»Man stelle sich eine lange Ehe vor«

Sie gelten als Miterfinder des Mittelalter-Rock: Nun kommen die Musiker von Subway to Sally spielt am 17. Dezember in die Hessenhalle. Ein Interview mit Sänger Eric Fish.
Gießen. Vor 30 Jahren gründete sich in Potsdam die Band Subway to Sally, die mit ihrer Mischung aus Rock, Folk, Mittelalter-Klängen sowie schon bald auch deutschsprachigen Texten zu den Mitbegründern eines eigenen musikalischen Genres wurde. Zum Jubiläum der noch immer weitgehend in ihrer Ur-Besetzung spielenden Band kommt sie auf ihrer aktuellen Tour am Samstag, 17. Dezember, zusammen mit musikalischen Gästen in die Hessenhalle. Die »Eisheilige Nacht« mit Subway to Sally, in Gießen ist fast schon eine vorweihnachtliche Tradition, musste wegen der Pandemie zweimal verschoben werden. Nun geht es also endlich wieder auf die Bühne. Der Anzeiger hat Sänger Eric Fish (53) befragt: über das lange Miteinander, stilistische Brüche und den Sieg beim Bundesvision Song Contest 2008.
Das Erste zuerst: Wie fanden die Musiker von Subway to Sally vor mehr als 30 Jahren zusammen? Und was war die musikalische Ausgangsidee?
Potsdam hatte ein sehr kleine, aber feine, Musikerszene. Man kannte sich. Die Wendezeit hatte vieles umgekrempelt und so wurde die Idee geboren, eine Folkrockband zu gründen. Vermeintlich etwas völlig Neues.
Damals war sicher kaum abzusehen, wie sich die Geschichte der Band fortsetzen würde. Wann haben Sie gemerkt, dass dieses Projekt eine lange Zukunft haben könnte?
Sehr schnell, aufgrund des doch sehr schnell zu bemerkenden Zuspruches. Die Konsequenz war, mit aller Kraft und Überzeugung am Projekt Subway to Sally zu arbeiten.
Eins der Markenzeichen der Band sind die anspielungsreichen, metaphernstarken deutschen Texte. War das damals eine mutige Entscheidung, nachdem die Texte zunächst noch Englisch waren? Oder schlicht eine innere Überzeugung?
Ein ganz entscheidender Schritt. Wir wollten mehr, als in der riesigen Kiste irischer, schottischer und mittelalterlicher Folkmusik zu wühlen. Wollten etwas sagen, ausdrücken. Da wir mit Bodenski (Gitarrist und Textschreiber Michael Boden, Anm.d.Red.) den richtigen Mann in der Band hatten, erwies sich dieser Schritt als richtig und stilprägend.
Ihre Musik wird zwischen Folk und Mittelalter-Rock verortet, hatte aber immer wieder stilistische Brüche. Wie lässt sich Subway to Sally inspirieren? Wie entscheidet die Band, in welche Richtung es beim jeweils nächsten Album geht?
Das ist vor allem Zeitgeist, welcher sich in den Köpfen der jeweiligen Komponisten manifestiert. Geprägt durch offensives Analysieren aktueller Musik kommt vor allem unser Mastermind Ingo Hampf immer wieder auf neue, möglicherweise auch verrückt anmutende Ideen.
Kann man sagen, dass dieses Bandprojekt maßgeblich an der Schaffung eines eigenen Genres beteiligt war?
Das kann man sagen. Wahrscheinlich gäbe es den Begriff »Mittelalterrock« ohne uns nicht. Obwohl wir nicht müde werden zu betonen, dass diese Schublade zu klein für uns ist.
Gab es in den vergangenen 30 Jahren auch Momente, in denen Sie sich auf Abwegen unterwegs fühlten? Gab es Brüche, vielleicht sogar Krisen?
Natürlich. Die gibt es über solch eine lange Zeit mit solch eigenwilligen Akteuren. Wir haben sie aber alle durch sehr erwachsenes miteinander Umgehen gemeistert.
Subway to Sally bewegt sich in der enormen Spannbreite zwischen dem Metal-Festival in Wacken und dem Bundesvision Song Contest. Haben Sie keinerlei Berührungsängste mit unterschiedlichen Formaten? Oder stand die Band versehentlich auch schon mal auf der falschen Bühne?
Keine, sondern immer der Überzeugung folgend, dass unsere Musik jedwede Art von Publikum begeistern muss.
Abschließend: Wie hält man es 30 Jahre lang zu siebt in der Subway aus - und was treibt Sally eigentlich heute?
Man stelle sich eine lange Ehe vor. Jeder kennt den Anderen bis auf’s Innerste. Die Bereitschaft, auf jeweils andere Meinungen, Ansichten, Positionen einzugehen und diese kontrovers aber positiv zu bereden, sowie die Kraft, die immer wieder aus neuen Projekten erwächst zu nutzen, macht es möglich. Aktuell sind wir in der letzten Phase der Fertigstellung des neuen Albums »Himmelfahrt«. Wir sind sehr froh und stolz auf die Musik auf diesem Album. Veröffentlichung ist am 24. März.
Subway to Sally spielt am Samstag, 17. Dezember, zusammen mit den Bands Mr. Hurley & die Pulveraffen, Tanzwut und Mr. Irish Bastard in der Gießener Hessenhalle. Los geht es um 19 Uhr. Tickets gibt es für 43,70 Euro bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.