Klimakrise und Menschenrechte

Wie können wir dazu beitragen, Auswirkungen des Klimawandels zu mildern beziehungsweise sozial und gerecht zu gestalten? »Der globale Süden ist am stärksten betroffen«, meint Herbert Peters.
Gießen . Das Klima wird wärmer, darüber sind sich Wissenschaftler weitestgehend einig. Aber wie steht es mit den Betroffenen des Klimawandels? »Der globale Süden ist am stärksten betroffen«, meint Herbert Peters von Amnesty International. Durch den Wandel seien die Menschenrechte der dort Ansässigen besonders bedroht - ausgetrocknete Grassteppen, versalzenes Grundwasser, eine Vielzahl von Krankheiten, die durch Mangelernährung und Überschwemmungen begünstigt werden. Wie können wir dazu beitragen, diese Auswirkungen des Klimawandels zu mildern beziehungsweise sozial und gerecht zu gestalten?
Klimawandel vor Augen führen
Dieser Frage widmet sich die Katholische Hochschulgemeinde Gießen (KHG) in einer gemeinsamen Ausstellung von Misereor und Amnesty International, die Interessierten bis 12. Februar werktags von 8.30 bis 14 Uhr in den Räumen der KHG (Wilhelmstraße 28) offensteht. Mit Bildern und erklärenden Tafeln werden dem Besucher dabei die (jetzt schon) konkreten Folgen des Klimawandels vor Augen geführt: Allein von Januar bis September 2021 ertranken circa 1200 Menschen im Mittelmeer auf der Flucht vor Armut und Krieg, beides verschärft und begünstigt durch den Klimawandel. Die Berliner Künstlerin Kitty Kahane verbildlicht diese Zusammenhänge in der »Klima Kitty«, einer bemalten Weltkugel, die von drei Personen getragen wird und als Symbol zur Erhaltung der einen Welt zu verstehen ist.
Im Rahmen der Ausstellung fand ein einleitender Vortrags- und Gesprächsabend unter Leitung von Hochschulpfarrer Dr. Siegfried Karl statt. Dabei ging es um die Arbeit von Amnesty International, die sich als rein von Spenden getragene NGO sowohl für den Klimaschutz als auch für Menschenrechte weltweit einsetzt.
Herbert Peters von Amnesty International stellte dabei die Arbeit der circa zehn Millionen Mitglieder starken Organisation vor. Neben Klima und Umwelt engagiere sich Amnesty auch für grundlegende Menschenrechte, insbesondere derer, die vom Klimawandel am stärksten betroffen seien. Natürlich schließe das auch Aktivisten ein, die häufig Opfer politischer Verfolgung würden und teilweise sogar mit dem Tod rechnen müssten. Peters verwies dabei auf die Erfolge in diesem Bereich, die Amnesty im letzten Jahr habe erzielen können. Unter anderem sei es gelungen, den Umweltschützer Bernardo Caal Xol in Guatemala aus der Haft zu befreien.
Aktuell bemühe man sich um den Fall der kolumbianischen Umweltaktivistin Jani Silva, die sich für Wiederaufforstung und den Schutz von Kleinbauern in der an Öl und Coltan reichen Region Putamayo einsetze, wofür sie anonyme Todesdrohungen erhalten habe.
Amnesty habe mit verschiedenen Regierungen Verträge über Menschenrechte schließen können: Sie seien nicht bloße Absichtserklärung, sondern ihrer Form nach sogar juristisch einklagbar.
Auf die Frage, ob sich dies dann auch konkret durchsetzen ließe, meint Peters: »Das ist ein Problem. [ ] Es gibt keine Weltpolizei.« Eine Durchsetzung über internationale Gerichtshöfe sei zwar schwierig, aber durchaus möglich und sinnvoll. Zentrales Instrument bliebe aber weiterhin öffentlicher Druck. Auch gebe es Probleme bei der Transformation hin zur E-Mobilität: Kobalt und Lithium, Hauptbestandteile moderner Akkus, würden unter inhumanen Bedingungen in Afrika und Südamerika gefördert. »Was die Leute dort als Lohn kriegen, reicht zum Leben nicht«, sagt Peters.
Schlecht recyclebar und häufig durch unsauberen Strom befüllt, wären diese Akkus keine Lösung für das Problem Klimawandel. Was aber, wenn wir untätig bleiben? »Dann haben wir zahllose Klimaflüchtlinge und der Raum zum Leben wird immer kleiner«, mahnt Peters.