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Oftmals übersteigen möblierte Wohnungen das für Miete eingeplante Budget. Und Wohnungen mit Mobiliar zu vermieten ist ein Trend, den der Mieterverein auch für Gießen beobachtet hat. Symbolfoto: Christin Klose/dpa

Wohnungssituation

Kritik: Intransparent und teuer

Laut Mieterverein nimmt das Angebot von möbliertem Wohnraum auch in Gießen zu und kritisiert dies als «echte Preistreiber«.

Gießen (red). »Zunehmend oft werden Wohnungen mit Möbeln vermietet, das ist für Mieter teuer. Auch in Gießen nimmt diese Art des Wohnraums zu«, hat der Mieterverein beobachtet. In München und Stuttgart würden möblierte Wohnungen bereits rund 30 Prozent des Angebots ausmachen. Der Mieterverein fordert eine Regelung, die Kosten für die Möblierung gesondert auszuweisen und sie zu begrenzen.

In der Pressemitteilung heißt es weiter: »Die Zahl der Wohnungen in Deutschland, die möbliert vermietet werden, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das geht aus einer Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des Bundesbauministeriums hervor. Die für die möblierten Wohnungen zu zahlende Miete ist oft sehr viel teurer als die normale Miete für eine unmöblierte Wohnung,« beklagt der Mieterverein Gießen.

Die Initiative »Stadt für alle« und der Mieterverein hätten bereits mehrfach öffentlich darauf aufmerksam gemacht, dass es in Gießen sogenannte »Investoren« gebe, die es sich zum Geschäftsprinzip gemacht hätten, ältere Wohngebäude aufzukaufen, sie zu sanieren und dann überteuert möbliert weiterzuvermieten. »Es entstanden so in den letzten Jahren weit mehr ein gutes Dutzend quasi kleiner privater Studentenheime auf WG-Basis. Die Brutto-Mieten betragen dort nicht selten über 30 Euro und mehr. Vom Magistrat und dem zuständigen Sozialdezernenten Franceso Arman von der Linken wird das nur kopfschüttelnd als »Einzelfälle« abgetan. Aber in der Summe führen die angeblichen Einzelfälle dazu, dass auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt in der Stadt immer mehr preisgünstiger Wohnraum verschwindet und Mieter mit kleiner Geldbörse das Nachsehen haben,« beklagt der Mieterverein.

Der Anteil der öffentlich inserierten Wohnungen, die möbliert angeboten wurden, habe in den Jahren 2009 und 2014 den Angaben zufolge noch bei jeweils rund 3,5 Prozent gelegen. Dies entspreche 32 000 bis 38 000 Wohnungen pro Jahr. Im Jahr 2021 sei die Zahl auf rund 114 000 Inserate gestiegen - damit machten möblierte Wohnungen rund 13 Prozent aller über Internetportale und Onlineauftritte von Zeitungen angebotenen Wohnungen aus.

Der Sprecher des Mietervereins Gießen, Stefan Kaisers, erklärt dazu: »Grundsätzlich gilt, je größer die Stadt, desto mehr möblierte Wohnungen gibt es. Das ist so, weil zum einen der Bedarf dafür vorhanden ist, z.B. wegen befristeter kurzer Arbeitsverhältnisse oder aus touristischen Gründen, aber vorwiegend deshalb, weil Vermieter damit mehr Profit machen können. Möblierte Wohnungen entwickeln sich vielfach zu echten Preistreibern. Die Zuschläge für das Mobiliar sind dabei häufig intransparent und für Mieterinnen und Mieter nur schwer zu durchschauen. Und Wohnraum, der nur vorübergehend vermietet wird, fällt zudem nicht unter die Mietpreisbremse.«

Beim Mieterverein verlangt man deshalb, dass die Politik hier handelt. »Mieterinnen und Mieter von möblierten Wohnungen müssen in die Lage versetzt werden, die ortsübliche Angemessenheit der Wohnungsmiete zu überprüfen.

So könnte eine gesetzliche Regelung eingeführt werden, nach der beispielsweise die Kosten für die Möblierung gesondert auszuweisen sind und auch begrenzt werden. Das verhindere Missbrauch und schafft Transparenz. Für die Berechnung des Möblierungszuschlages gibt es zwei Modelle, das Berliner und das Hamburger Modell.

Im geplanten Mietspiegel für Gießen sollte darauf Bezug genommen werden,« heißt es in der Presseerklärung des Mietervereins.