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Lebensretter im UKGM-Foyer sichtbar

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Stephan Rau, Sabine Rau und Anja Schaal haben für das Bild des Ehepaares eng zusammengearbeitet. Foto: Volpe © Volpe

Lebensfroh und stark wirkten die Menschen auf den Bildern der Ausstellung »LebenSpenden« am UKGM: Im Foyer werden berührende Geschichten von zehn Familien erzählt.

Gießen . Arm in Arm lächelten Sabine und Stephan Rau vor weißem Hintergrund mit strahlenden Augen in die Kamera. Das große Foto an der Wand wirkt freundlich, das Ehepaar, als hätten sie die schwere Lebendnierenspende nie durchlitten.

Entscheidung in Zeiten der Trauer

Ebenso lebensfroh und stark wirkten auch die Menschen auf den anderen Bildern der Ausstellung »LebenSpenden« am Gießener Standort des UKGM: Im unteren Foyer werden die berührenden Geschichten von zehn Familien erzählt, die sich entschieden, Organspender zu werden und somit Leben zu retten. Neun von ihnen verloren einen geliebten Menschen und mussten in der Zeit der Trauer und des Verlusts die Entscheidung treffen, ob die Organe der verstorbenen Person gespendet werden sollen; sie entschieden sich dafür.

Die meisten Werke der Fotoausstellung sind Leihgaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und wurde auf Initiative der Transplantationsbeauftragten am UKGM, Sabine Moos, nach Gießen geholt. Das Bild der Familie Rau schoss Anja Schaal, eine Fotografin aus Gießen.

Eröffnet wurde die Ausstellung durch eine Rede von Prof. Andreas Bönning, dem ärztlichen Direktor der Herz-, Kinderherz-, und Gefäßchirurgie des UKGM. Er sprach die Dringlichkeit von der Bereitschaft, Organe zu spenden, an, es gehe um die kontroverse »Widerspruchslösung«, nach welcher sich alle Menschen klar entscheiden müssen, ob sie nach ihrem Tod Organe spenden möchten oder nicht, und es gehe um die Frage, wie das Thema der Transplantation an die Öffentlichkeit getragen werden könne.

Ebenso adelte PD Dr. Ana Paula Barreiros, Geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), die Angehörigen von Organspendenden als großherzig und mutig. Man müsse den Blick besonders auf sie richten, denn sie treffen schwere, mutige Entscheidungen«, erklärte sie in ihrer Rede.

Danach wurde ein Film gezeigt. Filiz Taraman-Schmorde erzählte die Geschichte vom Unfall ihres Bruders und der darauffolgenden Organspende. »Alle Spenderinnen und Spender sind Helden in meinen Augen«, bekundet sie. Es gehe nicht um Identität oder eine Religionszugehörigkeit, sondern darum anderen Menschen das Leben zu retten.

»Es dauerte über eine Stunde bis dieses Bild entstand«, erzählte Anja Schaal und sah sich ihre Fotografie der Familie Rau an. »Die innige Bindung zwischen dem Ehepaar zu spüren, war eine sehr berührende Situation.« Sowohl Stephan als auch Sabine Rau arbeiteten am Universitätsklinikum Gießen und Marburg, weshalb das Gebäude kein Ort des Schreckens für sie war.

Jahrelange Wartezeit

Stephan Rau leidet an einer erblich bedingten Zystennierenerkrankung (ADPKD). Nach jahrelangem Warten auf eine neue Niere, zahlreichen Krankenhausaufenthalten und ständigem Leid entschied sich das Ehepaar für eine Lebendspende. »Für mich war das überhaupt keine Frage. Entweder ich spende, oder ich besuche meinen Mann auf dem Friedhof«, berichtet Sabine Rau von dieser schwierigen Zeit. Auch ihre beiden Söhne, hätte das Ehepaar in diese Entscheidung integriert. »Natürlich hatten die Kinder Angst, aber wir haben ausführliche und lange Gespräche geführt. Es war uns wichtig, die beiden auf diesem Weg mitzunehmen.« Mit funkelnden Augen ergänzte Stephan Rau, dass sie auch Vorbilder sein wollen und mit gutem Beispiel vorangehen wollen. Ein Kind leide unter der gleichen Krankheit. Diese schockierende Nachricht hätten sie erst nach ihrer Transplantation erhalten, doch genau aus diesem Grund wollen sie ein Vorbild sein.

Das Ehepaar empfindet es als kleines Wunder, dass alles so gut verlaufen ist. Es hätte schließlich auch Komplikationen geben können, doch dies sei nicht der Fall gewesen.

8500 Menschen auf der Warteliste

Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) hätten im Jahr 2022 869 Menschen nach ihrem Tod Organe gespendet. 64 Personen weniger als noch 2021. Auf der Warteliste stehen derzeit 8500 Menschen, so die DSO. Organe zu spenden, kann Leben retten; wer spendet, wird zum Helden. Dies ist die Botschaft der Fotoausstellung im UKGM.

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