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Klimastreik bleibt kleiner als gedacht

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giloka_2603_fff_ebp_2603_4c © Eva Pfeiffer

»Fridays For Future« ziehen wieder durch Gießen und bekommen dabei Unterstützung von Landwirten und Bodenschützern

Gießen . Die »Fridays-For-Future«-Demonstration war schon fast vorbei, da wurde es vor dem Regierungspräsidium (RP) am Landgraf-Philipp-Platz noch mal richtig laut: »Es wird weiter geplant, als wäre nichts geschehen. Der Naturschutz muss oberste Priorität haben«, rief Simone Stolz in das Mikrofon. Sie sprach stellvertretend für das Bündnis »Kein Quadratmeter mehr«, zu dem sich verschiedene Initiativen für Bodenschutz zusammengeschlossen haben. Sie fordern eine Neuausrichtung des Regionalplans und kritisieren den in ihren Augen zu großen Flächenverbrauch für Siedlung und Gewerbe. Am gestrigen Freitag endete die Frist für Stellungnahmen zum Planentwurf.

»Gegen den Flächenfraß«

Der zehnte globale Klimastreik, zu dem »Fridays For Future« aufgerufen hatte, stand unter dem Motto »People not profit« (Menschen statt Profit) und erneuerte die Forderung der Initiative, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. In Gießen hatten sich die Schüler zudem mit Landwirten und Bodenschützern zusammengetan, die zeitgleich »gegen den Flächenfraß im kommenden Regionalplan« auf die Straße gingen.

Die jungen Leute starteten ihre Demonstration an den einzelnen Schulen sowie am Philosophikum I der Justus-Liebig-Universität und trafen sich am Berliner Platz. Von dort ging es über den Anlagenring zur Marburger Straße, wo sich die Landwirte dem Protestzug anschlossen. Statt der anvisierten 50 Traktoren hatten sich jedoch lediglich fünf auf den Weg nach Gießen gemacht. »Das ist schade. Aber die Landwirte haben bei dem Wetter anderes zu tun«, mutmaßte ein »Fridays-For-Future«-Vertreter. Auch die Gesamtteilnehmerzahl der Demo fiel deutlich niedriger aus, als erwartet: Mit bis zu 1000 Protestlern hatte man gerechnet, am Ende zählte die Polizei nur knapp 500.

»Zukünftigen Generationen will ich nicht verschulden, die Erde unbewohnbar gemacht zu haben«, rief Havvanur Adak ihren Mitstreitern am Elefantenklo zu, wo die Demonstranten Halt machten. Die Zeit sei knapp, die Tiefe der Klimakrise werde nicht verstanden. Die Ostschülerin forderte: »Hört uns Jugendlichen zu! Wir fordern Veränderungen für unser aller Wohl.«

Ebenfalls thematisiert wurde der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Zahlreiche Teilnehmer hatten Putin-kritische Plakate dabei und forderten einen Boykott russischen Erdgases. Ein Vertreter der Studierendenbewegung »Students For Future«, der sich nur als »Basti« vorstellte, kritisierte den polnischen Staat, der für Ukrainer seine Grenzen öffne, Geflüchtete aus anderen Teilen der Welt jedoch abweise. Die »Einteilung in richtige und falsche Geflüchtete« sei eine »brutale Doppelmoral«. Der junge Mann forderte die »schnelle und unbürokratische Aufnahme aller Schutzsuchenden« und erntete dafür reichlich Applaus.

Anni Sander, die für »Parents For Future« sprach, rief die Eltern- und Großelterngeneration dazu auf, »die Fridays zu unterstützen« - nicht nur, in dem sie mitlaufen, sondern indem sie sich auflehnen. Mythen, wonach Freiheit »etwas mit Tempo 180 auf der Autobahn zu tun hat, wollen wir nicht mehr hören«.

Vor dem RP machte Stephan Kannwischer aus Hungen auf die durchaus nicht immer identischen Ziele von Landwirten und Klimaschützern aufmerksam: »Dass wir heute hier zusammen stehen, zeigt, welche Fehlplanung der Entwurf des Regionalplans darstellt.« Man müsse einen Kompromiss finden, damit nicht zu viele Flächen versiegelt werden, genug Raum für Lebensmittelerzeugung bereitstehe und die Vielfalt in der Natur erhalten bleibe. Und auch die Wissenschaftler der »Scientists For Future« kritisierten den Textentwurf, mit dem sich die großen Ziele der Klimaschützer nicht erreichen ließen. Dr. Philipp Kraft appellierte daher an die Aktivisten: »Schreibt noch ein paar Einwände nach der Demo. Noch habt ihr Zeit.«

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