Kompass im Berufsdschungel

Von Anlagenmechaniker bis Zollbeamter: Die Messe »Chance« in den Hessenhallen Gießen geht am Samstag, 28. Januar, weiter. 230 Aussteller präsentieren rund 300 Berufe.
Gießen. Viele Wege führen zum Traumberuf. Bei einem Angebot von knapp 330 dualen Ausbildungsberufen und rund 20 000 Studiengängen haben junge Menschen heute die Qual der Wahl. Eine Orientierungshilfe im Dschungel der Möglichkeiten will die Chance im Ausstellungszentrum Hessenhallen bieten. Die größte Messe für Beruf und Karriere in Mittelhessen zog bereits am gestrigen Freitag Tausende von Schülern an. Am heutigen Samstag öffnet die Messe von 10 bis 17 Uhr erneut ihre Pforten.
Mit 230 Ausstellern verteilt auf 7000 Quadratmetern bricht die 15. Chance ihren bisherigen Rekord aus dem Jahr 2020. Die teilnehmenden Unternehmen kommen aus Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistung und Pflege. Auch Institutionen, Verbände und Freiwilligendienste präsentieren ihr breites Spektrum. Darüber hinaus informieren (Hoch-)schulen und Berufsakademien über ihr vielseitiges Angebot. Kurzum: Die Chance deckt von der Berufsorientierung über die Aus- und Weiterbildung bis hin zu Studium, Job oder Auslandsaufenthalt alle Bereiche der Karriereplanung ab.
Auf positive Resonanz stießen am Freitag messebegleitende Fachvorträge, bei denen weiterführende Inhalte rund um die Themen Ausbildung, Coaching, Weiterbildung, Fachkräfte und Studium vermittelt wurden. Insgesamt stehen an beiden Tagen etwa 30 Vorträge auf dem Programm.
Obwohl am Freitag überwiegend Schüler(innen) die Messe besuchten, richtet sich die Karrieremesse auch an Arbeitssuchende, Weiterbildungsinteressierte, Wiedereinsteiger, Umschüler, Eltern und Lehrer. Erklärtes Ziel ist es, Arbeitgeber mit potenziellen Arbeitnehmern zusammenzubringen. Denn auch im Zeitalter von Digitalisierung ist ein persönliches Gespräch durch nichts zu ersetzen. So waren neben Personalverantwortlichen an vielen Ständen auch Auszubildende zu finden, die den jungen Besuchern auf Augenhöhe ihren Beruf vorstellten.
Talente direkt ausprobieren
Über 300 unterschiedliche Berufsbilder werden auf der diesjährigen Chance präsentiert, vom Anlagenmechaniker bis zum Zollbeamten. Dabei haben sich die Aussteller so einiges einfallen lassen, um auf sich aufmerksam zu machen. Neben den üblichen Give-aways können an den Ständen beispielsweise Werkzeuge ausprobiert. »Wir bieten eine hochwertige Ausbildung an, um dem Fachkräftemangel im Pflegebereich effektiv entgegenzuwirken«, erklärt Awo-Praxiskoordinator Michael Boit. Gleich für sieben unterschiedliche Ausbildungsberufe wirbt die Firma Rovema. Nach Auskunft des gewerblichen Ausbilders Marc Zeidler sind vor allem die rund zehn Ausbildungsplätze im gewerblich-technischen Bereich schwer zu besetzen. »Zum Glück ist unser Stand gut frequentiert«, freut er sich.
Am Stand der Bäckerei Künkel hat es sich Geschäftsführer Tobias Künkel nicht nehmen lassen, die jugendlichen Besucher selbst zu beraten. »Da es schwierig ist, Leute zu finden, die gerne nachts arbeiten, haben wir mehr in die Tagschicht verlegt«, verrät er.
Bewerber sind auch im Hotel Steinsgarten in Gießen immer willkommen. Der stellvertretende Hoteldirektor Yilmaz Arslan empfielt: »Ganz wichtig ist es, vor der Ausbildung ein Praktikum bei uns zu absolvieren. Dann wissen beide Seiten, was sie erwartet.« Das Hotel sucht Köche sowie Hotel- und Restaurantfachleute, auch für Partnerhotels.
Gut frequentiert war auch der Stand des zum Deutschen Roten Kreuz gehörenden Freiwillligendienstes Volunta. »Wir bieten unterschiedliche Programme im In- und Ausland an«, erklärte Programmberaterin Katja Guthörl. Nach Corona sei vor allem die Nachfrage nach Auslandsaufenthalten erheblich gestiegen.
»Ich weiß noch nicht so genau, was ich werden möchte und konnte mich hier umfassend informieren«, erklärte die 13-jährige Line, die gemeinsam mit der achten Klasse der Gesamtschule Busecker Tal die Messe besuchte. Ihre Freundin Susanna hingegen interessierte sich für Innenarchitektur und Raumgestaltung und sammelte hier eifrig Material.
»Feste Größe in der Region«
Eröffnet wurde die Messe, die unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rein steht, von Dr. Manuel Lösel. Der Staatssekretär des Hessischen Kultusministeriums bezeichnete die Chance vor allem vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels als »gewinnbringend« und »gute Werbung für Unternehmen und Berufe.« »Duale Ausbildung ist das Großartigste, das wir haben.«
Landrätin Anita Schneider lobte die Karrieremesse als »feste Größe in der Region« und Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher bezeichnete die mittelhessische Ausbildungslandschaft als »stark«.
