Lebenslang miteinander lernen

Das »Forum Alter und Jugend« Gießen besteht seit 25 Jahren. Das Jubiläum wurde mit einer Feierstunde in der vollbesetzten Kunsthalle gefeiert.
Gießen. Seit einem Vierteljahrhundert gibt es den gemeinnützigen Verein »Forum Alter und Jugend«. Gegründet wurde er 1998 mit dem Ziel, den Generationendialog zu fördern. In einer Feierstunde in der Alten Kunsthalle erinnerten Gründerinnen und Mitglieder an die Anfänge und blickten in die Zukunft.
»Es bleibt spannend«, sagte die Vorsitzende Ute Riehm bei der Begrüßung in der vollbesetzten Kunsthalle mit Blick auf die Zukunft des Vereins. Vorhersagen seien generell schwierig, denn: »Nichts ist beständiger wie der Wandel«. Die erfolgreiche Arbeit bislang aber sei auch ein Verdienst der mehr als 200 Mitglieder, dankte Riehm den Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Sie hätten auch in den schwierigen Jahren der Pandemie dem Vereine die Treue gehalten.
Sozialdezernent Francesco Arman unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung des Vereins, der Alte und Junge zusammenbringe. »Ohne Sie wäre unsere Gesellschaft ein Stück ärmer«, stellte er fest.
Mitglied Gundula Schütze interviewte Gisela Cordes, die von Anbeginn dabei war und auch als Vorsitzende fungierte, wie sie zum Forum fand. 2001, nach Beendigung ihrer Berufstätigkeit als Lehrerin, nahm sich die Seniorin vor, viel zu machen. »Ich war voller Ideen, was machst Du aus Deinem Alter«, bekannte die 82-Jährige. Sie arbeitete schon vorher im Siegerland im Schülertheater und mit Erwachsenen in diesem Bereich. Der alten Dame fiel passend dazu ein Flyer vom Forum Alter und Jugend in die Hände. Ein Theaterstück wurde dort angekündigt und sie rief deswegen beim Verein an. Am Telefon hatte sie Dr. Brunhilde Arnold, die sie sofort zur Mitgliederversammlung einlud. Zehn Menschen saßen am Tisch und nach zwei Stunden habe sie gedacht: »Da machst Du mit«. Sie habe das Glück gehabt, anfangs mit dem verstorbenen Dieter Kimpel zusammenzuarbeiten, der für ein Projekt an der Grundschule Gießen-West schon die Strukturen geschaffen hatte und die Idee entwickelte, dass Alte und Junge etwas zusammen machen. Und so gingen die vielen Jahre der aktiven Mitarbeit ins Land.
Ein Jahr später trat sie der Theatergruppe bei. Das Vorstandsmitglied lernte so viele aktive Menschen kennen und hatte viel Freude, neue Dinge kennenzulernen und miteinander zu teilen - das sei der wesentliche Punkt. Durch Anzeigen im Seniorenjournal fanden sich Gleichgesinnte zusammen, um Interessen zu vertiefen und sie weiterzugeben. Erika Müller beispielsweise führte jahrelang viele Wanderungen in der Umgebung durch und erläuterte archäologische Besonderheiten. Der Wunsch im Forum sei immer gewesen, dass Menschen entdecken, was sie selber können und auch, was sie noch lernen möchten.
Gundula Schütze zeigte sich beeindruckt von den Intentionen der damaligen Gründerinnen. Deren Antrieb war lebenslanges Lernen, aktiv bleiben und sich mit etwas auseinandersetzen, was man im eigenen Leben noch gar nicht erlebt hatte. Wichtig sei der wertschätzende Umgang miteinander.
Bei den verschiedenen Projekten, wie den Grundschulpaten oder den Sprachangeboten, können alle Mitglieder des Vereins mitmachen. Von Anfang war das Forum darauf bedacht, seine Arbeit so zu gestalten, dass nicht viel Geld fließen muss. Einzige Ausnahme: die Computerkurse, die berechnet wurden. Immer wieder gab es Aufrufe, »damit man offen und neugierig bleibt, sich nicht in seinem Sessel verkriecht und denkt, ich kann nichts mehr«, wie es Gisela Cordes formulierte. Die Mitgliedschaft im Verein ist die Bedingung, wenn jemand ein Projekt anbietet oder an einem teilnimmt. 20 Euro im Jahr kostet der Vereinsbeitrag.
Monatliche Ausflüge dienen dem Kennenlernen untereinander. Viele gute Projekte gab es in den vergangenen 25 Jahren, doch nicht alles, was geplant wurde, konnte auch umgesetzt werden, bedauerte Gisela Cordes. 20, 30 Projekte stehen auf ihrer Liste. Das Rappen beispielsweise in der Nordstadt hätte sie gerne kennengelernt. Dafür gab es viel Beifall im Saal. Bilder betrachten mit Kindern, kam zu ihrem Leidwesen auch nicht zustande. »Die Ideen gehen mir nicht aus«, versicherte sie den Gästen.
»Ich wünsche mir, dass noch viele Menschen mit lange gehegten Ideen den Mut finden, unter dem Dach des Forums Alter und Jugend mitzumachen«. Auch diesen Wunsch unterstrichen die Gäste mit kräftigem Beifall.