und die Gäste brannten förmlich darauf, loszulegen. Drei Dirigenten waren aufgeboten: Anastassia Melnikova, Christian Yang und Melchior Killian.

Stadtverordnetenvorsteher Joachim Kühn begrüßte die Gäste, dann machte die Kantate »Wer da gläubet und getauft wird«, BWV 37 den Auftakt des Programms. Da zog ein fröhlicher Schwung ins Gotteshaus ein, und eine jugendliche Energie war zu spüren. Eine vorübergehende minimale Unschärfe im Instrumentalbereich war kein wirklich störender Faktor, die Basspassagen im vierten Rezitativ wurden dagegen sehr gut und sicher interpretiert.

Im Folgenden agierte das Orchester angemessen, mit barockem Schwung, und der anschließende Choral erklang groß, schön und mit strahlendem Glanz; eine beeindruckende Darbietung. Das »Gott fähret auf mit Jauchzen« BWV 43, die Kantate zum Himmelfahrtsfest (1726) zeigte den Chor gleichfalls in Bestform, womöglich auch noch etwas präziser. Das Orchester fand zu kraftvollem, ästhetischem Klang und gestaltete die volle Dynamik der Vorlage sachgerecht und stimmig; insgesamt ein Glanzlicht des Konzerts.

Schön intensiv und mit lieblichem, sicherem Sopran musizierten die Gäste das folgende vierte Rezitativ, das war wohltuend besinnlich. Insgesamt schuf das Badener Ensemble einen Klang von barockem Charme, indem das Ensemble in einem guten Fluss agierte, der die Zuhörer für sich einnahm. Hervorzuheben ist die Umsetzung des neunten Rezitativs. Hier war ein runder, ästhetischer Alt zu hören, der mit natürlichem Klang einen starken Eindruck machte.

Die stärkste Energie verströmte schließlich das Himmelfahrtsoratorium BWV 11 unter Leitung von Melchior Killian. Unter seinem lebhaften, ja mitreißendem Dirigat geriet gleich der Eingangschor zum Höhepunkt: machtvoll, strahlend und transparent klang das und ließ die Grundmauern der Kirche immerhin aufhorchen, wenn auch nicht erzittern. Auch hier glänzte die Arie, der Alt agierte schön, emotional und klar. Zudem agierte das Ensemble angenehm nachdenklich, irgendwie festlich - einfach zauberhaft, unterstützt von hochwertigen Bläsern.

Der finale Choral wurde schwungvoll und bei aller Energie transparent realisiert, leichthändig und kraftvoll, ein perfekter Abschluss. Heraus ragte an diesem Abend Solotenor Georg Kalmbach, der enorm stabile und klangschöne Partien ablieferte.

Das Publikum bedankte sich mit lange anhaltendem, kräftigem Applaus, Kantorin Anja Matinee fand zum Abschied wertschätzende Worte für die Leistungen der jungen Musizierenden. Es war ein Barockabend, der emotional anrührend und sprudelnd lebendig gestaltet war.

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