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Klarheit für die Zukunft vermitteln

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Heiko Barth zeigt Stofffärbung mit Indigo. Foto: Spannagel © Spannagel

Auf dem Campus Naturwissenschaften am Seltersberg hatten Studieninteressierte beim Open Campus Day der Justus-Liebig-Universität viele Gelegenheiten, sich umfassend zu informieren.

Gießen . Beim Open Campus Day der Justus-Liebig-Universität (JLU) gab es für Studieninteressierte auf dem Campus Naturwissenschaften am Seltersberg die Möglichkeit, sich mit ihrem Wunschstudium auseinanderzusetzen, herauszufinden, was sie studieren wollen sowie ältere Studierende kennenzulernen. Was braucht es etwa, um Materialwissenschaften zu studieren? Was für einen gesellschaftlichen Wert haben Entdeckungen, die Forschenden in der Chemie zuzurechnen sind? Und unter welchen extremen körperlichen Veränderungen bleibt eine Person sie selbst? So luden die Philosophiestudierenden zum Grübeln ein.

Geballte Ladung an Experimenten

Bereits früh am Morgen gab es für die Chemie-interessierten unter den Besuchern eine geballte Ladung an Experimenten zu bestaunen. Prof. Richard Göttlich und Prof. Siegfried Schindler referierten darüber, was Heiko Barth und Marc Ries in die Tat umsetzten. Dazu gehörte beispielsweise die Umwandlung der Oberfläche einer Kupfermünze in Messing mithilfe von Zinkpulver, Natronlauge und Bunsenbrenner. Auch flüssiges Eisen, gleißend hell brennendes Magnesium und mit Luft gefüllte Luftballons, deren Ursprungsgröße nach einer Lagerung in flüssigem Stickstoff schnell wieder erreicht war, konnten die Besucher bestaunen. Ein Mädchen etwa durfte zudem dabei zusehen, wie eine kleine Kugel Schießbaumwolle, die mit Salpeter- und Schwefelsäure nitriert worden ist, in nullkommanichts »fast rückstandsfrei« verbrannte, nachdem Göttlich sie in dessen Hand angezündet hatte.

Darüber hinaus ging es auch um Farben. So führten die Chemiker vor, wie ein Stoff mit Indigo gefärbt wird. Und auch über Kunstgeschichte wusste Schindler zu berichten, indem er auf die Veränderung des Farbspektrums von Gemälden durch die Entdeckung der Farbe »Berliner Blau« Anfang des 18. Jahrhunderts einging. Die Veränderung sei derart prägend gewesen, »dass van Gogh seine Bilder sonst gar nicht hätte malen können«.

Die anderen Fachbereiche hatten auf dem Außenbereich des Campus ebenfalls Einiges zu bieten. So hatten beispielsweise die wesensverwandten Materialwissenschaften einen Stand mit verschiedenen Gegenständen aufgebaut, die das Interesse junger Nachwuchswissenschaftler auf sich ziehen sollten. Eine Platte aus sogenanntem »Reinstsilizium« in der Hand, erklärte Lukas Frommel, dass daraus Transistoren hergestellt werden. In dem Chemie und Physik kombinierenden Studiengang komme es ihm zufolge darauf an, »Dinge zu verstehen« statt sie nur auswendig zu lernen. Zudem seien Menschen, die »sich mit modernen Technologien wohlfühlen« tendenziell gut in seinem Bereich aufgehoben. Dazu gehöre etwa das Studium von Batterien, Solarzellen und Wasserstoff. »Die Bereiche sind in Gießen top«, erklärte Frommel.

Nicht minder Spannendes zu lernen gab es beim Stand der Philosophiestudierenden. Hier wurden die Besucher von drei Plakatwänden mit Gedankenexperimenten konfrontiert, die tiefsinnige Fragen des Lebens aufwarfen. Eines davon bestand in der Vorstellung, dass das Großhirn einer Person in den Körper einer anderen transplantiert werde. Wer ist diese Person dann noch? Woran hängt unsere Vorstellung von uns selbst? Auch, wenn der Schritt medizinisch (noch) nicht möglich ist, zeigte sich, dass die Gedanken und Fragen, die das Gedankenexperiment aufwirft, ein Innehalten lohnenswert machen.

Interessante Gedankenspiele

Eine weitere Fragestellung, die die Studierenden aufwarfen, war, ob die Besucher, sofern sie denn unsichtbar seien, stehlen würden. Welche Gründe gebe es dann noch, es nicht zu tun? Moral oder etwa Vernunft? Die Furcht vor Konsequenzen, die sonst an einem derartigen Vorhaben hinderlich sei, sei ja schließlich nicht mehr begründet.

Regen Austausch gab es kaum weniger beim gemeinsamen Stand der verschiedenen Lehrämter. Dort zeigten zukünftige Lehrerinnen etwa eine Reihe von bunt bebilderten Büchern, die jungen Kindern Themen nahebringen sollen, wie etwa, dass Mobbing nicht richtig sei. Des Weiteren gab es auch die Möglichkeit an einem Quiz teilzunehmen, um darin sein Wissen über den Berufsstand zu überprüfen sowie auch eine Chance zu haben, nützliche Gegenstände mit JLU-Insignien wie ein Handtuch oder einen Trinkbecher zu gewinnen.

Gerade für Studierende, die sich in einem späteren Berufsleben verschiedenen Interessen offenhalten wollen, könne der Lehrberuf die richtige Wahl sein, erklärte Christina Kassl. So sei an dem Studium »besonders, dass man an verschiedenen Instituten studiert«, sagte sie.

Zu guter Letzt durfte inmitten der Stände der unterschiedlichsten Studiengänge und Fachbereiche auch eine gewisse Unterhaltung nicht fehlen. Seitens des Fachbereichs Musik wurde etwa ein Percussion-Ensemble aufgeboten, das mit Trommel-Rhythmen Aufmerksamkeit erregte. Für das leibliche Wohlempfinden sorgten außerdem unter anderem Chemie-Studierende an einem Bratwurststand.

Jenseits konkreter Studieninhalte gab es zudem die Möglichkeit, sich anderweitig mit der Planung seines Studiums auseinanderzusetzen, wie etwa mit der erstmals auf dem jährlich wiederholten Event vertretenen Beratungsstelle für behinderte und chronisch kranke Studierende. Die Beratung sei unverbindlich, vertraulich und zu jedem Zeitpunkt des Studiums möglich, erklärte Magdalena Kaim von der Beratungsstelle.

Im Oktober startet dann das nächste Semester - und vielleicht sind sich einige Hochschulzugangsberechtigte über ihre Zukunft nun ein Stück weit klarer.

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Bei den Lehrämtern gab es auch ein Quiz. Foto: Spannagel © Spannagel
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Für Musik-Begleitung war ebenfalls gesorgt. Foto: Spannagel © Spannagel

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