1. Startseite
  2. Stadt Gießen

Manolito geht stiften

Erstellt: Aktualisiert:

giloka_0108_zirkusBCZ_86_4c
Franz Barelli mit seinen Kamelen. Die Tiere gehören zur Familie, ist die Philosophie. Fotos: Czernek © Czernek

Wenn der Esel abhaut, haben nicht nur die kleinen Zuschauer großen Spaß : Der Traditionszirkus Barelli feierte in Gießen gelungene Premiere und gastiert noch bis 28. August in der Stadt.

Gießen. Zirkus live erleben - das ist nach langer Abstinenz in Gießen wieder möglich: Der Circus Gebrüder Barelli gastiert zurzeit in der Stadt, allerdings nicht an dem üblichen Standort auf dem Messeplatz an der Ringallee, sondern auf einer Wiese an der Marburger Straße, hinter dem Mercedes-Händler Neils und Kraft. Dort steht nicht nur ein großes Zirkuszelt samt dem benötigtem Equipment: Auch eine Vielzahl von Hüpfburgen sind aufgebaut und vor dem Eingang lädt ein kleiner Biergarten zum Verweilen ein. Insgesamt ein Minifreizeitpark für die ganze Familie.

Bei strahlendem Sonnenschein war am Samstagnachmittag Premiere. Mit großen Augen verfolgte das Publikum, das überwiegen aus kleinen Zuschauern bestand, die rund 2,5 stündigen Show. Die Kinder folgten begeistert dem Geschehen in der Manege und sie ließen keinen Zweifel daran, dass Zirkus nichts von seiner Faszination eingebüßt hatte. Eine Live-Show ist eben durch nichts zu ersetzen.

Die Vorstellung bot alles, was das Herz eines Zirkusbegeisterten höher schlagen lässt: Ein fröhlicher Clown, beeindruckende artistische Leistungen, Jonglagen und charmante Tierdressuren. Das Treiben im Rund der Manege begann mit dem Einmarsch einer fröhlichen, kleinen Alpaka-Herde, die munter hereinstürmte. »Der Circus der Brüder Barelli ist ein Traditionszirkus in der achten Generationen«, wie Harry Barelli, Seniorchef und Conférencier des Nachmittags, nicht ohne Stolz dem Publikum erzählte.

Und zu einem solchen Zirkus gehören auch Tiernummern, darüber ist sich die Barelli-Familie einig. Natürlich wissen sie um die Diskussionen darüber, doch bei ihnen gibt es nur Tiere, die schon lange an Menschen gewöhnt sind, wie Esel, Ponys, Hunde oder auch Kamele. Mit den Wüstenschiffen durften die Kinder in der Pause auch einige Runden drehen. »Die Zeiten der Wildtiere wie Löwen und Elefanten in der Manege sind vorbei«, sagte Timmy Spindler-Barelli, der gemeinsam mit seinem Bruder Franz den Zirkus leitet. »Unsere Tiere sind Haustiere und gehören zur Familie«. Das sieht man ihnen auch an: Alle sind gut gepflegt. Auch das Veterinäramt hat das am Freitag den Verantwortlichen bescheinigt.

Dass bei einer Live-Show nicht alles glatt läuft und schon gar nicht, wenn ein Esel auftritt, dass konnten die Zuschauer am Samstagnachmittag hautnah erleben: Mitten im Auftritt hatte Esel Manolito genug, lief durch die Zuschauerreihen hinaus ins Freie und konnte nur mit Mühe davon überzeugt werden, wieder zurückzukehren - sehr zum Vergnügen der jungen Zuschauer. Wer einmal Zirkusluft geschnuppert hat, den lässt das nicht mehr los, denn schon die Jüngsten der Barelli-Familie sind mit am Start, die Enkelkinder des Seniorchefs. Antonio und Francesco, traten als die »Barelli-Brüder« mit einer klassischen Jonglage-Nummer auf und zum Schluss zeigte Ramona Barelli, was man alles mit großen Hula-Hoop- Reifen so machen kann. Die Schwester der beiden Barelli-Brüder gab einen Einblick in die Artistik am Ringtrapez in schwindelnder Höhe unter der Zirkuskuppel.

Komplettiert wurde die Vorstellung durch eine lustige Hundevorführung und artistische Darbietungen der Casablanca-Boys, zwei feschen Jungs aus Marokko und Alfredo, einem Diabolo-Künstler aus der Ukraine, der am Samstag das erste Mal seit dem Kriegsbeginn wieder vor Publikum auftrat.

Für den Zirkus war es in vielerlei Hinsicht eine Premiere: Es war nicht nur das erste Gastspiel in Gießen nach etlichen Jahren, es war für sie der erste öffentliche Vorführung seit drei Jahren. Entsprechend viele Hoffnungen und Erwartungen verbindet die Mannschaft mit ihrem Gastspiel in Gießen, denn sie hatten während der Pandemie-Zeit keine Einnahmen, erhielten keinerlei staatliche Hilfen und dennoch mussten sie sich und ihre Tiere unterhalten.

Nun sind die Reserven aufgebraucht, wie der Seniorchef offen zugab. Er appellierte an das Publikum sie zu unterstützen, indem sie zu den Vorstellungen kommen, damit der Zirkus nicht untergeht. Einen besonderen Dank sprach er Michael Kraft, dem Geschäftsführer des Autohauses, aus, der das komplette Gelände kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. »Ohne ihn hätten wir hier nicht gastieren können« und er ergänzte dies mit der alten Zirkusweisheit: »Morgen wird alles besser«. Bis zum 28. August ist der Zirkus noch in der Stadt.

Weitere Vorstellungen: Mittwoch bis Samstag jeweils 16 und 19.30 Uhr; Sonntag: 11 und 15 Uhr. Familientag: Jeden Mittwoch und Donnerstag, 16 Uhr, gibt es ermäßigte Preise.

Weitere Informationen im Internet: www.circus-gebrueder- barelli.jimdosite.com.

giloka_0108_zirkusBCZ_86_4c_2
Trapezkünstlerin Ramona. © Barbara Czernek
giloka_0108_zirkusBCZ_86_4c_1
Ein kleiner Freizeitpark erwartet Groß und Klein an der Marburger Straße. © Barbara Czernek

Auch interessant