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Konzerte vor offenen Fenstern

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Ungewohnte Bühne: Gabriel Brand, Matthias Willner, Friedhelm Schäfer und Martin Köster alias Tiefblech 13 beim Platzkonzert im Uniklinikum. Foto: Schultz © Schultz

Gießen (hsch). Die schöne Tradition des Platzkonzerts wurde Donnerstag im Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) wiederbelebt. Das Gießener Blechbläserquartett Tiefblech 13 spielte gleich vor drei Gebäuden der Klinik auf. Die anwesenden Patienten, Mitarbeiter und Besucher fühlten sich höchst angenehm berührt.

Das war nicht verwunderlich. Gabriel Brand, Matthias Willner, Friedhelm Schäfer (alle Posaune) und Martin Köster (Tuba) sind allesamt erfahrene Instrumentalisten. Musik gab’s an diesem Abend vor dem Hauptgebäude, im Innenhof der alten Chirurgie und vor der Palliativstation. Unter dem internen Titel »Serenaden im Krankenhaus« hatten die Blechbläser ein attraktives Programm mit romantischen (»Ännchen von Tharau«) und volkstümlichen Liedern (»Am Brunnen vor dem Tore«) sowie Pophits (»Yesterday«) zusammengestellt.

So verbreiteten die Bläser vor der nüchternen Fassade und den wenigen Passanten und Patienten eine wohlige Wärme. Zu hören war die Musik auch schon lange, bevor man den Spielort erreichte. Das Quartett widmete sich aber durchaus auch den leiseren Tönen und langsameren Tempi, schließlich geht man im Krankenhaus abends bekanntlich schon etwas früher zur Ruhe.

Los ging’s mit Billy Joels »Longest Time«. In einem beschwingten Tempo war der Sound der einzelnen Instrumente leicht heraushörbar, und auch der Ensembleklang glänzte mit schönster Natürlichkeit. Auffallend war, wie die Emotionalität durch das schöne tiefe Spektrum der Instrumente deutlich wurde. Der Beatles-Evergreen »Yesterday« kam dann geradezu samtweich daher, entkoppelte und beruhigte die Zuhörer: der Zauber funktionierte.

Viele Fenster öffneten sich, soweit möglich, und auch auf so manchem Balkon standen Menschen und lauschten. Im Innenhof der alten Chirurgie, einem um diese Zeit üblicherweise menschenleeren Areal ohne Fußgängerverkehr, klang das Platzkonzert noch deutlich besser: die Wände reflektierten die Töne, was sich zu einem sehr angenehm konsumierbaren Sound summierte. Vielleicht ein zukünftiger Spielort.

Auch wenn das alles etwas merkwürdig, zumindest ungewohnt wirkte, fanden sich nach kurzer Zeit auch hier einige Mitglieder der Pflegeteams ein und lauschten den Klängen mit frohen Mienen. Bei »Down by the Riverside« ließ sich dann auch ein bisschen mitwippen. Der gefühlvolle Ausklang war dann das Ständchen vor der Palliativstation. Es erinnerte ein bisschen an die Hinterhofkonzerte, die viele Musiker in der Zeit des Lockdowns mit großem Erfolg für ihre direkten Nachbarn gespielt hatten.

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